Finanzieller Missbrauch liegt uns anscheinend im Blut. Vor allem gegenüber Gruppen verhalten sich viele Personen skrupellos. Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass die meisten Personen einen Teil des Gewinns einer Gruppe stehlen würden, um sich persönlich zu bereichern. Dagegen verhalten sich viele gegenüber Einzelpersonen grosszügiger als gegenüber Gruppen.
Das Hauptgebäude des Universität Zürich im Hochschulquartier.
Das Hauptgebäude des Universität Zürich im Hochschulquartier. - zVg
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Zu diesem Schluss ist die Universität Zürich im Rahmen eines Experiments gekommen.

Mit dem «Big Robber Game» untersuchte sie, wie viele Personen für einen persönlichen Gewinn Mitglieder einer Gruppe bestehlen würden, der sie selbst angehören. Am Experiment nahmen 640 Studierende teil, wie es in der Mitteilung vom Montag heisst.

Dabei kam heraus, dass mehr als die Hälfte aller Teilnehmenden für einen persönlichen Gewinn von 100 Euro die Hälfte der Einnahmen aller anderen Gruppenmitglieder stehlen würde. Das war das Maximum, das sie im Rahmen der Versuchsanordnung überhaupt entwenden konnten. Über 80 Prozent der Teilnehmenden stahlen mindestens einen Drittel des Geldes, wie es weiter heisst. Dagegen habe fast niemand den Betrug abgelehnt.

Im Gegensatz dazu verhielten sich die Teilnehmenden gegenüber Einzelpersonen grosszügiger und zeigten somit ein sogenanntes «prosoziales Verhalten». Konkret mussten die Studierenden beim Experiment eine Zehnernote im Zweierteam aufteilen. Die meisten Teilnehmenden überliessen ihrem Gegenüber den vollen Betrag.

«Dieselben Personen verhielten sich egoistisch bei weitreichenden finanziellen Entscheidungen, die eine Gruppe betrafen, und grosszügig bei bilateralen Interaktionen, bei denen wenig auf dem Spiel stand», lässt sich der Studienleiter Carlos Alós-Ferrer in der Mitteilung zitieren. Die Autoren kamen daher zum Schluss, dass die Wurzeln für finanziellen Missbrauch in uns allen angelegt seien. Es ist aber einfacher, mehreren Personen zu schaden als nur einer, wie es in der Mitteilung weiter heisst.

Dieses Bild für das Verhalten bezüglich Einzelpersonen bestätige auch die moderne Verhaltensökonomie und -psychologie. Aus weiteren Studien gehe hervor, dass Menschen finanzielle Gewinne bereitwillig mit anderen Personen teilen und Ungleichheit ablehnen würden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Universität ZürichStudieEuro