Israel weist Greta Thunberg und andere Gaza-Schiff-Aktivisten aus
Israel weist Greta Thunberg und die anderen elf Aktivisten des abgefangenen Gaza-Solidaritätsschiffs aus.

Das Wichtigste in Kürze
- Israel weist die Aktivisten des Gaza-Solidaritätsschiffs aus.
- Das Schiff mit Greta Thunberg an Bord wollte Hilfsgüter nach Gaza bringen.
- Einige Aktivisten müssen vor Gericht, weil sie Ausreisedokumente nicht unterschrieben habe
«Die Passagiere der «Selfie-Jacht» sind am Ben-Gurion-Flughafen eingetroffen, um Israel zu verlassen und in ihre Heimatländer zurückzukehren», schrieb das israelische Aussenministerium am frühen Morgen auf der Plattform X. Sie sollten noch heute ausreisen. Diejenigen, die sich weigerten, die Ausweisungsdokumente zu unterzeichnen, würden gemäss israelischem Recht vor eine Justizbehörde gebracht, damit die Ausweisung genehmigt werde.
Die israelische Armee hatte das Segelschiff «Madleen» auf dem Weg in den Gazastreifen am frühen Montagmorgen abgefangen – nach Angaben des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition rund 200 Kilometer von der Küste des Gazastreifens in internationalen Gewässern. Erst am Montagabend war das Schiff dann in der israelischen Hafenstadt Aschdod eingelaufen.
Laut israelischem Aussenministerium wurden die Aktivisten von Konsuln aus ihren jeweiligen Heimatländern am Flughafen empfangen. An Bord der «Madleen» waren Menschen aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, der Türkei sowie Brasilien.
Israel will Hilfsgüter nach Gaza schicken
Die Aktivistin Thunberg wirft Israel immer wieder vor, einen Völkermord an den Palästinensern zu begehen. Kritiker halten ihr dagegen vor, bei ihren Anschuldigungen das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 ausser Acht zu lassen, das den Gaza-Krieg ausgelöst hat.
Das Bündnis Freedom Flotilla Coalition teilte auf Telegram mit, die Aktivisten seien nach ihrer Ankunft in Aschdod registriert und in Gewahrsam genommen worden. «Wir fordern weiterhin die sofortige Freilassung aller Freiwilligen und die Rückgabe der gestohlenen Hilfsgüter. Ihre Entführung ist rechtswidrig und verstösst gegen das Völkerrecht», schrieb das Bündnis auf Telegram.
Die Hilfsgüter sollen israelischen Beamten zufolge nach Gaza geschickt werden.
«Madleen» sollte Hilfsgüter in Gazastreifen bringen
Die «Madleen» war vor gut einer Woche von Sizilien aus in See gestochen. Thunberg sowie die anderen Aktivisten – darunter Yasemin Acar aus Deutschland sowie eine französische EU-Parlamentarierin – wollten Hilfsgüter wie Babynahrung und medizinische Güter in den Gazastreifen bringen. Zugleich wollten sie mit der Aktion internationale Aufmerksamkeit auf die humanitäre Lage in dem dicht besiedelten Gebiet mit zwei Millionen Bewohnern richten.

Nach tagelanger Fahrt durch das östliche Mittelmeer war jedoch am frühen Montagmorgen Schluss: Die israelische Armee stoppte die «Madleen» kurz vor ihrem Ziel. Das israelische Aussenministerium betonte, alle Passagiere des – abschätzig als «Selfie-Jacht» bezeichneten – Schiffs seien sicher und unversehrt. Die Aktivisten hätten versucht, eine mediale Provokation zu inszenieren mit dem einzigen Zweck, öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen.
Israel wollte Aktivisten Hamas-Gräueltaten auf Video zeigen
Mehrere Heimatländer der Aktivisten boten für ihre Staatsbürger konsularischen Beistand an, auch Deutschland. Verteidigungsminister Israel Katz sagte, die Aktivisten hätten sich nach der Ankunft in Aschdod geweigert, ein Video anzusehen, das die Gräueltaten der islamistischen Terroristen vom 7. Oktober 2023 zeigt.
«Die antisemitischen Mitglieder der Flottille verschliessen die Augen vor der Wahrheit und haben einmal mehr bewiesen, dass sie die Mörder den Ermordeten vorziehen und weiterhin die Gräueltaten ignorieren, die die Hamas an jüdischen und israelischen Frauen, Erwachsenen und Kindern verübt hat», teilte Katz in der scharf formulierten Erklärung laut Medienberichten mit. Von den Aktivisten gab es hierzu zunächst keine Stellungnahme.
Stopp der «Madleen» ohne Zwischenfälle
Israel hatte den Stopp des Schiffs damit begründet, dass die Zone vor der Küste des Gazastreifens für nicht autorisierte Schiffe gesperrt sei. Nach der gewaltsamen Übernahme der Kontrolle im Gazastreifen durch die palästinensische Terrororganisation Hamas im Jahr 2007 hatte Israel seine Blockade des Küstenstreifens nochmals verschärft. Die von Ägypten mitgetragene Massnahme wird von Israel mit Sicherheitserwägungen begründet.

Nach israelischen Angaben verlief der Stopp der «Madleen» ohne Zwischenfälle. Es ist nicht das erste Mal, dass Aktivisten versuchen, die Blockade auf See zu durchbrechen. Bei einer Aktion im Jahre 2010 hatten israelische Soldaten das türkische Schiff «Mavi Marmara» vor der Küste des Gazastreifens gestürmt, wobei zehn türkische Staatsbürger ums Leben kamen.