Fast 90 Prozent der Imame in Deutschland kommen weiter aus dem Ausland
In den rund 2000 Moscheen in Deutschland predigen nach einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung weiterhin zu fast 90 Prozent Imame aus dem Ausland.

Das Wichtigste in Kürze
- Grüne fordern eine «schwarz-rot-goldene Imamausbildung» in Deutschland .
Sie stammen demnach insbesondere aus der Türkei, Nordafrika, Albanien, dem ehemaligen Jugoslawien, aus Ägypten und dem Iran. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt fordert daher eine «schwarz-rot-goldene Imamausbildung» in Deutschland.
«Imame, die hierzulande lehren, müssen auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen und Werte vermitteln, die ins 21. Jahrhundert passen», sagte Göring-Eckardt am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. «Indem die Bundesregierung bislang untätig bleibt, öffnet sie Einflüssen aus dem Ausland Tür und Tor.»
Hauptentsender der Imame ist der Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), diese stelle fast die Hälfte der etwa 2500 Imame in ihren rund 1000 Moscheen. Zahlenmässig bedeutsam sind ferner die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs mit 323 Moscheen, der Verband Islamischer Kulturzentren mit etwa 300 sowie die Islamische Gemeinde der Bosniaken in Deutschland mit mehr als 70 Moscheen.
Dem Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) zufolge ist der Anteil der Imame aus dem Ausland geringer als in der Studie angegeben. «Die Zahl scheint etwas zu hoch gegriffen, nach unseren Daten liegt die Gewichtung etwa bei 80 Prozent», sagte ein Sprecher AFP.
Der Zentralrat kritisierte zudem, dass die Untersuchung die Frage auslasse, welche Lösungs- und Finanzierungsvorschläge es für eine Imamausbildung in Deutschland gebe. «Darüber schweigt sich die Studie aus», sagte der Sprecher. Der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek hatte in der Vergangenheit bereits mehr Unterstützung für eine Ausbildung von Imamen in Deutschland gefordert.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will die ausländische Einflussnahme auf Muslime in Deutschland möglichst beenden. Bei einer Tagung der Deutschen Islam Konferenz im November hatte Seehofer betont, die praktische Schulung von Geistlichen sei Angelegenheit der islamischen Gemeinschaften. Er forderte den Zentralrat der Muslime auf, im Jahr 2019 «zwei Dutzend» Imame in Deutschland auszubilden.
Göring-Eckardt sieht hingegen die Bundesregierung in der Pflicht: «Wir brauchen eine schwarz-rot-goldene Imamausbildung», sagte die Grünen-Politikerin. Bislang schiebe die Bundesregierung diese dringende Aufgabe auf und lasse die Islamkonferenz diskutieren, statt konkrete Entscheidungen zur Verbesserung der Ausbildungssituation vorzubereiten.
«Langfristig schaffen wir keine deutsche Imamausbildung ohne die Religionsgemeinschaften», stellte auch Göring-Eckardt klar. «So lange es aber noch keine anerkannten Religionsgemeinschaften gibt, braucht es eine Überbrückung, zum Beispiel durch funktionierende Beiräte und temporäre Finanzierungsmodelle.»
Der zu den Verfassern der Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zählende Andreas Jacobs kritisierte in der «Rheinischen Post» die von der Bundesregierung geplante Deutschpflicht als Einreisevoraussetzung für ausländische Geistliche. Diese sei «nicht viel mehr als eine Ausbesserungsmassnahme» bei der gewünschten Abkehr des Systems der Entsendung von Imamen.