Eine TikTokerin wollte ihren Followern helfen, in ihrer Freizeit etwas Geld zu verdienen. Als das Video viral ging, zerstörte sie damit Tausende Studien.
sarah frank
Mit diesem Video verfälschte Sarah Frank das Ergebnis von tausenden Studien. - Screenshot YouTube/@Global Report News

Das Wichtigste in Kürze

  • Sarah Frank teilte auf TikTok ein Video, in der sie die Webseite Prolific vorstellt.
  • Auf der Webseite können Nutzer Fragebögen für wissenschaftliche Studien ausfüllen.
  • Wegen des Videos wurde Tausende Studien verfälscht.
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Sarah Frank wollte nur ihren Freunden helfen, etwas Taschengeld zu verdienen. Dabei macht sie gleich Tausende Studien unbrauchbar. Alles, was es dazu brauchte, ist ein 53 Sekunden langes Video

Ende Juli lud die TikTokerin ein Video herauf, in dem sie die Seite «Prolific» vorstellt. Dies ist eine Webseite, auf der man mit dem Ausfüllen von Fragebögen Geld verdienen kann. Die Fragebögen werden dann für Studien verwendet.

Zu ähnliche Testpersonen verfälschen Studie

Was zuerst nur für ihre Follower gedacht war, geht plötzlich viral. Nach einem Monat hat das Video bereits 4,1 Millionen Views. Das heisst: Tausende Menschen, die das Video sahen, melden sich plötzlich auf Prolific an.

Sarah Frank stellt die Webseite Prolific vor.

Was zuerst positiv klingt, ist für wissenschaftliche Studien gar nicht so gut. Denn: Bei den Teilnehmern hat es sich oft um Personen mit ähnlichem Hintergrund, desselben Alters und demselben Geschlecht. Studien hingegen sind auf eine durchmischte Probandengruppe angewiesen.

Dass diese Durchmischung nicht mehr vorhanden ist, fiel auch den Forschern schnell auf. Ein Wissenschaftler aus San Francisco schrieb auf Twitter: «Ich analysiere 300 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, 91 Prozent davon sind weiblich, sieben Prozent männlich.» Wie könne sowas passieren?

Ursprung des Phänomens zuerst unklar

Laut «The Verge» berichten auch andere Wissenschaftler von einem ähnlichen Phänomen: «Wir haben festgestellt, dass wir einen enormen Zuwachs an Partizipierenden auf Prolific verzeichnen können.» Das sei zwar grossartig, aber die Studien haben plötzlich einen grossen Frauenanteil – mit bis zu 85 Prozent. Der Altersdurchschnitt befinde sich zudem plötzlich bei 21 Jahren.

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Wegen des Videos wurden die Ergebnisse Tausender Studien verfälscht. (Symbolbild) - Pixabay

Woher dieser plötzliche Umschwung kam, war den Forschern zunächst nicht klar. Bis Psychologin Hannah Schechter über das Video stolperte. Zwar sei es etwas weit hergeholt, schreibt sie auf Twitter. «Aber wenn man das Timing, die Viralität und die Demografie der Followerinnen und Follower dieser Userin in Betracht zieht...»

Studienleiter erhalten Webseite-Kosten zurück

Phelim Bradley, der Co-Gründer von Prolific, glaubt, dass rund 4600 Studien gestört wurden. Viele könnten noch gerettet werden – allerdings nicht alle. Den Studienleitern, deren Studie unbrauchbar ist, werden die Webseite-Kosten zurückerstattet.

Dass die Webseite nachhaltig gestört wird, glaubt Bradley nicht. Vor TikTok seien rund 50 Prozent der User Frauen gewesen. «Einige Tage lang stieg dies auf 75 Prozent an.» Jetzt befinde sich die Anzahl Frauen aber bereits wieder bei 60 Prozent.

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