Steinhölzli-Chef: «Wollen sicheren Tritt in Arbeitswelt ermöglichen»
100 Jahre Steinhölzli: Geschäftsleiter Thomas Müller über Förderung, Haltung und erfolgreiche Bildungswege für Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf.

Seit 1925 begleiten Steinhölzli Bildungswege Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf: vom ersten Orientierungsschritt bis zum Eintritt in den Arbeitsmarkt.

Zum 100-Jahr-Jubiläum 2025 spricht Geschäftsleiter Thomas Müller über Haltung, Angebote und die Frage, wie Bildung heute gelingen kann.
BärnerBär: Herr Müller, was macht das Steinhölzli im Kern aus?
Thomas Müller: Wer zu uns kommt, merkt schnell: Bei uns geht es nicht nur um Ausbildung, sondern um Menschen. Wir schaffen einen Ort, an dem junge Erwachsene wachsen, lernen und sich entfalten können.
Dabei achten wir auf Respekt, Struktur und echtes Miteinander.

BärnerBär: Ein ganzes Jahrhundert Geschichte – wie hat sich die Stiftung entwickelt?
Thomas Müller: Vor 100 Jahren starteten wir im Schloss Köniz als Mädchenheim. Heute sind wir im Liebefeld ein vielseitiges Kompetenzzentrum für Bildung, Wohnen und Integration.
Diese Entwicklung zeigt: Wir bleiben unserem Auftrag treu und passen unsere Angebote den Lebensrealitäten junger Menschen an.
BärnerBär: Für wen sind denn Ihre Angebote gedacht?
Müller: Wir begleiten 15- bis 25-Jährige mit besonderem Unterstützungsbedarf. Das können eine Lernbeeinträchtigung, eine psychische Belastung oder sonstige soziale Herausforderungen sein.
Was alle verbindet, ist der Wunsch nach Selbstwirksamkeit, Entwicklung und Zukunft. Genau da setzen wir an.
BärnerBär: Wie sieht eine Ausbildung bei Ihnen konkret aus?
Müller: Wir bieten jährlich bis zu 70 Lehrverhältnisse in eigenen Betrieben an, von Bäckerei und Gärtnerei über Hauswirtschaft bis zur Gastronomie.

Unser Ziel ist mehr als ein Abschluss: Wir wollen einen sicheren Tritt in die Arbeitswelt ermöglichen, das Selbstvertrauen stärken und realistische Perspektiven bieten.
BärnerBär: Kann man im Steinhölzli auch wohnen?
Müller: Ja, das ist ein wichtiges Angebot. In vier Wohnformen – vom begleiteten Wohnen bis zur teilselbstständigen Lebensform – lernen junge Erwachsene Verantwortung und Alltagskompetenzen.
Unsere sozialpädagogischen Teams begleiten mit Fingerspitzengefühl und geben Halt, ohne zu bevormunden.
BärnerBär: «Vielfalt als Haltung» steht auf Ihrer Webseite. Was bedeutet das im Alltag?
Müller: Vielfalt ist für uns kein Projekt, sondern eine Grundhaltung. Wir schaffen klare Strukturen und echte Mitbestimmung.

So entsteht ein Umfeld, in dem Unterschiede kein Problem darstellen, sondern anerkannt und Stärken daraus entwickelt werden.
BärnerBär: Gelingt so die Integration in den ersten Arbeitsmarkt?
Müller: Unsere Fachstelle für berufliche Integration arbeitet eng mit Betrieben, Behörden und Schulen zusammen. Wir unterstützen bei der Lehrstellensuche, begleiten Übergänge und bleiben auch nach dem Abschluss eine verlässliche Anlaufstelle.
BärnerBär: Dieses Jahr feiern Sie das 100-jährige Jubiläum. Worin besteht die grösste Herausforderung der kommenden Jahre?
Müller: Ich denke, es bleibt gerade in einer komplexer werdenden Welt wichtig, Bildung für alle auch weiterhin sicherzustellen. Unsere Antwort ist denn auch seit einem Jahrhundert dieselbe und wird es auch in Zukunft bleiben: Nähe, Struktur, Überzeugung und die Bereitschaft, unsere Angebote laufend weiterzuentwickeln.
BärnerBär: Wenn Sie das Steinhölzli in einem Satz beschreiben müssten?
Auf einen Blick
Steinhölzli Bildungswege ...
... begleiten seit 1925 junge Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Aus dem ehemaligen Mädchenheim im Schloss Köniz ist ein Kompetenzzentrum mit Bildung, Wohnen und Integration unter einem Dach im Liebefeld geworden.
In eigenen Betrieben wie Bäckerei, Gärtnerei, Hauswirtschaft und Gastronomie entstehen jährlich bis zu 70 Lehrverhältnisse mit dem Ziel eines sicheren Einstiegs in den Arbeitsmarkt. Vier Wohnformen stärken Alltagskompetenzen, während die Fachstelle «Berufliche Integration» Übergänge begleitet und mit Betrieben, Schulen und Behörden vernetzt.
Müller: Bildung mit Herz und seit 100 Jahren für junge Menschen da, weil jeder Mensch zählt.








