Bisher ging man davon aus, dass eine Geburt bis zwei Wochen nach dem errechneten Termin mit einer Einleitung warten kann. Doch eine neue Studie widerspricht.
Frau im Spital
Früher ist wohl besser: Eine schwedische Studie hat verdeutlicht, dass eine späte Geburtseinleitung gefährlich sein kann. - Shutterstock
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie hat Geburtseinleitungen nach 41 und 42 Schwangerschaftswochen verglichen.
  • Der Versuch musste frühzeitig abgebrochen werden.
  • Bei der Einleitung nach 42 Wochen waren sechs Babys gestorben.
  • Möglicherweise ist eine Einleitung nach 41 Wochen empfehlenswert.

Eine Schwangerschaft dauert üblicherweise 40 Wochen, berechnet vom ersten Tag der letzten Regelblutung. Aber eben: üblicherweise. Manche Babys kommen etwas früher, andere eher spät. Spätestens zwei Wochen nach dem errechneten Geburtstermin muss die Geburt eingeleitet werden. Sonst ist das Leben des Kindes in Gefahr.

Nun kommt eine Studie aus Schweden zu dem Schluss, dass dies möglicherweise zu lang ist. Die Forschenden verglichen die Einleitung der Geburt nach 41 oder nach 42 Schwangerschaftswochen. Dazu hatten sie 2760 Frauen zufällig einer der beiden Gruppen zugeordnet. Eigentlich hatten die Ärzte die Geburtseinleitung bei über 10´000 Schwangeren untersuchen wollen, doch sie mussten die Studie frühzeitig abbrechen. Dies hatte ein unabhängiges Aufsichtsgremium entschieden.

Denn in der Gruppe, bei der die Geburt nach 42 Wochen eingeleitet worden war, waren zwischen 2016 und 2018 sechs Babys gestorben. Keine Toten gab es, wenn die Geburt nach 41 Wochen eingeleitet wurde. Dies berichteten die Mediziner im Fachblatt «The British Medical Journal».

Ein Baby
Ein Baby, das gesund auf die Welt gekommen ist. - Pixabay

In einem begleitenden Editorial britischer Gynäkologen heisst es: «Die vorzeitige Beendigung einer Studie auf der Grundlage von Sicherheitsbedenken ist umstritten, wenn die Anzahl der Ereignisse so gering ist (gemeint sind die sechs toten Kinder, Anm. d. Red.), aber in diesem Fall erscheint die Entscheidung angemessen.»

Die Ergebnisse sind denen zweier vorangegangener Studien aus der Türkei und den Niederlanden ähnlich, schreiben die Autoren des Editorials. Wenn man diese Ergebnisse mit der vorliegenden Studie kombiniere, dann ergäbe sich ein Gesamtergebnis von 0,4 Toten pro 1000 Geburten bei Einleitung nach 41 Wochen. Im Vergleich dazu stünden 3,5 Tote pro 1000 Geburten bei Einleitung nach 42 Wochen.

In der Schweiz Einleitung nach sieben bis zehn Tagen

In Schweizer Spitälern wird die Geburt üblicherweise sieben bis zehn Tage nach Termin eingeleitet. Dies entweder mit Hormonen oder durch eine künstliche Öffnung der Fruchtblase. Die Wehen können bei einer eingeleiteten Geburt stärker sein. Deswegen werden häufiger Schmerzmittel gebraucht.

Auch gibt es Bedenken, dass eine Einleitung häufiger zu einem Kaiserschnitt führt. Diese Bedenken sind allerdings unbegründet, wie eine Studie vor Kurzem gezeigt hatte. Auch in der vorliegenden Studie wurde kein Unterschied in der Kaiserschnittrate der beiden Gruppen festgestellt.

Übrigens: Ein natürliches Mittel zur Geburtseinleitung ist Sex. Denn Sperma enthält Prostaglandine – das sind Hormone, die die Kontraktion der Gebärmutter anregen. Sie werden auch bei einer künstlichen Einleitung eingesetzt.

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Dieser Beitrag wurde verfasst von Cornelia Eisenach

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