Schweizer und britische Forschende haben Zuckermoleküle so modifiziert, dass sie in der Lage sind, Viren durch einfachen Kontakt zu zerstören.
Coronavirus Behandlung
Bei plötzlich neu auftretenden Viren wie dem Coronavirus sind wirksame Breitband-Medikamente nötig. Einen neuen Ansatz für solche antivirale Wirkstoffe präsentieren nun Forschende. - sda - KEYSTONE/EPA/hy ase
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Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher haben Zuckermoleküle so modifiziert, dass sie Viren töten können.
  • Gleichzeitig richten sie im menschlichen Körper keinen Schaden an.
  • Die Viren können durch Mutationen allerdings resistent gegen solch eine Therapie werden.

Sogenannte «viruzide» Substanzen, wie Bleichmittel, zerstören Viren durch einfachen Kontakt. Sie können jedoch nicht auf den menschlichen Körper aufgetragen werden, ohne ernsthafte Schäden zu verursachen. Die meisten der derzeitigen antiviralen Medikamente wirken, indem sie das Wachstum von Viren hemmen, ohne sie zu zerstören. Ausserdem sind sie nicht immer zuverlässig: Viren können mutieren und gegen diese Behandlungen resistent werden.

Frühere Version basierte auf Gold

«Um diese beiden Hindernisse zu umgehen und Virusinfektionen wirksam bekämpfen zu können, haben wir einen ganz anderen Ansatzpunkt gefunden.» Dies erklärte Caroline Tapparel Vu von der Universität Genf am Mittwoch. Gemeinsam mit ihrem Team und Forschenden von der ETH Lausanne berichtet sie über die neue Methode im Fachblatt «Science Advances».

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Mitarbeiterinnen in einer chinesischen Farbik bündeln Atemschutzmasken. - Keystone

Die Forschenden hatten bereits in früheren Arbeiten ein antivirales Mittel auf Goldbasis entwickelt. Durch die Anwendung desselben Prinzips gelang es ihnen nun, ein antivirales Mittel mit natürlichen Glukosederivaten, den sogenannten Cyclodextrinen, zu entwickeln.

«Die Vorteile von Cyclodextrinen sind zahlreich: Sie sind noch biokompatibler als Gold, einfacher in der Anwendung, lösen keinen Resistenzmechanismus aus und sind nicht toxisch.» So liess sich Samuel Jones, Co-Erstautor der Studie von der Universität Manchester in der Medienmitteilung zitieren.

Vermarktung wäre einfach

«Darüber hinaus werden Cyclodextrine bereits in grossem Umfang eingesetzt, insbesondere in der Lebensmittelindustrie. Dies würde die Vermarktung von pharmazeutischen Behandlungen mit ihnen erleichtern», fügte Co-Erstautorin Valeria Cagno hinzu.

Modifizierte Zuckermoleküle ziehen Viren an. Indem sie die äussere Hülle des Virus zerstören, sind sie in der Lage, infektiöse Partikel durch einfachen Kontakt zu zerstören. Anstatt, dass sie nur das Wachstum des Virus blockieren.

Breitspektrum-Antivirenmittel ist unerlässlich

Und dieser Mechanismus scheint bei allen Viren zu funktionieren. Dies konnten die Wissenschaftler bei Viren nachweisen, die für Atemwegs- und Herpesinfektionen verantwortlich sind.

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Der Coronavirus hat nun auch Auswirkungen auf den Sport. Foto: Christophe Gateau/dpa - dpa-infocom GmbH

Obwohl für bestimmte Viren, wie HIV oder Hepatitis C, wirksame Medikamente zur Verfügung stehen, bleiben diese spezifisch. Die Entwicklung neuer Breitspektrum-Antivirenmittel ist daher unerlässlich. Insbesondere zur Bekämpfung der verheerendsten oder neu auftretenden Viren, für die es keine Behandlung gibt. So könnte dieser Ansatz künftig auch bei neu aufkommenden Viren wie dem Coronavirus zum Einsatz kommen.

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