pRed - Wo Roche an der Zukunft arbeitet
Der Pharmakonzern Roche will un Zukunft stärker auf neuartige Forschungsansätze wie die sogenannten Organoide setzten. Dies geschieht im Think Tank des Konzerns, pRed.

Das Wichtigste in Kürze
- Neben dem Basler pRed gibt es noch weitere Forschungsmotoren wie beispielsweise gRed in den USA, die japanische Tochter Chugai oder auch CICoR, eine Forschungseinheit, die gerade in Schanghai aufgebaut wird.
Während alleine pRed laut Roche mehr als 2300 Mitarbeitende zählt, arbeiten konzernweit mehr als ein Viertel der insgesamt rund 100'000 Mitarbeitenden in der Forschung.
Roche verfolgt den Forschungsansatz mit Organoiden zwar schon eine Weile. Mit der Ernennung von Hans Clevers zum neuen Chef von pRed im vergangenen März hat der Konzern allerdings einen echten Crack auf diesem Gebiet an die Spitze des Think Tanks geholt.
Für Clevers selbst steht allerdings eine engere Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Forschung zuoberst auf der Liste der angestrebten Veränderungen, kündigt der pRed-Chef im Interview mit AWP an.
«Unsere Arbeit umfasst die präklinische Forschung bis hin zu den klinischen Studien der Phase II, wenn Wirkstoffe also bereits an betroffenen Patienten getestet werden», erklärt Clevers.
Auf die Frage, welche Veränderungen unter seiner Ägide zu erwarten seien, gibt sich Clevers moderat. «Ich kenne Roche ja schon deutlich länger, da ich vor meiner Berufung zum Chef von pRed drei Jahre lang im Verwaltungsrat war.» Da er in dieser Zeit viel gereist sei und sich an allen möglichen Flecken der Erde die jeweiligen Roche-Standorte angesehen habe, «wusste ich also mit Amtsantritt, dass ich nicht so viele Veränderungen herbeiführen musste.»
Vielmehr sehe er «Möglichkeiten, bestimmte Dinge zu verbessern.» Eine dieser Möglichkeiten ist engere Vernetzung mit der akademischen Welt. «Ich bin der Meinung, dass wir damit noch mehr erreichen können.»
Immerhin stammten die meisten Prinzipien und Ideen, die man bei der Entwicklung neuer Medikamente anwende aus der akademischen Welt. «Wenn man glaubt, eine gute Idee zu haben, oder wenn jemand anderes eine gute Idee hat, ist es meiner Meinung nach gut, sich mit den Leuten auszutauschen, die dem Thema wirklich nahe stehen, egal wo sie sind», erklärt der pRed-Chef weiter. Oder vielleicht haben die zehn anderen Leute es schon versucht und festgestellt, dass es nicht funktioniert.
«Das ist etwas, was wir, davon bin ich überzeugt, noch besser machen können, als wir es jetzt tun», betont Clevers im Interview.
Dass der Manager so denkt, überrascht nicht. Clevers selbst hat einen akademischen Hintergrund. «Ich habe als Mediziner und Biologe angefangen und mich dann nach langen Überlegungen entschieden, in die Grundlagenforschung zu gehen», fasst Clevers seinen Hintergrund knapp zusammen.
In der akademischen Welt hat er vor allem mit seiner Stammzellenforschung und dann mit seinen sogenannten Organoiden gesorgt. Beides dürfte auch bei Roche in Zukunft eine bedeutendere Rolle in der Forschung spielen.
Zur Erklärung: Clevers hat ein neues Standardverfahren entwickelt, mit dem adulte Stammzellen unbegrenzt vermehrt werden können und mit denen man dann rudimentäre Organe in Miniaturformat, sogenannten Organoide, züchten kann. Medikamente kann man so lebensecht in der Petrischale testen oder auch schadhafte Organe heilen.
Roche selbst hat auf diesem Gebiet bereits erste Weichen gestellt. Noch unter seinem Vorgänger, William Pao, hat Roche das Institute of Translational Bioengineering gegründet.
Wie Clevers erklärt: «Das Institut versucht, etwas zusammenzuführen, was bereits an verstreuten Stellen innerhalb von pRed und auch anderswo bei Roche geschieht – nämlich die Anwendung einer ganz neuen Art von experimentellen Plattformen.» Konkret geht es dabei um besagte Organoide.
Das Institut selbst schreibt über sich, es wolle das «Feld voranbringen, indem wir die Zusammenarbeit in einem Netzwerk von Partnern vorantreiben, Daten und Werkzeuge gemeinsam nutzen und die Beiträge der Gemeinschaft verstärken.» Enge Verbindungen zu akademischen Gruppen gehören ebenfalls zu den Zielen.
Dass er am Ende nun der pRed-Chef sei, habe auch mit dem Institut zu tun. Clevers glaubt, dass die «Technologie kurz davor ist, ausgereift zu sein und überall in der Arzneimittelforschung eingesetzt zu werden.»
Hinzu komme, dass Roche eines der grössten Forschungsbudgets in der Branche habe. «Das heisst, wir müssen keine Kompromisse eingehen.»