Kosten von Krebsmedikamenten stehen oft in keinem Verhältnis zu ihrem medizinischen Nutzen. Zu diesem Schluss gelangt eine internationale Studie der Uni Zürich. Die Verfasser raten deshalb den Behörden, bei ungerechtfertigten Preisen Vergünstigungen auszuhandeln.
Krebsmedikamente werden zum Teil überteuert gehandelt, wie eine Studie der Uni Zürich nachweist: Ihre Preise stehen in keinem Verhältnis zu ihrem medizinischen nutzen (Archivbild)
Krebsmedikamente werden zum Teil überteuert gehandelt, wie eine Studie der Uni Zürich nachweist: Ihre Preise stehen in keinem Verhältnis zu ihrem medizinischen nutzen (Archivbild) - sda - Keystone/DPA-Zentralbild/HANS-JÜRGEN WIEDL
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Das Wichtigste in Kürze

  • In den letzten Jahren kamen immer mehr neue Krebsmedikamente auf den Markt.
  • Trotzdem sind die Preise für die Therapien in Europa und in den USA gestiegen.
  • Laut Wissenschaftlern würden dadurch die Gesundheitskosten nach oben getrieben.

Immer mehr neue Krebsmedikamente kamen in den letzten Jahren auf den Markt und trotzdem sind die Preise für die Therapien in Europa und in den USA gestiegen.

Dies treibt die Gesundheitskosten in die Höhe - «eine Herausforderung, nicht nur für das Sozialversicherungssystem in der Schweiz, sondern auch für Patientinnen und Patienten auf der ganzen Welt».

Das heisst es in einer Mitteilung eines Forschungsteams der Universität Zürich und der Harvard Medical School.

Mit Nutzenbewertungssysteme geprüft

Die Wissenschaftler um Kerstin Noëlle Vokinger, Professorin an der Universität Zürich, analysierten die Kosten für Krebsmittel in der Schweiz, Deutschland, England und Frankreich sowie in den USA.

Die Preise von 65 neueren Onkologika für feste Tumore sowie für Blutkrebs wurden auf die monatlichen Behandlungskosten eines Standardpatienten angepasst.

Verschiedene Medikamente in einer Schublade angeordnet.
Verschiedene Medikamente in einer Schublade angeordnet. - Keystone

Danach wurde die Wirksamkeit der Präparate, die sowohl von der amerikanischen wie den europäischen Zulassungsbehörden zugelassen worden sind, geprüft mittels zweier etablierter medizinischer Nutzenbewertungssysteme für Krebstherapien.

Es sind die: «American Society of Clinical Oncology Value Framework» und das «European Society of Medical Oncology Magnitude of Clinical Benefit Scale».

USA hat die höchsten Preise

Die Studie zeigte klar, «dass es für die Schweiz, Deutschland, England und die USA keinen Zusammenhang gibt zwischen dem klinischen Nutzen von Krebsmedikamenten und ihren Preisen», erklärt Erstautorin Kerstin Vokinger in eine Mitteilung vom Donnerstag.

Von den fünf untersuchten Ländern verzeichnen die USA die höchsten Preise, im Schnitt zahlt man dort doppelt so viel für dasselbe Medikament wie in Europa.

Krebsmedis
In den USA sind Krebsmedikamente am teuersten. - AFP/Archiv

Dies liegt laut Studienverfasser daran, dass dort der freie Markt spielt, während in Europa die Behörden die Kosten mit den Herstellern aushandeln.

Von den europäischen Ländern ist Grossbritannien am teuersten. Allerdings würden dort geheime Rabatte ausgehandelt, die Preise seien deshalb in Wirklichkeit tiefer als offiziell angegeben.

Medis in CH teurer als in Deutschland

An dritter Stelle der Preis-Rangliste folgt die Schweiz. In Deutschland und Frankreich sind die untersuchten Arzneien günstiger zu haben. Frankreich ist dabei das einzige Land, in dem laut Studie die Preise einigermassen mit der verbürgten Nutzenbewertung korrelieren.

«Arzneimittel mit einer geringen Wirksamkeit sollten tiefere Preise haben als solche mit einer hohen Wirksamkeit», fordert Volkinger. «Die nationalen Behörden sollten bei ihren Preisverhandlungen vermehrt den Nutzen eines Medikaments miteinbeziehen».

Krebsmedikamente
Krebsmedikamente sind in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland und Frankreich teurer. - dpa-infocom GmbH

Nur so könne aufgrund der limitierten finanziellen Ressourcen der Gesundheitssysteme den betroffenen Patientinnen und Patienten der Zugang zu wichtigen Arzneimitteln gegen Krebs gewährleistet werden.

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