5000 Menschen leben dank der Transplantation eines oder mehrerer Organe in der Schweiz. Über die Hälfte entwickelt jedoch innert einem Jahr eine Infektion.
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In der Schweiz leben 5000 Menschen dank eines transplantieren oder mehreren Organen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Über die Hälfte der Organ-Empfänger entwickeln innert einem Jahr eine schwere Infektion.
  • 5000 Menschen mit einem oder mehreren transplantierten Organen leben in der Schweiz.

Mehr als die Hälfte der Empfängerinnen und Empfänger einer Organtransplantation entwickeln innerhalb eines Jahres schwere Infektionen. 60 Prozent davon sind durch Bakterien verursacht, wie Schweizer Forschende berichten.

In der Schweiz leben mehr als 5000 Menschen dank der Transplantation eines oder mehrerer Organe. Jährlich erhalten 600 Patienten ein Herz, eine Niere, eine Leber, eine Lunge oder eine Bauchspeicheldrüse.

Infektionsrisiko bei Patienten mit Transplantation

Um das Risiko einer Abstossung des fremden Organs zu verringern, müssen die Patienten ihr ganzes Leben lang Medikamente einnehmen. Diese unterdrücken das Immunsystem. Das macht sie besonders anfällig für Infektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze.

Vor allem in den zwölf Monaten nach der Operation ist das Infektionsrisiko hoch. Dies da die Dosis der immunsuppressiven Medikamente dann am höchsten ist.

Wissenslücke zu Infektionen bei Prophylaxe

Bisher gab es jedoch keine Studien zu Infektionen bei diesen Patienten unter Prophylaxe. Dies erklärte Christian van Delden von der Universität Genf (Unige) und den Universitätskliniken Genf (HUG). Nun veröffentlichte er gemeinsam mit Kollegen des Universitätsspitals Zürich Ergebnisse dazu im Fachblatt «Clinical Infectious Diseases».

In die Studie wurden fast 3000 Personen eingeschlossen, also beinahe alle Patienten mit einer Transplantation in der Schweiz. Diese Patientinnen und Patienten sind Teil der Schweizerischen Transplantationskohortenstudie.

Andere Erreger

Die Auswertung zeigte, dass die Prophylaxe wirksam den selten gewordenen Cytomegalievirus-, Toxoplasma- und Pneumocystis-Infektionen vorbeugt. Bei mehr als der Hälfte der Patienten traten jedoch eine oder mehrere schwere infektiöse Episoden mit anderen Erregern auf. Wobei die Anfälligkeit je nach Art des transplantierten Organs sehr unterschiedlich war.

Auch die Arten der beteiligten Erreger wurden im Rahmen der Studie identifiziert: Mehr als 60 Prozent der Infektionen sind demnach bakteriellen Ursprungs. Auffällig ist, dass die meisten Infektionen das transplantierte Organ selbst betreffen.

Leitfaden für Ärzte

Co-Studienleiter Nicolas Müller vom Universitätsspital Zürich betont aufgrund der Ergebnisse: Ärzte sollten sich bei Patienten mit einer Transplantation stärker auf die Bekämpfung klassischer, bakterieller Infektionen konzentrieren. «Wir müssen zum Beispiel bei Organempfängern dem Thema Impfen mehr Bedeutung beimessen». So liess sich Müller in einer Mitteilung des Universitätsspitals Zürich zitieren.

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