Protest

300 Schweizer laufen nach Gaza – Sorge

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Ägypten,

Mit der Aktion «Marsch nach Gaza» wollen Tausende Menschen gegen das Vorgehen Israels protestieren. Auch Hunderte Schweizer sind dabei.

Palästina
Pro-Palästina-Demonstranten wollen nach Gaza marschieren. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Hunderte Schweizer nehmen am sogenannten «Marsch nach Gaza» teil.
  • Die Bewegung kritisiert das israelische Vorgehen im Palästinensergebiet.
  • Schweizer Juden sprechen von einer einseitigen Aktion, die ein verzerrtes Bild zeige.

Eine 50-Kilometer-Strecke von Ägypten nach Gaza zu Fuss zurücklegen: Genau das hat eine Gruppe von Menschen ab dem kommenden Sonntag vor.

Wie RTS berichtet, werden Tausende Personen aus über 50 Ländern am sogenannten «Marsch nach Gaza» teilnehmen.

Gazastreifen
Die Lage im Gazastreifen bleibt angespannt. - keystone

Vertreten ist auch die Schweiz. 300 Schweizerinnen und Schweizer sollen losmarschieren. Das sind im Vergleich zu anderen Ländern verhältnismässig viele – die Initiative hat ihren Ursprung sogar in der Schweiz.

Selbst beschreibt sich die Bewegung als «zivilgesellschaftlich», «unpolitisch» und «unabhängig».

Organisatoren: Lage in Gaza wird immer schlimmer

Mitorganisatorin Aline sagt gegenüber RTS, man wolle Solidarität mit dem palästinensischen Volk zeigen. Ziel ist es, die Öffnung des Übergangs nach Rafah auszuhandeln. Allerdings weiss man in der Bewegung auch, dass dieses Vorhaben wohl kaum Erfolgschancen hat.

Frédéric Choffat, der ebenfalls teilnimmt, sagt, für ihn sei es wichtig, sich zu engagieren. Im Gegensatz zu den Politikern, die still bleiben. Er spricht zudem von einem «Genozid», der sich im Gazastreifen abspiele.

Arzt und Mitorganisator Hicham El Ghaoui berichtet zudem, dass sich die Lage im Gaza immer weiter verschlechtere. «Mit jedem Einsatz wurde es schlimmer», sagt der Mann, der bereits mehrmals vor Ort war.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz forderte Ägypten dazu auf, die Aktivisten zu stoppen. Die Marschierenden sollen nicht die Grenze zum Gazastreifen erreichen. Es ist unklar, wie genau Ägypten letztlich auf die Aktion reagieren wird. Die Aktivisten müssten Genehmigungen einholen, hiess es am Donnerstag lediglich.

SIG: Aktion zeigt «vereinfachtes und verzerrtes Bild»

Dass sich Schweizerinnen und Schweizer an der Aktion beteiligen, macht dem Schweizerischen Israelitischen Gemeidenbund SIG Sorgen. Die Aktion zeichne ein «sehr vereinfachtes und verzerrtes Bild der Realität», sagt Generalsekretär Jonathan Kreutner gegenüber Nau.ch.

Pauschale Demonstrationen gegen Israel würden dafür sorgen, dass jüdische Menschen in der Schweiz zusätzlich unter Druck geraten.

Jonathan Kreutner
Jonathan Kreutner ist Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, dem Dachverband jüdischer Gemeinden in der Schweiz. - zVg

Solche hochsymbolischen Protestformen wie der «Marsch nach Gaza» seien unter der Prämisse der Meinungsfreiheit zwar erlaubt. «Inhaltlich darf und sollte er aber auch kritisiert werden», so Kreutner.

Das Problem laut dem SIG: Der Marsch sei einseitig und trage wenig zur Deeskalation bei. «Die Aktion richtet sich explizit gegen Israel, ohne die Rolle der Hamas in diesem Konflikt angemessen zu thematisieren.»

Dialog statt Kampfbegriffe

Auch der SIG ist nicht mit allem einverstanden, was die israelische Regierung um Benjamin Netanjahu macht. Kreutner sagt: «Die Lage der Zivilbevölkerung in Gaza ist zweifellos dramatisch – das anerkennen wir und kritisieren das gegenüber der israelischen Regierung ebenfalls.»

Glaubst du an eine baldige Lösung im Nahostkonflikt?

Gerade deshalb sei es aber wichtig, dass man differenziere und den Dialog suche. Für Kreutner ist klar: «Wer jedoch Begriffe wie ‹Genozid› verwendet, verlässt den Boden der Realität und bedient sich politischen Kampfbegriffen.»

Pro-Palästina-Protest nimmt wieder zu

Die Lage scheint sich zurzeit hierzulande allgemein wieder zuzuspitzen. Jüngstes Beispiel sind die Pro-Palästina-Proteste in der Romandie, die unter anderem zu Einschränkungen im Bahnverkehr führten. Auch in Zürich wird heute Donnerstagabend demonstriert.

Der SIG beobachtet diese Zuspitzung ebenfalls, bestätigt Kreutner. Dies sowohl auf der Strasse als auch im digitalen Raum. «Viele dieser Proteste richten sich nicht mehr allein gegen den Krieg, sondern zunehmend gegen Israel als Staat.» Beispielsweise wird der jüdische Charakter Israels thematisiert.

Proteste Genf Palästina
Demonstranten blockierten am Sonntag die Gleise in Genf. - Screenshot X: @colibjclbm

Das habe dann auch Auswirkungen auf die Jüdinnen und Juden in der Schweiz. Beispielsweise merke man das an den gemeldeten antisemitischen Vorfällen.

Kreutner hält fest: «In diesem aufgeheizten Klima ist es zentral, dass Politik und Gesellschaft für demokratische Spielregeln und gegen jede Form von Hass einstehen.»

Der «Marsch auf Gaza» erinnert an die Aktion von Greta Thunberg. Die schwedische Klimaaktivistin wollte kürzlich mit verschiedenen Mitstreitern nach Gaza segeln. Israel stoppte das Schiff allerdings.

EDA warnt vor Festnahmen und Inhaftierungen

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verweist auf Anfrage von Nau.ch auf seine Reisehinweise für Ägypten.

Dort warnt das EDA unter der Kategorie «Aktuelles» vor einer Teilnahme am Marsch nach Gaza. «Veranstaltungen und Versammlungen, die nicht ausdrücklich von den ägyptischen Behörden genehmigt wurden, sind verboten», heisst es.

Die Teilnehmenden laufen Gefahr, festgenommen und inhaftiert zu werden, so das EDA auf seiner Seite.

Kommentare

User #6204 (nicht angemeldet)

Auf euch haben sie gewartet!!

User #2750 (nicht angemeldet)

Wenn ein Volk nach Ereignissen wie im Okt. 2023 jubelt und feiert kann kein Mitgefühl erwarten!

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