Am 1. Mai wird demonstriert, aber in diesem Jahr mehrheitlich im Netz. Doch radikale Linke wollen trotz Coronavirus auf die Strasse.
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Ein Bild wie jedes Jahr am 1. Mai. Ausser am 1. Mai 2020. Demos sind wegen der Covid-Verordnung in diesem Jahr verboten. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 1. Mai 2020 finden keine offiziellen Demonstrationen statt.
  • Gewerkschaften und Parteien setzen auf Veranstaltungen auf dem Balkon und im Netz.
  • Radikale Linke wollen nicht auf Demos verzichten und gehen mit Masken auf die Strasse.

1. Mai - Tag der Arbeit - «Höhepunkt des linken Jahres», gemäss der Juso. Doch in diesem Jahr kommt auch der wichtigste Tag der weltweiten Arbeiterschaft nicht um das Coronavirus herum. Demonstrationen sind bekanntlich gemäss der Covid-Verordnung des Bundes nicht erlaubt.

In der rund 130-jährigen Geschichte des Feiertags ist es das erste Mal, dass in der Schweiz keine Kundgebungen stattfinden. «Zum Schutz der Gesundheit heisst es Abstand halten», schreibt der Schweizerische Gewerkschaftsbund.

Doch ganz verzichtet wird nicht. Unter dem Moto: «Solidarität. Jetzt erst recht!» ruft der SGB zum Protest auf - halt digital.

«Einmal mehr sind die Angestellten in den Tieflohnbranchen am härtesten von dieser Krise betroffen.» Darum lautet die Forderung des SGB: «Keine Corona-Entlassungen!»

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Pierre-Yves Maillard, Präsident SGB, links, spricht neben Daniel Lampart, Chefökonom SGB, während einer Video-Medienkonferenz des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB zur Lage und Perspektive der Arbeitnehmenden in der Corona-Krise. - Keystone

In einem Live-Stream schaltet der Gewerkschaftsbund eine «digitale Grosskundgebung». Unter anderem mit SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard und Grünen-Chefin Regula Rytz. Aber auch Komikerin Patti Basler und der deutsche Politiker Gregor Gysi (Die Linke) sind live.

Die Jungsozialisten veranstalten ebenfalls Reden, Podiumsdiskussionen und einen Spieleabend im Netz.

Lärmaktion am 1. Mai in Zürich

Anders der Gewerkschaftsbund des Kantons Zürich. Er setzt auf Lärm. Unter dem Moto: «Laut für unsere Löhne» ruft er zum Krach auf. Um 11 Uhr soll auf den Zürcher Balkonen getrommelt, auf Kochtöpfe geschlagen und mit allem was Krach macht, so viel Lärm gemacht werden wie möglich.

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Der Gewerkschaftsbund Zürich ruft zu Lärm am 1. Mai auf. - Screenshot GBZH

Fast jeder zehnte müsse in Zürich mit einem Tieflohn auskommen. Nun würden viele Betroffene in der Krise nur die Kurzarbeitsentschädigung von 80 Prozent des Gehalts erhalten.

Der GBKZ fordert deshalb, dass auch in Krisenzeiten jeder einen Lohn erhält, der zum Leben reiche. «Wir werden dafür sorgen, dass unsere Forderungen auch am 1. Mai 2020 gehört werden», heisst es.

Radikale Linke ziehen 1. Mai-Demos mit Masken durch

Radikale Linke hingegen rufen zum zivilen Ungehorsam auf. In Zürich, Bern und Basel sind Demos angekündigt. «Ein offensiver und kollektiver 1. Mai ist wichtiger denn je», wird auf dem Infoportal «Barrikade» zum Protest aufgerufen.

Gemäss dem revolutionären 1. Mai-Bündnis Basel soll am Nachmittag in der Klybeckstrasse demonstriert werden. In Kleingruppen mit Transparenten, dem nötigen Abstand und Schutzmasken, wie es heisst.

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Das revolutionäre 1. Mai Bündnis Basel ruft zur Demonstration auf. - facebook/rev1MaiBasel

In allen drei Städten ist das Vermummen verboten. Ob es nun gescheiter ist, mit oder ohne Mundschutz zu demonstrieren, darauf liefert die Polizei keine Antwort.

Nur soviel: Kapo Bern und Stadtpolizei Zürich verweisen auf die bundesrätliche Verordnung 2 über Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Demnach sind Demonstrationen explizit als verbotene Veranstaltungen aufgeführt.

Bei der Basler Polizei betont man, dass kein Gesuch zu einer Demo eingereicht wurde, demnach eine Demo nicht bewilligt ist. Man werde die Coronavirus-Verordnung verhältnismässig und mit Blick auf das öffentliche Interesse umsetzen, wie Mediensprecher Toprak Yerguz erklärt.

Die Berner und Zürcher Polizei macht aus «taktischen Gründen» keine Angaben zum Vorgehen.

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