Vogelgrippe-Viren können schon mehrere Monate vor ihrer Entdeckung zirkulieren. Das hat eine Gen-Analyse eines Vogelgrippe-Ausbruchs in China gezeigt.
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Zugvögel sind mögliche Überträger der Vogelgrippe. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Vogelgrippe zirkuliert vor ihrer Feststellung oft schon monatelang.
  • Dazu kommt eine neue Studie der ETH Zürich.
  • Werden Fälle entdeckt, müsse man darum schnell handeln, warnt Leiterin Tanja Stadler.

Forschende raten deshalb zu einer kontinuierlichen Überwachung der Gesundheit der Tiere. «Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass man besser nicht wartet, bis es zu Vogelgrippe-​Fällen kommt, denn dann zirkuliert das Virus wahrscheinlich schon länger», sagte Studienleiterin Tanja Stadler in einer Mitteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) vom Freitag.

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Mathematikerin und Biostatistikerin Tanja Stadler, Professorin am Department of Biosystems Science and Engineering ETH Zürich und Präsidentin des wissenschaftlichen Beratungsgremiums Covid-19 des Bundes. - keystone

Stattdessen sollen laut der Epidemiologin in regelmässigen Abständen Gesundheitsüberwachungen in Ställen und auf Lebendgeflügelmärkten durchgeführt werden.

Zu diesem Schluss kamen die Forscherinnen und Forscher der ETH durch einer Analyse des Vogelgrippe-​Stamms H7N9, der zwischen 2013 und 2017 in China grassierte und dort nicht nur Geflügel, sondern auch Menschen ansteckte. Insgesamt sind in China 616 Menschen nachweislich an einer Infektion mit diesem Subtyp gestorben. Die Resultate wurden kürzlich im Fachblatt «PNAS» veröffentlicht.

Deutlich mehr Vögel betroffen als bisher angenommen

Die Stammbaumanalysen zeigten, dass das H7N9-​Virus schon mehrere Monate in Geflügel zirkuliert haben musste, ehe es entdeckt wurde. Zudem konnten die Forschenden zeigen, dass deutlich mehr Geflügelmärkte betroffen waren, als bisher angenommen. Insbesondere in den Jahren 2013 bis 2016, als das Virus bei Geflügel praktisch keine Symptome auslöste, waren Ausbrüche schwierig zu bemerken.

Anschliessend veränderte sich das Virus laut den Forschenden und verursachte bei Geflügel schwere Krankheitssymptome. Das machte es einfacher, betroffene Hühnerhaltungen zu erkennen.

2017 begann das Land, Geflügel gegen den Erreger zu impfen. Zusammen mit intensivierten Hygienemassnahmen in Geflügelmärkten konnten die Behörden die Epidemie bei Tieren abschwächen und Übertragungen auf Menschen stark reduzieren. Weil sich das Genom von Viren ständig verändert, besteht laut den Expertinnen und Experten weiterhin ein gewisses Risiko, dass das H7N9-​Virus für Menschen wieder gefährlich werden könnte.

https://doi.org/10.1073/pnas.2215610120

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