Warum Bio nicht unbedingt besser ist

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Kanada,

Moderner Weizen ist so hochgezüchtet, dass er ohne Chemie gar nicht mehr auskommt – so eine Annahme. Doch das Gegenteil ist der Fall, zeigt nun eine Studie.

Sie werden zwar oft gespritzt, doch moderne Weizensorten gedeihen ohne Pestizide besser als bisher gedacht. Bild: Shutterstock
Sie werden zwar oft gespritzt, doch moderne Weizensorten gedeihen ohne Pestizide besser als bisher gedacht. Bild: Shutterstock - Community

Das Wichtigste in Kürze

  • Moderner Weizensorten würden ohne Dünger und Pestizide kaum Ertrag liefern, so eine gängige Meinung.
  • Doch selbst mit wenig Chemie gedeihen moderne Züchtungen besser als ältere, vermeintlich widerstandsfähigere Sorten.
  • Zu dem Schluss kamen Forscher, nachdem sie fast 200 Weizensorten unter verschiedenen Bedingungen wachsen liessen.

Brot aus Bio-Weizen ist gut für Umwelt und Gesundheit, denn bei seiner Herstellung kommen weniger Pestizide und weniger Dünger zum Einsatz. Konventioneller Weizen hingegen bringt zwar mehr Ertrag als die Bio-Sorten, aber dafür braucht er sehr viel Chemie. Das ist zumindest eine weit verbreitete Annahme. Doch nun haben Züchtungsforscher aus Deutschland und Australien herausgefunden: Diese Annahme ist ein Irrtum.

«Es besteht die Ansicht, dass eine intensive Selektion und Züchtung, die die in der modernen Landwirtschaft verwendeten ertragreichen Weizensorten hervorgebracht hat, auch dazu geführt hat, dass moderner Weizen weniger widerstandsfähig und chemikalienabhängiger ist», wird Kai Voss-Fels, Hauptautor der Studie, in einer Medienmitteilung der australischen University of Queensland zitiert.

Es geht auch mit wenig Chemie

Die Forschenden untersuchten 191 Winterweizensorten, die in den letzten 50 Jahren in Westeuropa entstanden sind. Dazu pflanzten sie die verschiedenen Sorten in grossen Feldexperimenten nebeneinander und variierten in drei verschiedenen Wachstumsbedingungen, wieviel Stickstoff zur Düngung und wie viele Fungizide zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten zum Einsatz kamen: Viel Dünger und Fungizide, viel Dünger und keine Fungizide, sowie wenig Dünger und keine Fungizide. Dann massen die Forschenden verschiedene Parameter, zum Beispiel Ertrag, Wuchshöhe, Biomasse, Kornqualität, Blühverhalten und Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten.

Wie erwartet gediehen moderne Weizensorten unter hohem Einsatz von Dünger und Fungizid am besten. Waren die Wachstumsbedingungen aber nicht ideal, so hätten die weniger «hochgezüchteten», älteren Sorten gemäss der eingangs erwähnten Annahme bessere Resultate liefern sollen. Doch der moderne Weizen wuchs auch bei wenig Dünger und Pestiziden besser als die alten Sorten.

Auch bei Wassermangel

In einem zweiten Versuch prüften die Forschenden auch die Fähigkeit der Pflanzen, mit weniger Wasser auszukommen – ein im Zuge des Klimawandels zu erwartendes Szenario. Auch hier waren die neuen Sorten überlegen. «Die Daten zeigen eindeutig, dass moderner Weizen auch bei reduzierten Mengen an Düngemitteln, Fungiziden und Wasser die älteren Sorten übertrifft», wird Voss-Fels zitiert.

Die Weizensorten der modernen Landwirtschaft könnten also auch in einer nachhaltigen Bio-Landwirtschaft ohne den Einsatz von künstlichem Dünger und Pestiziden gute Erträge liefern. Diejenigen untersuchten Kultivare, die speziell für den Bio-Anbau zugelassen waren, schreiben die Autoren in ihrer Studie, lieferten im Vergleich mit konventionellen Sorten fast nie bessere Resultate, wenn wenig Dünger und keine Fungizide zum Einsatz kamen.

Initiated by Gebert Rüf Stiftung

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