2000 Tote pro Jahr – jetzt soll KI den Spitälern helfen

Vivian Balsiger
Vivian Balsiger

Obwalden,

2000 Personen sterben jährlich in Schweizer Spitälern wegen vermeidbaren Schäden. Mit der Hilfe von KI soll diese Zahl deutlich gesenkt werden.

Spitalfehler
Jährlich erleiden fünf Prozent der Patienten in Schweizer Spitälern vermeidbare Schäden. (Symbolbild). - sda - KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Das Wichtigste in Kürze

  • Jährlich erleiden fünf Prozent der Spitalpatienten vermeidbare Schäden.
  • KI-Tools sollen das ändern und dem medizinischen Personal unter die Arme greifen.
  • Doch die KI-Revolution bringe auch viele Risiken, meint ein Experte.

Fünf Prozent der Patienten in Schweizer Spitälern erleiden jährlich vermeidbare Schäden. Und über 2000 sterben sogar daran.

Damit solche tragischen Fehler der Vergangenheit angehören, kommt jetzt Künstliche Intelligenz zum Einsatz: smarte Tools, die das medizinische Personal entlasten und unterstützen sollen.

«MPAssist» ist eine solche KI-gestützte Lösung. Sie soll medizinischem Personal zeitraubende administrative Aufgaben abnehmen. Damit mehr Zeit für das Wesentliche bleibt: die Patientensicherheit.

Über 50 Kliniken und Praxisketten in der Schweiz setzen die KI-Hilfe bereits im Alltag ein.

Mit KI gegen Überlastung und Fehler?

Michelle Plüss, Mit-Gründerin und CEO von «MPAssist», erklärt gegenüber Nau.ch, wie das KI-Tool den Medizinalltag leichter machen soll: «Unsere Technologie transkribiert Arzt-Patienten-Gespräche, Visiten oder Therapiesitzungen automatisch. Sie strukturiert die Inhalte medizinisch korrekt und erstellt daraus fertige Berichte in wenigen Minuten.»

Der Nutzen sei klar spürbar – auf mehreren Ebenen. Beispielsweise bei der Reduktion von Dokumentations- und Übertragungsfehlern. Plüss: «Durch KI-gestützte Standardisierung und medizinische Strukturierung werden menschliche Fehler, die häufig durch Überlastung entstehen, signifikant minimiert.»

Urovia
Seit Anfang 2024 setzt die Uroviva-Gruppe das KI-Tool «MPAssist» ein. - Instagram/@mpassist_ai

Die Zeiteinsparung ist laut Plüss massiv: «Routineberichte, die bisher 15 bis 20 Minuten dauerten, sind innert Minuten erstellt.» Das spare bis zu 70 Prozent Zeit.

«MPAssist» ist nicht das einzige Tool

Künstliche Intelligenz hält Einzug in der Medizin – doch Mario Fasshauer, Geschäftsleiter der Patientenstelle Zürich, warnt: «Wir begrüssen Innovationen zur Entlastung des Gesundheitspersonals – aber nur unter strikten Bedingungen.»

«MPAssist», «Swiss HealthAssist» oder «Medical Dialog» – viele KI-Tools seien im Einsatz oder in Pilotphasen. Doch: «KI-generierte Inhalte dürfen nie ungeprüft in Patientenakten übernommen werden.» Die Verantwortung müsse beim Fachpersonal bleiben, so Fasshauer.

Chancen ja – aber nur mit Kontrolle

Die Vorteile liegen auf der Hand: «Mehr Zeit für Patientengespräche, präzisere Dokumentation, administrative Entlastung.» Doch Fasshauer mahnt: «Fehlerreduktion gelingt nur mit klaren Prozessen und menschlicher Kontrolle.»

Kritisch sieht Fasshauer den Datenschutz: Es würden Nachweise zu Datenstandorten, Sicherheitszertifikaten oder Löschfristen fehlen. «Zudem mangelt es oft an Transparenz über Änderungen und Zugriffe.»

Netflix
Bei Netflix oder Spotify könne man genau sehen, wann welche Serie geschaut wurde– bei sensiblen Gesundheitsdaten bleiben solche Einblicke mit KI oft verborgen. - keystone

Ein Vergleich macht den Missstand deutlich: «Bei Netflix oder Spotify können wir genau sehen, wann wir welche Serie geschaut haben. Bei unseren Gesundheitsdaten – die weitaus sensibler sind – bleiben solche Einblicke oft verwehrt.»

Die Tools hätten laut Fasshauer Potential: «Ärztinnen und Ärzte können sich stärker auf das Gespräch konzentrieren, Übergaben werden einfacher, Wartezeiten kürzer.» Aber nur, «wenn Systeme zuverlässig, datenschutzkonform und kontrolliert eingesetzt werden».

KI-Hilfe «hat die Dokumentation deutlich vereinfacht und standardisiert»

Seit Anfang 2024 setzt die Uroviva-Gruppe das KI-Tool «MPAssist» in ihrer urologischen Klinik sowie allen Praxen ein. Die Erfahrungen seien positiv, wie CEO Jan Sobhani gegenüber Nau.ch erklärt: Die KI-Hilfe «hat die Dokumentation deutlich vereinfacht und standardisiert.»

Findest du den Einsatz von KI-Tools im medizinischen Alltag gut?

Routineprozesse würden effizienter, das spare Zeit – vor allem für das Wesentliche: «Mehr Zeit für die direkte Patientenbetreuung.» Zudem erkenne die KI potenzielle Unstimmigkeiten frühzeitig, «was zur Fehlervermeidung beiträgt».

Langzeitdaten fehlen zwar noch. Erste Auswertungen würden aber eine bessere Nachvollziehbarkeit und deutlich weniger Nachbearbeitung zeigen. Sobhani: «Beides zentrale Faktoren für mehr Sicherheit im klinischen Alltag.»

Entscheidend ist laut Sobhani, «dass die Technologie den Menschen unterstützt – nicht ersetzt».

Kommentare

User #3198 (nicht angemeldet)

Die KI Ärzte werden alles besser machen! Am besten vor dem Sterben die Menschen Clonen!

User #6176 (nicht angemeldet)

Und der Strom für die KI kommt aus der Steckdose. 🥂🥱🥱🥱

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