Charlie Kirk: Social Media hat das Gehirn des Attentäters zerstört!
«Die zivilisierte Gesellschaft zerbricht an Social Media», schreibt Marko Kovic. Unser Kolumnist über die Ermordung des Rechtskonservativen Charlie Kirk.

Das Wichtigste in Kürze
- Der bekannte Sozialwissenschaftler Marko Kovic schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch.
- Heute schreibt Kovic über Shitposts und die riesigen Gefahren von Social Media.
Der rechtskonservative Aktivist und Podcaster Charlie Kirk wurde am letzten Mittwoch bei einer öffentlichen Veranstaltung an einer Universität ermordet. Der mutmassliche Mörder ist der 22-jährige Tyler Robinson.
Das Ereignis ist in seiner schieren Brutalität erschütternd. Ein tödlicher Schuss über eine grosse Menschenmenge hinweg, die sich zu einem friedlichen Anlass zusammengefunden hat. Ein düsteres Spektakel der Gewalt, festgehalten durch zahlreiche Kameras.
Wie konnte es so weit kommen? Social Media hat das Gehirn des Attentäters zerstört. Und was passiert als nächstes? Social Media wird uns alle zerstören.

Die neue Online-Radikalisierung
Zum aktuellen Zeitpunkt ist die genaue Motivation von Tyler Robinson nicht klar.
Familienangehörige haben gegenüber Behörden erklärt, Robinson habe unlängst seine starke Abneigung gegen Charlie Kirk kundgetan. Ein konkreter Anhaltspunkt, der vorliegt, sind Robinsons Gewehrkugeln, die er beim Attentat einsetzte.
Die Polizei konnte sein Gewehr und vier Kugeln sicherstellen. Robinson hatte die vier Kugeln beschriftet. Die Botschaften waren die folgenden: «Hey, fascist! Catch! ↑ → ↓↓↓». «Notices bulges OwO what’s this?». «Oh Bella, ciao! Bella, ciao! Bella ciao, ciao, ciao». Und: «If you read this, you are gay. LMAO»
Falls das wie bizarres Kauderwelsch mit linksextremem Einschlag klingt: Das ist es.
Die erste Botschaft, «Hey, fascist! Catch! ↑ → ↓↓↓», ist eine Anspielung auf das Videospiel Helldivers 2. Die Pfeile sind im Spiel das Kommando für das Abwerfen einer grossen Bombe.
«Notices bulges OwO what’s this?» ist ein sarkastisches Meme, das sich über Furry- und Roleplaying-Subkulturen lustig macht. «Bella ciao» ist ein italienisches Volkslied, das im Zweiten Weltkrieg zu einer antifaschistischen Hymne wurde. «If you read this, you are gay. LMAO» schliesslich ist eine plumpe Beleidigung im Online-Jargon.
Das alles ist grotesk. Memes und sarkastische Online-Sprüche auf Mordwerkzeug.

Witze, die ernst wurden
Vor allem angesichts der Botschaft «Bella ciao» ist es plausibel, dass sich Robinson linksextrem radikalisierte. Das bestätigen zum aktuellen Zeitpunkt auch die polizeilichen Ermittlungen.
Aber er dürfte keine «klassische» linksextreme Biografie haben. Er hat sich nicht mit der Lektüre von Maos Rotem Buch und dem kommunistischen Manifest radikalisiert, er wurde nicht in einer marxistisch-leninistischen Zelle auf die Idee gebracht, die Diktatur des Proletariats herbeizuführen. Er dürfte sich in Echokammern auf Social Media radikalisiert haben. Mit Witzen, die ernst wurden.
«Alles ist sarkastisch, alles ist lustig ...»
Robinsons Botschaften sind politisch aufgeladene Internet-Absurdität.
Sarkastischen Jargon dieser Art gibt es in vielen Online-Communities, die damit eine gemeinsame Sprache und einen gemeinsamen Duktus haben. Er verschafft Identität und Zugehörigkeit und grenzt ab von den Aussenstehenden, von den «Normies», die nicht verstanden haben, wie die Welt wirklich funktioniert.
Der Jargon, den Kirks Mörder nutzt, besteht aus Fragmenten dieser Kulturtechnik des Shitposting. Alles ist sarkastisch, alles ist lustig, alles ist ein einziger grosser Witz. Immer und immer wieder.
Jeder Shitpost hat einen weiteren Shitpost zur Folge. Moralische Grenzen werden laufend überschritten. Die Transgression ist Teil des Witzes.
Ein toxischer Cocktail
Der Jargon, der sich in den Gehirnen von «terminally online», von sprichwörtlich unheilbar Social-Media-nutzenden Leuten hineinbohrt, ist aber nicht nur absurder Sarkasmus.
Wenn diese Art von «Brainrot»* auf politische Einstellungen trifft, entsteht ein toxischer Cocktail. Der Brainrot wird zu einem kognitiven Filter, der bestimmt, wie man über Politik und Gesellschaft nachdenkt.
Bei diesem Brainrot-Filter kommt vor allem eines heraus: Nihilismus. Nicht im philosophischen Sinn und nicht als kohärente Ideologie, sondern als Gefühl der grundsätzlichen Sinnlosigkeit.
Die reale Welt? Pure Langeweile
Die reale Welt fühlt sich unbedeutend und langweilig an. Sinn finden die Betroffenen stattdessen, wie die Autorin Claire Lehmann treffend beschreibt, in den intensiven Stimuli ihrer Echokammern.
Man schiebt sich immer wieder die gleichen Shitposts, die gleichen nihilistischen Witze zu. Das Gehirn wird mit jedem Stimulus stärker auf solche Kicks konditioniert. Die reale Welt wirkt im Vergleich dazu farblos und fad.
Der Brainrot ist sarkastisch und transgressiv, aber meistens nicht wirklich ernst gemeint. Doch er hat ernste Konsequenzen. Er zermürbt die menschliche Psyche.
Es kommt zu Effekten wie «irony poisoning»: Sarkastische Shitposts senken die Hemmschwelle für die Akzeptanz extremistischer Inhalte, und die Witze beeinflussen Einstellungen und Verhalten.
Diese Art der nihilistischen Online-Radikalisierung kennt keine politischen Lager. Sie findet sowohl links als auch rechts statt.
Mordanschlag an Schule am gleichen Tag
Am gleichen Tag, an dem Kirk ermordet wurde, verübte der 16-Jährige Desmond Holly im US-Bundesstaat Colorado einen Mordanschlag an seiner Schule. Zwei Schüler wurden schwer verletzt, Holly nahm sich das Leben. Er hat sich ebenfalls online radikalisiert, mit rechtsextremem Einschlag.
Egal, ob X oder TikTok, 4chan oder Discord: Social Media kapert die Gehirne von jungen, psychisch labilen Menschen besonders gut. Politisch oberflächlicher, aber transgressiver Brainrot gibt Halt.
Als intensive Stimulation in Endlosschlaufe zieht er Menschen weg von der Realität – und macht bei einigen von ihnen Gewalt zu lediglich einer weiteren Eskalation des Insider-Witzes.
Die ganze Geschichte von Tyler Robinson kennen wir nicht. Vielleicht werden wir sie nie ganz kennen.
Robinson dürfte aber, wie viele andere Fälle politischer Gewalt in den vergangenen Jahren, zumindest in Teilen ein Produkt nihilistischer Online-Radikalisierung sein. Ein Produkt von Social Media.
Die Reaktionen auf den Mord: Eine Orgie der Unvernunft
Charlie Kirks Ermordung hat nicht nur die USA erschüttert. Zurecht, denn politisch motivierte Gewalt ist in einer Demokratie absolut inakzeptabel.
Viele Reaktionen auf das Attentat waren rationale Verurteilungen der Tat und von politischer Gewalt im Allgemeinen. Doch die vernünftigen Stimmen gingen in einer Orgie der Unvernunft unter, die nicht nur, aber vor allem auf Social Media ausbrach.
Von linker Seite gab es Unmengen an Häme und Schadenfreude. Sehr viele User machten sich über Kirks Ermordung lustig oder fanden, er habe den Tod verdient.
Niemand darf für politische Meinung ermordet werden
Der deutsche Satiriker Sebastian «El Hotzo» Hotz beispielsweise machte sich über Kirks Tod mit einem Foto des Schimpansen Charly aus der TV-Serie «Unser Charly» lustig. Und er witzelte süffisant, dass Kirk als erklärter Waffenfreund von einer Waffe angeschossen wurde.

Die gleichen Leute im linken Milieu, die solche Häme lustig finden, wären und sind unter umgekehrten Vorzeichen empört, wenn Rechte sich über ein ähnliches Verbrechen freuen – und sich darüber lustig machen.
Wer nicht versteht, dass trotz aller berechtigten Kritik an Charlie Kirk seine Ermordung eklatant antidemokratische Gewalt ist, ist selbst fundamental antidemokratisch.
Niemand darf für seine politische Meinung ermordet werden. Die Notwendigkeit, diesen Satz auszusprechen, ist alarmierend.
Elon Musk rief zum Kämpfen auf
Die Reaktionen von Rechts fielen noch enthemmter aus. Unzählige Personen haben in einem Chorus der Wut einen Vergeltungsschlag gegen die Demokratische Partei und Linke gefordert.
Elon Musk hat Linke pauschal zur «Partei des Mordes» erklärt und zum Kämpfen aufgerufen.
Laura Loomer, eine enge Beraterin von Donald Trump, hat Trump dazu aufgerufen, alle linken Organisationen in den USA zu verbieten. Sean Davis, Chef des konservativen Magazins «The Federalist», bezeichnet die Demokratische Partei als terroristische Organisation, die ihre politischen Gegner ermorde. Er appelliert an Gott und fordert Rache.

Donald Trump erklärte bei Fox News, dass es ihm völlig egal sei, die USA wieder zusammenzuführen. Er sagt, es gebe kein Problem mit Rechtsradikalen. Nur Linksradikale seien ein Problem.
USA: Rechte Gewalt an Linken passiert regelmässig
Viele rechte Akteure tun es Trump gleich und verkünden, es gebe weder rechte Gewalt noch rechte Rhetorik, die Gewalt an Andersdenkenden verharmlost oder begrüsst.
Das ist dermassen irrational, dass es mir schwerfällt, ein Wort zu finden, das treffend beschreibt, wie wenig diese Behauptungen mit der Realität zu tun haben. Irrwitz? Wahnvorstellung?
Viele der Rechten, die gegenwärtig lautstark verkünden, gefährliche Rhetorik und Gewalt seien ausschliesslich ein linkes Problem, ignorieren, verharmlosen oder bejubeln gefährliche Rhetorik und Gewalt aus dem eigenen Lager seit Jahren.
Rechte Gewalt an Linken passiert in den USA regelmässig. Nicht nur wie oben beschrieben in Colorado, am gleichen Tag, an dem Kirk ermordet wurde.
Sich lustig machen über einen Mordanschlag
Erst im Juni etwa ermordete ein Trump-Anhänger die demokratische Politikerin Melissa Hortman und ihren Ehemann und versuchte, den demokratischen Politiker John Hoffman und dessen Frau zu ermorden.
Elon Musk und Laura Loomer kritisierten die Anschläge nicht als Form rechter Gewalt. Nein, sie verbreiteten stattdessen die Lüge, der Mörder sei in Wahrheit ein Linker.
Donald Trump begnadigte alle Kapitol-Verbrecher
2022 griff ein radikalisierter Trump-Anhänger den Ehemann der demokratischen Politikerin Nancy Pelosi an und versuchte, ihn zu ermorden. Viele der Rechten, die aktuell empört über linke Gewaltverharmlosung sind, machten sich über den Mordanschlag lustig. Darunter nicht zuletzt Donald Trump Jr.
Und dann ist da noch Donald Trump. Nach seiner Wahlniederlage 2020 führte Trump einen Putschversuch durch, der im Sturm auf das Kapitol am 6. Januar gipfelte.

Trump hat alle verurteilten Verbrecher, die am 6. Januar Straftaten begingen, bedingungslos begnadigt.
Auch jene, die Gewaltverbrechen begingen und Polizisten angriffen. Trump bezeichnet die Kriminellen des 6. Januar als «Patrioten».
Umfassende Unvernunft
Beschimpfungen, Drohungen, Gewaltverherrlichung sind Trumps Markenzeichen. Das ist die Rhetorik, die ihn an die Macht gebracht hat und die seine Anhängerschaft in einem Zustand des anhaltenden Grolls hält.
Die umfassende Unvernunft, die nach Kirks Ermordung jede rationale Diskussion über politische Sprache, Radikalisierung und Gewalt unmöglich macht, ist eine Folge von Social Media.
Natürlich, auch ohne Social Media würden Linke und Rechte die Situation irrationalerweise zu ihren ideologischen Gunsten drehen.
Der Confirmation Bias, also der Hang, bestehende Ansichten bestätigen und nicht hinterfragen zu wollen, ist unvermeidbar.
Aber Social Media ist darauf ausgelegt, solche Irrationalität zu belohnen und zu fördern. Die Dynamiken, die Menschen wie Tyler Robinson in einer solchen Intensität erleben, dass sie gewalttätig werden, erleben wir alle in geringerer Dosis. Mit verheerenden Folgen.
Der Kollaps des öffentlichen Diskurses
Der öffentliche Diskurs ist dank Social Media demokratisiert. Früher haben Fernsehen, Radio, Zeitung im Wesentlichen bestimmt, worüber wir als Gesellschaft nachdenken und wie wir es tun.
Heute ist das Spektrum an Stimmen dank Social Media viel breiter. Jeder von uns kann mitdiskutieren und ein Publikum finden. Das ist gut.
Diese Demokratisierung bedeutet handkehrum aber auch, dass heute viel mehr Stimmen als früher Aufmerksamkeit suchen. Der Tag hat aber immer noch nur 24 Stunden. Die Menge an Zeit, die wir verbringen können, um Inhalte zu konsumieren, ist limitiert.
Die Nachfrage nach Aufmerksamkeit ist also begrenzt, während das Angebot steigt und steigt. Es gibt immer mehr Stimmen in der Debatte, aber in der Konsequenz wird es für jede Stimme immer schwieriger, Aufmerksamkeit zu erhalten.
Der Wettbewerb um Aufmerksamkeit hat sich drastisch verschärft.
Auffallen um jeden Preis
Um in diesem verschärften Wettbewerb doch noch Aufmerksamkeit zu erhalten, muss man auffallen. Wie fällt man im Social-Media-Ozean der fast unbegrenzten Stimmen auf? Indem man Inhalte bietet, die möglichst schnell möglichst stark stimulieren.
Wer aus der Menge hervorstechen will, muss Inhalte bieten, die möglichst schnell emotional greifen und rationales Denken möglichst umgehen.
Das können Inhalte sein, die wütend machen, die Angst machen, die genau das bestätigen, was unser Bauchgefühl sagt. Inhalte, die uns darin bestärken, zum ideologischen Team zu gehören, zu dem wir gehören. Und es kann auch fast auf pure nihilistische Stimulation reduzierter Brainrot sein.
Die Verschärfung der Aufmerksamkeitsökonomie ist eine Brutalisierung der Aufmerksamkeitsökonomie. Der Wettbewerb um Aufmerksamkeit gibt jenen Stimmen Auftrieb, die am meisten Krawall produzieren.

Die Brutalisierung wird durch das überwachungskapitalistische Geschäftsmodell der Social-Media-Betreiber beschleunigt. Die Plattformen verdienen Geld damit, dass möglichst viele Leute ihre Plattformen möglichst lange nutzen. Mehr User Engagement bedeutet mehr Möglichkeiten, Daten zu sammeln, Werbung anzuzeigen und Produkte zu verkaufen.
Die Algorithmen der Plattformen sind aus diesem Grund darauf ausgelegt, uns mehr von den Dingen zu zeigen, die uns länger am Bildschirm kleben lassen.
Darum sehen wir in unseren Feeds mehr vom Gleichen – was uns in der Vergangenheit stimulierte, stimuliert uns mit hoher Wahrscheinlichkeit auch jetzt wieder. Und auf den Plattformen werden Inhalte vorgeschlagen, die viral gingen, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass virale Dinge, die wir noch nicht kennen, auch unser Gehirn stimulieren.
Kollaps der öffentlichen Debatte
Brainrot, der bereits die Köpfe von Tausenden von Menschen vor uns gekapert hat, hat gute Chancen, auch unseren zu kapern. Darum wird er uns serviert.
Wir sind für die Realität von Social Media psychologisch nicht ausgelegt. Wir sind für die endlose Stimulation durch immer mehr und immer intensivere Reize, die unser rationales Denken ausser Gefecht setzen, nicht gemacht.
Social-Media-Plattformen sind vollumfänglich darauf ausgelegt, unsere Gehirne zu hacken. Sie erreichen dieses Ziel phänomenal erfolgreich. Die Folge davon ist der Kollaps der öffentlichen Debatte. Und damit der Kollaps unserer kollektiven Fähigkeit, Probleme rational zu verstehen und zu lösen.
Social Media ist eine Anti-Zivilisations-Maschine
Zivilisation kann unter den Bedingungen einer brutalisierten Aufmerksamkeitsökonomie nicht fortbestehen.
Der Apparat, der zuverlässige Informationen herstellt – die öffentliche gesellschaftliche Debatte – ist defekt. Ohne die Fähigkeit, zuverlässige Informationen herzustellen, sind wir als Gesellschaft nicht mehr in der Lage, die Realität zu verstehen und Probleme zu lösen.
Der Apparat ist nicht nur defekt, er ist vielleicht irreversibel defekt und nicht mehr reparierbar.
Nicht, weil die Brutalisierung der Aufmerksamkeitsökonomie und der damit einhergehende Informationskollaps grundsätzlich nicht zu stoppen sind.
Das sind sie: Alles, was Menschen schaffen, können Menschen grundsätzlich auch ändern. Aber praktisch ist es nicht so einfach. Der Informationskollaps ist selbstverstärkend.
Damit wir als Gesellschaft Massnahmen treffen können, um die öffentliche Debatte weniger irrational zu machen, müssen wir in der öffentlichen Debatte zur Einsicht kommen, dass das nötig ist. Das ist bereits eine hohe rekursive Hürde.
Aber: Die Debatte ist bereits in einem solchen Mass beschädigt, dass es eine solche rationale Einsicht nur schwer geben kann. Und der Umstand, dass es eine solche Einsicht nicht bereits gab – dass wir das Problem nicht schon gelöst haben – bedeutet, dass es immer schwieriger wird, zu einer solchen Einsicht zu gelangen.
Denn der Informationskollaps schreitet voran – und unsere kollektive Fähigkeit, Probleme rational zu lösen, nimmt ab.
Wenn wir den Informationskollaps nicht bereits in der Vergangenheit aufhalten konnten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir ihn in Zukunft aufhalten werden, gering. Und sie wird mit jedem Tag, jeder Stunde, jeder Minute geringer.

Mehr Zeit in der echten Welt verbringen
Die Tage nach der Ermordung von Charlie Kirk verbrachte ich auf einer mehrtägigen Wandertour.
Es sind Tage, die ich nie vergessen werde. Der Kontrast zwischen der gemeinsamen Zeit in der Natur und dem Doomscrolling auf dem Smartphone war surreal.
Ich glaube, ich befürchte, wir erleben gegenwärtig den vielleicht letzten Kipppunkt hinein in den unumkehrbaren Informationskollaps. Das Chaos hat triumphiert.
In den Tagen beim Wandern bin ich zwar nicht vom Smartphone weggekommen – der Brainrot und das Bedürfnis nach dem digitalen Kick sind auch bei mir zu sehr verankert.
Aber immerhin schaffte ich es, jeweils für einige Stunden offline zu sein und bewusste, aufmerksame Zeit in der Umgebung und mit den Menschen vor Ort zu verbringen.
Das ist vielleicht das Einzige, was uns noch bleibt. Der letzte Akt des Widerstandes gegen die Unvernunft: Das Smartphone, das Tablet, den Computer beiseite legen. Uns der nie endenden Flut an Social-Media-Stimuli verweigern.
Mehr Zeit in der echten Welt verbringen. An Orten, mit Menschen, mit uns.
*Brainrot = Verschlechterung des geistigen Zustands durch übermässigen Konsum von banalen Internet-Inhalten.
Zum Autor: Marko Kovic ist Gesellschaftskritiker. Er interessiert sich für gesellschaftlichen Wandel und die Frage, ob wir noch zu retten sind. Er lebt in Uzwil SG.