Geringes Risiko für Corona-Infektion über Augen
Clemens Lange vom Universitätsklinikum Freiburg (D) hält eine Corona-Infektion über die Augen für sehr unwahrscheinlich. Bislang gäbe es keinerlei Anzeichen.

Das Wichtigste in Kürze
- Mediziner sagen, eine Infektion über die Augen sei unwahrscheinlich.
- Trotzdem sei die Möglichkeit nicht komplett auszuschliessen.
Eine Corona-Infektion über die Augen ist nach Medizinerangaben unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Reibe man sich beispielsweise die Augen mit Corona-kontaminierten Händen, wäre eine Übertragung denkbar, sagte Clemens Lange vom Universitätsklinikum Freiburg.
Es gibt im Kopf Verbindungen zwischen den Augen und der Nase wie etwa Tränenwege. Bei derzeitiger Studienlage «weist jedoch nichts darauf hin, dass wir die Augen als bedeutsame Eintrittspforte betrachten müssen», stellte Lange fest.
Übertragung über Tränenflüssigkeit ebenfalls unwahrscheinlich
Einige Studien postulieren Lange zufolge, dass eine Ansteckung über die Bindehaut möglich ist. Es sei jedoch noch nicht eindeutig geklärt, ob die Zellen der Augenoberfläche genügend Eintrittspforten hätten.
In keiner der Proben von 46 untersuchten Menschen seien relevante Mengen der für Corona wichtigen Rezeptoren festgestellt worden. Andere Forscher hatten in der Augenhornhaut Hinweise auf diese Rezeptoren gefunden, allerdings eine tatsächliche Corona-Übertragung darüber nicht geprüft.
Eine Übertragung über die Tränenflüssigkeit ist Lange zufolge ebenfalls eher unwahrscheinlich. «Der regelmässige Lidschlag des Auges sowie die geringe Augenoberfläche dürften verhindern, dass ausreichend Viren ins Auge gelangen können.» Auch enthalte der Tränenfilm von Corona-Infizierten nur sehr selten Virenerbgut.
Weitere Untersuchungen vonnöten
Lange schliesst eine Übertragung des Coronavirus über die Augen aber keinesfalls aus. Selbst bei augenärztlichen Untersuchungen dürfte jedoch aus den Atemwegen infizierter Menschen ein deutlich höheres Infektionsrisiko für die Mediziner ausgehen.
«Obwohl wir eher keine Infektion über das Auge befürchten, sind weitere Untersuchungen notwendig», mahnte Hans Hoerauf von der Universitätsmedizin Göttingen. Klinikpersonal sei trotz des eringen Risikos zu raten, bei bestimmten intensivmedizinischen Arbeiten mit Coronapatienten die Augen zu schützen.