In der Kirche von San Fermo in Verona (I) wurde ein Steinsarkophag entdeckt. Dabei könnte es sich um Grossmeister Templer-Grossmeister Arnau de Torroja handeln.
San Fermo Inferiore Templerorden
Katholische Templer in San Fermo Inferiore in Verona. Dort wollen Wissenschaftler aus Österreich, Italien und der Schweiz das Grab des Grossmeisters Arnau de Torroja aus dem 12. Jahrhundert gefunden haben. Wegen der Coronakrise steht der «Vaterschaftstest» am Skelett noch aus. (Pressebild) - sda
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Kirche von San Fermo in Verona (I) wurde ein Steinsarkophag entdeckt.
  • Die DNA-Analyse des Skeletts wird nun mit Spannung erwartet.
  • Denn: Es könnte sich dabei um den Templer-Grossmeister Arnau de Torroja handeln.

Dank Dan Brown weiss heute jeder Bescheid über die Tempelritter. Deshalb wird die DNA-Analyse eines Skeletts aus einem Grab in Verona mit Spannung erwartet: Ist es der Templer-Grossmeister Arnau de Torroja? Der «Vaterschaftstest» verzögert sich wegen der Coronakrise.

«Mein persönliches Dan Brown-Erlebnis». So nennt es der auf alte DNA spezialisierte Bioarchäologe Jan Cemper-Kiesslich vom Fachbereich Gerichtsmedizin und Forensische Neuropsychiatrie der Universität Salzburg. Brown feierte nicht umsonst mit seinen Thrillern rund um das Vermächtnis der legendenbehafteten Tempelritter grosse Erfolge.

Im Gegensatz zu Browns Kopfgeburten ist der Stoff im Projekt der Forscher-Teams aus Italien, Österreich und der Schweiz viel wissenschaftlicher. Und trotzdem abenteuerlich.

Steinsarkophag bei Renovierung gefunden

Der Magister der Katholischen Templer Italiens, Mauro Ferretti, entdeckte bei Renovierungen der Kirche von San Fermo in Verona einen Steinsarkophag. Dieser war mit Zeichen versehen, die stark auf einen dort begrabenen bedeutenden Tempelritter schliessen liessen.

Über den Rechtshistoriker Daniele Mattiangeli von der Uni Salzburg stiess das Team um den forensischen Molekularbiologen zur Analyse dazu. Die Wissenschaftler nahmen eine erste Sichtung vor und entnahmen Proben am Skelett. «Unsere Fragestellung ist, ob die Gebeine in dem Sarkophag diejenigen des Arnau de Torroja sind», so Cemper-Kiesslich.

Bei ihren Analysen gingen die Wissenschaftler zunächst genauso vor, wie dies bei einem völlig unbekannten Skelettfund der Fall wäre. So wurden Körpergrösse, Geschlecht und Händigkeit des Verstorbenen festgestellt und Rückschlüsse auf vorhandene Krankheiten oder Verletzungen gezogen. Mittels Radiokarbondatierung schätzten die Forscher ausserdem die Zeit, die seit dem Tod vergangen ist.

Im so eingegrenzten Zeitfenster zwischen 1166 und 1259 liegt auch das überlieferte Sterbejahr des einstigen Grossmeisters (1184). Der in Verona gefundene Verstorbene war überdies Rechtshänder und zum Todeszeitpunkt zwischen 50 und 70 Jahre alt. All das passte sehr gut zu allem, was man heute über die historische Figur des einflussreichen Templers weiss.

Erbgutanalysen von Verwandten durchgeführt

Um diese Hinweise abzusichern, bedarf es jedoch weiterer Erbgutanalysen von Verwandten des fraglichen Mannes. Man weiss, dass mögliche Mitglieder der Familie Torroja in einigen katalanischen Städten und in ehemaligen Templerburgen bestattet wurden.

Würde man hier DNA-Parallelen finden, «könnten wir eine Zusammenschau sämtlicher Befunde aufstellen. Und anhand der Daten die Hypothese beantworten», erklärte Cemper-Kiesslich, der die Vorgehensweise gewissermassen als «mittelalterlichen Vaterschaftstest» bezeichnete. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten die notwendigen Untersuchungen der Überreste der Verwandten allerdings noch nicht durchgeführt werden.

Abseits davon geht es um die Frage, ob der Templerorden 1312 aufgelöst oder nur «vorübergehend suspendiert» wurde. Das schrieb Mattiangeli in einer Aussendung der Uni Salzburg. Könne man nun festmachen, wo die Überreste des Grossmeisters Arnau de Torroja liegen, wäre das ein «wichtiger Anhaltspunkt». So könnten die nachträgliche Legitimation zeitgenössischer Templerorden erfolgen.

Templerorden für immer aufgehoben?

Anfang des 14. Jahrhunderts waren es vermutlich die Macht, der Einfluss und der Reichtum des ursprünglichen Ordens, die dem französischen König Philipp IV. und Papst Clemens V. ein Dorn im Auge war.

Die als gewissermassen militärische Eliteeinheit fungierenden Tempelritter waren daraufhin in einen aufsehenerregenden, langwierigen Prozess verwickelt. «Wir haben uns die originale Version des Pergaments von Chinon aus dem Jahr 1308 angesehen. In dem geht es um die Anklage gegen die Templer. Sie wurden von der Inquisition der Blasphemie und des Satanismus beschuldigt», so Mattiangeli.

Doch die neuen Ergebnisse der Rechtswissenschaftler «lassen uns daran zweifeln, dass der Templerorden tatsächlich für immer aufgehoben worden ist.» Diese durften eigentlich nicht bestraft oder exkommuniziert werden durften. Dies wird in der nun wiederentdeckten päpstlichen Bulle «dignum esse conspicimus» festgehalten.

«Dieses Verbot würde aus juristischer Sicht die Nichtigkeit der Entscheidung über die Aufhebung des Templerordens durch Clemens dem V. zur Folge haben. Und ein ganz neues Licht auf das – nur vorläufige – Ende der Templer werfen», so der Rechtshistoriker.

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