Der Klimawandel bringt die Gletscher zum Schmelzen. Forschende haben nun uralte Viren gefunden – doch wie gefährlich sind diese für Menschen?
Gletscher Klimawandel
Der Rhonegletscher mit Gletschersee. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gletscher schmelzen und offenbaren darin eingefrorene Viren-Arten.
  • Wie gefährlich diese Viren für Menschen sind, ist noch nicht vollständig geklärt.
  • Schweizer Forschende können die Angst vor den Eiszeit-Viren relativieren.
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Der Klimawandel lässt die Gletscher schmelzen. Unter dem «ewigen Eis» befinden sich aber nicht nur Steine und Geröll: Forschende von der Ohio State University haben im tibetischen Hochland 30 Viren aus der Eiszeit entdeckt.

Die Erreger haben rund 15'000 Jahre im Eis überlebt – und kommen aufgrund der Gletscherschmelze nun zum Vorschein. «Dass von diesen Viren eine Gefahr für Menschen ausgeht, scheint allerdings sehr unwahrscheinlich», betonen die Forschenden gegenüber CNN.

Klimawandel in der Schweiz bringt wohl keine Viren

Auch der ETH-Klimaforscher Reto Knutti kann beschwichtigen: So richtig altes Eis, in welchem sich die Ur-Viren hätten ansammeln können, gibt es in der Schweiz gar nicht. «Es ist damit unwahrscheinlich, dass man in der Schweiz im Eis etwas völlig Neues finden wird.»

Reto Knutti Energiekrise
Reto Knutti ist Klimaforscher an der ETH Zürich. - Keystone

Und auch die Gefahr für Mensch und Tier kann Knutti relativieren. Die Autoren der Studie betonen, dass die Viren keine Gefahr für den Menschen darstellen. Und obwohl die Viren mit 15'000 Jahren nicht mehr die Jüngsten sind, hat die Menschheit bereits über 100'000 Jahre auf dem Buckel.

Haben Sie Angst vor den unerforschten «Eiszeit»-Viren?

Die Resultate der Forschenden hingegen seien sehr interessant: «Sie zeigen, dass wir mit dem Klimawandel in vieler Hinsicht in das System Erde eingreifen.» Und ohne Klimaschutz dürften die Gletscher bis zum Jahr 2100 praktisch verschwunden sein. Denn: «Wenn die Gletscher schmelzen, dann schmelzen sie. Da kann man wenig dagegen tun.»

Mikrobiologe: «Eiszeit-Viren sind nicht wahnsinnig neu»

«Es ist schon öfter vorgekommen, dass Viren in Gletschern gefunden wurden, auch in der Schweiz. Hierzulande findet man diese vor allem im Permafrost», erläutert Beat Frey. Er ist Experte für Mikrobielle Ökologie an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

Beat Frey
Der Mikrobiologe Beat Frey war auch schon auf der Insel Svalbard unterwegs, welche nahe am Nordpol liegt. - zVg

Da die Viren ohne Bakterien als Wirte «ohnehin nicht überlebensfähig» seien, gehe von den «Eiszeit»-Viren keine grosse Gefahr für Mensch und Tier aus. Dies liege daran, dass Virus sowie Bakterium hoch spezialisiert auf das Leben im ewigen Eis seien.

Frey versichert: «Ich kann unterschreiben, dass die ‹Eiszeit›-Viren für Mensch und Tier ungefährlich sind.»

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