Die Jungfernfahrt des ersten Schiffes, dass durch künstliche Intelligenz gesteuert wird, steht kurz bevor.
Künstliche Intelligenz
Zwei Arten, den 400. Jahrestag der Amerikafahrt der Mayflower zu zelebrieren: Hinten eine Replik des historischen Auswandererschiffs, vorne ein vollständig automatisierter Trimaran, der ganz ohne den Menschlichen Faktor auskommt. (Bild www.mayflower400uk.org) - sda - Mayflower 400
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das erste Schiff mit künstlicher Intelligenz soll bald seine Jungfernfahrt machen.
  • Der Trimaran befindet sich momentan noch vor der britischen Küste.
  • Das Schiff soll die Verschmutzung des Meeres untersuchen und Plastik analysieren.

Selbstfahrende Autos sind mancherorts bereits auf der Strasse unterwegs. Autonom navigierende Schiffe sind hingegen ein Novum: Am 15. Mai soll das erste seiner Art zur Jungfernfahrt über den Atlantik starten. Dies, wenn das Wetter und die britischen Behörden es zulassen.

Gleicher Name wie Segelboot auf dem Jahr 1620

Noch schaukelt der unbemannte Trimaran - ein Schiff mit drei Rümpfen - in einer Bucht vor der britischen Küste. «Mayflower 400» heisst er, in Erinnerung an das Segelschiff, das 1620 die ersten Auswanderer nach Amerika brachte. Mit dem «Mayflower»-Segelboot von damals hat das neue High-Tech-Schiff jedoch nur den Namen und die Route gemein.

Mayflower II
Die Mayflower II, ein Nachbau des originalen Mayflower-Schiffs, das die Pilger vor 400 Jahren nach Amerika brachte, liegt in Plymouth, Massachusetts, vor Anker, nachdem sie nach umfangreichen Renovierungsarbeiten zurückgekehrt ist, Mittwoch, 12. August 2020. - Keystone

Statt Passagieren hat der Trimaran jede Menge Technik an Bord, die Rolle des Kapitäns übernimmt Künstliche Intelligenz (KI). Es geht auf eine dreiwöchigen Reise vom britischen Plymouth nach Plymouth an der US-Ostküste. Das mit Sonnenkollektoren und Roboterruder ausgestattete Schiff soll die Verschmutzung des Meeres untersuchen. Zudem den Plastik im Wasser analysieren und Meeressäuger aufspüren.

Künstliche Intelligenz steuert das Schiff

«Ein Schiff ohne Menschen an Bord ermöglicht es Wissenschaftlern, ihr Beobachtungsgebiet zu erweitern.» Dies sagt Rosie Lickorish von IT-Konzern IBM, einem der Partner des Projekts. Noch seien 80 Prozent der Unterwasserwelt unerforscht.

IBM
Das Logo des US-Computerkonzerns International Business Machines Corporation (IBM) am Firmensitz in Mainz, Deutschland, 21. Oktober 2014. - Keystone

Dabei hätten die Ozeane den «stärksten Einfluss» auf das globale Klima. Dies sagt Brett Phaneuf von der Organisation ProMare und einer der Initiatoren des Projekts.

Zahlreiche Technologie- und Dienstleistungsanbieter und hunderte Menschen aus Indien, der Schweiz und den USA hätten zu dem Projekt beigetragen. Ohne diese Zusammenarbeit hätte die «Mayflower 400» das Zehnfache der von ProMare investierten rund eine Million Dollar gekostet.

Daten sollen Wissenschaftlern kostenlos zur Verfügung stehen

Die Non-Profit-Organisation will die bei der Atlantiküberquerung gesammelten Daten kostenlos Wissenschaftlern zur Verfügung stellen. Auch für die Zukunft der kommerziellen Schifffahrt könnten die Erfahrungen aus dem Projekt von Nutzen sein.

Die Jungfernfahrt des intelligenten Schiffs musste wegen der Pandemie um mehrere Monate verschoben werden. Weil keine Menschen an Bord sind, gibt es einen wichtigen Vorteil: «Auf der Reise wird sich niemand an Bord langweilen, müde oder krank werden. Sie kann also so lange dauern, wie es für die Wissenschaft nötig ist», sagt Phaneuf im Hafen des Abfahrtsortes.

künstliche intelligenz
Symbolbild zu Künstlicher Intelligenz. - pixabay

Nach einem Jahr Bauzeit war das 15 Meter lange und neun Tonnen schwere Boot fertig. Die Entwicklung des «Smart Captain», die künstliche Intelligenz an Bord, dauerte länger. Der Computer musste erst anhand tausender Fotos lernen, Hindernisse auf dem Meer zu erkennen. Auf See wurde das Schiff darauf trainiert, Zusammenstösse zu vermeiden.

Schiff korrigiert seine Fehler selbst

Indem verschiedenste Szenarien durchgespielt werden, könne das Schiff zwischen «sicheren und unsicheren» Manövern unterscheiden lernen, sagt der Softwareingenieur Ollie Thompson. Bei Fehlern könne es sich selbst korrigieren «und dadurch selbständig dazulernen». Allerdings wurde die «Mayflower 400» noch nicht in rauer See getestet. Bei Simulationen meisterte sie bisher 50 Meter hohe Wellen.

Auch für die wissenschaftlichen Experimente ist die Künstliche Intelligenz des Bootes entscheidend. «Sie wurde hunderte Stunden mit Audiodaten darauf trainiert, Meeressäuger zu erkennen», sagt Lickorish. Nur so könnten Informationen über die Verteilung der Population im offenen Ozean gewonnen werden.

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Meeressäuger sind besonders vom Aussterben bedroht. - pixabay

Analysen zur Zusammensetzung des Wassers, Messungen des Meeresspiegels und das Sammeln von Mikroplastik gehören zu den Aufgaben der «Mayflower 400». Obwohl das Schiff völlig autonom seinen Weg über den Atlantik finden soll: Wird es ein Team vom Festland aus rund um die Uhr überwachen. Immer bereit, im Notfall Kapitän KI beizustehen.

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