Unscheinbare Müllquellen im Gesundheitswesen
Mehr als 8500 Tonnen Abfall jährlich gehen allein in Deutschland auf das Konto von Tablettenverpackungen. Das hat eine Studie gezeigt.

Das Wichtigste in Kürze
- Unscheinbare Medikamentenverpackungen verursachen, laut einer Studie, Tonnen von Abfall.
- Blisterstreifen könnten durch kleine Anpassungen weniger Ressourcen verschwenden.
Frei nach dem Motto «Die Masse macht’s» könnte man die Ergebnisse einer Untersuchung zu bislang unbeachteten Müllquellen im Gesundheitswesen deuten. Mehr als 8500 Tonnen Abfall fallen in Deutschland durch speziellen Tabletten-Verpackungen an.
Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg (D) haben die Verpackung von Tabletten und Kapseln untersucht. In den sogenannten Blisterstreifen sind Tabletten und Kapseln einzeln in Kammern verschweisst. Wenn nur die Abstände zwischen den Kammern kleiner wären, liessen sich rund 3000 Tonnen Abfall pro Jahr in Deutschland vermeiden.
Blisterstreifen nicht recyclebar
Die Blisterstreifen bestehen aus einem Verbund verschiedener Kunststoff-Polymere beziehungsweise Aluminiumfolien. «Derzeit gibt es keine wirtschaftlichen Verfahren, die Materialien wieder voneinander zu trennen, um sie recyclen zu können», bemängelt Prof. Walter E. Haefeli.
Haefeli ist Direktor der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Er hält vor Augen, dass gebrauchte Blisterstreifen ausnahmslos im Restmüll landen.

Der Klinische Pharmakologe spricht von Ressourcenverschwendung, die durch «kleine Anpassungen» vermieden werden könnte. Die Abstände zwischen den Kammern würden derzeit durchschnittlich rund 70 Prozent des Blistermaterials ausmachen. Das für die Zwischenräume verbrauchte Material wird auf 3868 Tonnen geschätzt.
Zwei Millimeter reichen
«Spezielle Gründe für grössere Kammerabstände gibt es nicht, weder aus pharmakologischer noch aus Nutzersicht», so der Mediziner. Haltbarkeit oder Handhabung seien kein Kriterium dafür.
«Haben Patientinnen und Patienten Probleme, die Tabletten auszupacken, liegt das in der Regel am unnachgiebigen Material der Deckfolie», meint Haefeli. Demzufolge wäre es ausreichend, wenn die Tabletten in zwei Reihen mit jeweils zwei Millimetern Abstand angeordnet würden. Bei diesem Mindestabstand sollten die Blisterkammern dicht und gut zu handhaben sein.

Die Projektidee kommt übrigens von einer jungen Nachwuchswissenschaftlerin, teilt das Universitätsklinikum Heidelberg mit. Die Apothekers-Tochter hatte die Idee noch im Rahmen ihrer Abitur-Vorbereitungen.