Macht einen Einwanderung zum Ostdeutschen?
Laut einer deutschen Studie macht Einwanderung Migranten zu Ostdeutschen – und umgekehrt. Betroffene kritisieren das als «unsensiblen Vergleichsakt».

Das Wichtigste in Kürze
- Eine deutsche Studie zieht Vergleiche zwischen Migranten und Ostdeutschen.
- Betroffene kritisieren die Untersuchung.
Eine Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung zeigt Ähnlichkeiten von Migranten und Ostdeutschen. Aber macht einen Einwanderung wirklich zum Ossi? Oder umgekehrt?
In der Untersuchung wurden 7233 in Deutschland lebende, deutschsprachige Personen am Telefon befragt. 4613 der Befragten leben in Westdeutschland und 2612 in Ostdeutschland. Der Wohnort der restlichen Acht konnte aufgrund ihrer Aussagen nicht genau zugeordnet werden.
Die Forschenden untersuchten die Wahrnehmung der beiden Gruppen sowie ihre Chancen in Beruf und Gesellschaft. Besonderes Augenmerk legte die Wissenschaftler unter der Leitung der Soziologin Naika Foroutan, wie Muslime von den beiden Gruppen wahrgenommen wurden.
West- und Ostdeutsche sehen Ossis und Migranten in Opferrolle
Dabei kam heraus: Westdeutsche beschreiben Ostdeutsche und Migranten in ähnlichem Masse als Stereotype. So fanden 41 Prozent der Westdeutschen, dass sich Ostdeutsche ständig als Opfer sähen – 36,5 Prozent sagen dasselbe bei Muslimen. Aber auch die Ossis selbst sehen sich und Muslime in dieser Opferrolle.
Zudem glauben rund 36 Prozent der Wessis, dass Ostdeutsche «noch nicht im heutigen Deutschland angekommen» sind. Von Muslimen glauben das sogar 59 Prozent der Westdeutschen. Bei den Ossis sieht das ebenfalls ähnlich aus. Sie sehen sich selbst (32 Prozent) und Muslime (67 Prozent) in der Vergangenheit lebend.
Kritik an Einwanderung-Ostdeutschland-These
Doch die Studie stiess auf viel Kritik. Nicht wenige sind mit der simplen Aussage von Studienleiterin Naika Foroutan «Ostdeutsche sind auch Migranten» nicht einverstanden. Die «Zeit» hat einige betroffene Personen befragt – und es gibt Parallelen.
«Die Frage, ob Ostdeutsche auch Migranten sind, hätte man bereits in den Neunzigern diskutieren sollen», sagt beispielsweise Maike Nedo. Auch Steffen Dobbert kritisiert: «Den Ossi» gäbe es nicht mehr.
Timo Meynhardt bestätigt zwar «Ostdeutsche sind Migranten», findet aber, man könne die Erfahrungen von Benachteiligungen nicht «gemeinsam abhandeln». Und trifft es mit seiner Zusammenfassung der Einwanderung-Vergleich-Studie auf den Punkt: «Das ist ein für alle Seiten unsensibler Vergleichsakt.»