Masernfälle häufen sich. Die WHO befürchtet, dass Eltern die Krankheit unterschätzen, da sie die Folgen nicht mehr zu sehen bekommen.
Eine Arzthelferin bereitet in einer Arztpraxis in Berlin eine Masernimpfung vor.
Die WHO fürchtet, «Opfer ihres eigenen Erfolgs zu werden». - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die WHO meldet 2017 30 Prozent mehr Masernfälle als im Vorjahr.
  • Das Ziel, die Masern bis 2020 auszurotten, könnte nicht erreicht werden.
  • Die Leute scheinen die Folgen der Krankheit zu unterschätzen.

Die rasant steigende Zahl der Maserninfektionen alarmiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO). 2017 seien weltweit 30 Prozent mehr Fälle gemeldet worden als im Jahr davor, berichtete die Unterorganisation der Vereinten Nationen am Donnerstag in Genf. In diesem Jahr wiederum seien es schon bis November zehn Prozent mehr Fälle gewesen als 2017. Ursprüngliches Ziel war es, die Masern bis zum Jahr 2020 auszurotten. Die WHO ist skeptisch, ob das noch gelingt. Besorgniserregend sei auch die Entwicklung in Deutschland, erklärten WHO-Experten.

«Kein Zweifel, es gab seit dem Jahr 2000 riesige Fortschritte», sagte Martin Friede von der WHO-Fachabteilung Impfungen. Die Zahl der Ansteckungen sei seitdem um 85 Prozent zurückgegangen. 21 Millionen Menschenleben seien so gerettet worden, geht aus einer neuen Analyse aller Daten der WHO und der US-Gesundheitsbehörde CDC hervor.

Aus den Augen aus dem Sinn

«Aber wir werden Opfer unseres eigenen Erfolgs», so Friede. Weil viele Eltern in Ländern wie Deutschland kaum noch Masernfälle sähen, unterschätzten sie möglicherweise die Gefahr und würden leichtsinnig. «Masern sind eine höchst ansteckende, bisweilen tödliche Krankheit mit vielen Komplikationen», warnte WHO-Impfexpertin Ann Lindstrand.

Von den 53 Staaten der europäischen WHO-Region haben nach Angaben der deutschen Nationalen Verifizierungskommission Masern/Röteln (NAVKO) 37 die Masern eliminiert. Deutschland zählt nicht dazu. 2016 seien 325 Fälle gemeldet worden, im vergangenen Jahr 929, teilte die NAVKO im November mit.

2017 wurden weltweit 190'000 Fälle bekannt. 110'000 Menschen seien an Masern gestorben, die meisten davon Kinder, berichtet die WHO. Sie geht nach Angaben von Friede davon aus, dass nur ein sehr kleiner Teil des Anstiegs um 30 Prozent auf bessere Überwachung zurückgeht. Die Zahl der Fälle sei tatsächlich gestiegen. Die wahre Zahl der Fälle liege noch deutlich höher als die der gemeldeten: bei 6,7 Millionen weltweit.

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