Bisher nahm man an, dass Mitgefühl stets die Attraktivität steigert. Doch das scheint ein Trugschluss gewesen zu sein, wie Forscher der Uni Luzern feststellten.
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Wert Mitgefühl zeigt, ist nicht automatisch attraktiver für den Partner. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Mitgefühl steigert nicht unbedingt die Anziehung auf das Gegenüber.
  • Das stellten Wissenschaftler der Uni Luzern nun fest.
  • Die Ergebnisse könnten die Psychotherapie massgeblich beeinflussen.
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Nicht bei allen Paaren führt mehr Mitgefühl zu einer besseren Beziehung. Bisher gingen Forscher davon aus, dass es eine allgemeingültige Verbindung zwischen Mitgefühl und gegenseitiger Anziehung gibt. Doch das trifft laut einer neuen Studie der Universität Luzern scheinbar nur bei rund der Hälfte der Paare zu.

Diese Erkenntnis habe Implikationen für die Paartherapie, schrieb der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in einer Mitteilung zur Studie vom Mittwoch. «Schaut man Paare einzeln an, so kann das zu anderen Ergebnissen führen, als wenn man von allen den Durchschnitt bildet.» So erklärte es Studienleiter Andrew Gloster in der Mitteilung.

Paartherapie setzt auf Mitgefühl

Die Annahme, dass alle gleich ticken, die sogenannte psychologische Homogenität, werde schon lange infrage gestellt. Die psychotherapeutische Forschung sei aber erst vor Kurzem darauf aufmerksam geworden.

Zeigst du häufig Mitgefühl gegenüber deinem Partner oder deiner Partnerin?

Bisher sei man davon ausgegangen, dass ein Partner sein Gegenüber attraktiver findet, wenn er oder sie Mitgefühl mit ihm empfindet. Auch Mitgefühl mit sich selbst wurde für eine Bedingung gehalten, um andere zu lieben. Die meisten Beratungen in der Paartherapie tendierten deshalb dazu, diese Qualitäten zu fördern.

Daten sprechen gegen Mitgefühl-Theorie

Das Team um Gloster analysierte nun Daten, die zuvor im Rahmen einer anderen Studie erhoben wurden. Hierfür führten 84 heterosexuelle Paare aus der Schweiz eine Art Tagebuch in Echtzeit: Sie bewerteten eine Woche lang mehrmals am Tag ihr Mitgefühl für ihr Gegenüber, ihr Selbst-Mitgefühl und die Attraktivität ihres Gegenübers.

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Bisher schien es in der Forschung klar: Paare, die Mitgefühl füreinander empfinden, haben eine grössere Anziehung aufeinander.
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Doch die Universität von Luzern wartet nun mit Studienergebnissen auf, die ein anderes Bild zeichnen.
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Über mehrere Wochen hinweg führten Paare ein Tagebuch und notierten darin, wie viel Mitgefühl sie für ihren Partner empfanden und wie attraktiv sie ihn oder sie sahen.
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Die Forschenden waren überrascht, dass sich nur bei der Hälfte der Paare Mitgefühl positiv auf die Anziehung auswirkte.
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Diese Erkenntnis könnte Auswirkungen auf Paartherapien haben, die bisher Mitgefühl in den Fokus rückten.

Bei der Hälfte der Paare konnte dieser Zusammenhang laut der Studie erwiesen werden. Bei der anderen Hälfte gab es jedoch keinen Zusammenhang zwischen Anziehung und Mitgefühl. Das berichten die Forschenden in der Fachzeitschrift «Journal of Contextual Behavioral Science».

Besonders unerwartet war laut SNF aber ein Resultat zum Selbst-Mitgefühl: Männer mit Selbst-Mitgefühl empfanden ihre Frauen oder Freundinnen sogar als weniger attraktiv.

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