Ampel blinkt – aber Autos fahren über Bahnübergang
Bei Bahnübergängen kündet ein Läuten und ein Lichtsignal herunterkommende Schranken an. Viele fahren aber dennoch. Ist das gefährlich?

Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder kommt es bei Bahnübergängen zu Unfällen.
- Grund dafür in 75 Prozent: Missachtung der Signalisation.
- Immerhin: Meist kommt es nur zu einem Sachschaden ohne Verletzte.
Plötzlich staut es, wo es sonst nie staut, alle Ampeln sind rot oder man hat einen Traktor vor sich. Und wer eine Bahnschranke auf seinem Weg hat, muss dort sicher auch warten.
Das nehmen offenbar einige Autofahrende zum Anlass, den Bahnübergang auch dann noch zu passieren, wenn das Lichtsignal bereits blinkt.
«Etwa vier Autos haben das Signal ignoriert»
So auch an einem frühen Morgen im Oktober, wie Nau.ch-Leser Olivier M.* berichtet. «Ich war zu Fuss unterwegs, als die Warnsignale beim Bahnübergang vor mir angingen.»
Zu seiner Überraschung hält dies die Autofahrenden auf der Strasse aber nicht davon ab, trotzdem über den Übergang zu fahren. «Etwa vier Autos haben das Signal ignoriert.»
Olivier M. wundert sich: «Ich finde das recht gefährlich. Wenn die Schranken sich schliessen, ist man mit dem Auto eingeklemmt.»
Sogar Bus bleibt bei Bahnübergang stecken
Anders als zu Fuss oder mit einem Velo könne man schliesslich mit dem Auto nicht einfach unter der Schranke hindurchtauchen.
«Man kann zwar aussteigen und sich in Sicherheit bringen. Das Auto bleibt aber auf den Gleisen.»

Genau das passiert tatsächlich auch immer wieder. Diesen Sommer etwa in Horgen ZH, wo ein Fahrer von einem Zug eingeklemmt wurde.
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In Ittigen BE wurde vor einem Jahr sogar ein Bus unter der Schranke eingeklemmt.
«Personenwagen dominieren das Unfallgeschehen»
Nau.ch hat bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) nachgefragt. Sind Bahnübergänge Unfallherde, oder kann man mit dem Auto beim Überqueren mal ein Auge zudrücken?
«Jedes Jahr verletzen sich durchschnittlich 19 Personen an Bahnübergängen», so das BFU. Die Zahl der Unfälle ohne Verletzte liege wohl höher, werde statistisch aber nicht erfasst.
«Personenwagen dominieren das Unfallgeschehen. Gefolgt von Fussgängerinnen und Fussgängern, dann Motorrädern, Velos und E-Bikes.»
Besonders brisant: «In 75 Prozent aller Fälle war die Missachtung der Lichtsignale die Hauptursache für Unfälle auf Bahnübergängen.»
Führt Zeitdruck zu Risikobereitschaft?
Warum es zu einer Missachtung der Signalisation kommt, kann man beim BFU jedoch nicht sagen.
«Es ist jedoch anzunehmen, dass Fahrzeuglenkende entweder aufgrund von Ablenkung ein Lichtsignal zu spät oder gar nicht wahrnehmen. Oder unter Zeitdruck eine erhöhte Risikobereitschaft zeigen», so das BFU.
Das Bundesamt für Verkehr BAV weist zudem darauf hin, dass es auch andere Gründe für Unfälle an Bahnübergängen gebe.
«Wenn Fahrzeuge in Bahnschranken eingeklemmt werden, dann kann das auch im Stossverkehr oder bei Pannen passieren. Und nicht nur aufgrund von Waghalsigkeit respektive bewusstem Missachten der Signale.»
50 Zusammenstösse – pro Jahr!
Immerhin, so das BAV: «Bahnübergänge sind grundsätzlich relativ sicher. Auch wenn hin und wieder Unfälle geschehen, ist die Zahl im Gesamtkontext aller Strassenverkehrsunfälle klein.»
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Dennoch gebe es jährlich rund 50 Zusammenstösse zwischen Zügen und anderen Verkehrsteilnehmenden. Glücklicherweise hätten «die meisten Ereignisse nur Sachschaden zur Folge».
Und: «Die Anzahl Getöteter oder Schwerverletzter liegt pro Jahr in der Regel im tiefen einstelligen Bereich.»
*Name der Redaktion bekannt













