Rund 16'500 Hitzetote in Europas Städten durch Klimakrise
Laut einer neuen Schätzung britischer Forscher führte der Klimawandel in diesem Sommer zu rund 16'500 zusätzlichen Hitzetoten in europäischen Städten.

Der Klimawandel hat einer neuen Schätzung britischer Forscher zufolge in diesem Sommer in europäischen Städten zu rund 16'500 zusätzlichen Hitzetoten geführt. Rund 200 davon starben in Schweizer Städten.
Die Forscherinnen und Forscher führen damit gut zwei Drittel (68 Prozent) aller Hitzetoten in den 854 betrachteten Städten auf den Klimawandel zurück.
Insgesamt seien dort schätzungsweise 24'400 Menschen an extremer Hitze gestorben, heisst es in einer Mitteilung des Grantham Institute des Imperial College London und der London School of Hygiene & Tropical Medicine.
Die tatsächliche Zahl dürfte aber noch höher liegen: Die Mehrheit der hitzebedingten Todesfälle werde nicht gemeldet. Die Klima- und Gesundheitsforscher wollen mit ihrer Arbeit auf die Todesopfer während Hitzewellen aufmerksam machen, noch bevor offizielle Daten dazu veröffentlicht werden.
Neue Studie schätzt Todesfälle durch Klimawandel
Die in der Untersuchung aufgeführte Totenzahl beruht auf Modellrechnungen. Die Studie wurde noch nicht im sogenannten Peer-Review-Verfahren durch mehrere Fachexperten unabhängig voneinander überprüft. Sie soll einen schnellen Überblick über die durch den Klimawandel verursachten Todesfälle geben.
In den 12 untersuchten Schweizer Städten führten die Forschenden insgesamt 207 Hitze-Todesfälle auf den Klimawandel zurück. Davon die meisten (49) in Zürich, gefolgt von Bern (33), Genf (29) und Basel (27). Anteilsmässig war die Anzahl an Hitzetoten, die auf den Klimawandel zurückgeführt werden, in Lugano am höchsten. Dort zählten die Forschenden 16 zusätzliche Hitzetote, was 86 Prozent aller Hitzetoten entspricht.
In den Hauptstädten waren die südeuropäischen Metropolen besonders stark betroffen, die teils lange unter Extremtemperaturen litten: Die Forschenden zählten 835 zusätzliche Hitzetote in Rom, 630 in Athen, 409 in Paris, 387 in Madrid, 360 in Bukarest, 315 in London und 140 in Berlin.
Die Forschenden stellten fest, dass der Klimawandel – allem voran durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Abholzung von Wäldern befeuert – zu einem Temperaturanstieg von durchschnittlich 2,2 Grad Celsius, in einzelnen Fällen um bis zu 3,6 Grad Celsius in den untersuchten Städten führte.
Sterberisiko durch Klimawandel
Das Team kombinierte in seinen Berechnungen die klimabedingten Temperaturveränderungen mit epidemiologischen Daten dazu, bei welchen Temperaturen das Sterberisiko wie stark zunimmt.
«Es mag nach nicht viel klingen, aber unsere Studie zeigt, dass schon Verschiebungen der Sommerhitze um nur wenige Grad für Tausende Menschen über Leben und Tod entscheiden können», sagt Clair Barnes vom Imperial College London.
Vor allem für die schnell alternde Bevölkerung Europas stelle Hitze eine zunehmende Bedrohung dar, warnen die Forscher. Menschen über 65 Jahren machten etwa 85 Prozent aller hitzebedingten Todesfälle aus.
Europa sei der sich am schnellsten erwärmende Kontinent und werde weiterhin immer heissere Sommer erleben, bis fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Die Forscher warnen, dass dies das Leben älterer Menschen gefährden und die Gesundheitssysteme belasten werde.