Immer mehr Schweizer flüchten vor Hitze in den Norden
Im Sommer wird es sowohl in Südeuropa als auch in der Schweiz immer wieder extrem warm. Viele flüchten deswegen in kühlere Gefilde.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer zieht es in den Sommerferien in den Norden.
- Schweden, das Baltikum und Schottland sind sehr beliebt, um der Hitze zu entfliehen.
- Zudem nimmt die Aufenthaltsdauer bei Reisen in den Norden zu.
Im Sommer wird es in der Schweiz immer wieder richtig heiss – besonders in den Städten. Auch dieses Jahr kommen wir wieder ordentlich ins Schwitzen. Diese Woche waren es bereits 33 Grad und mehr.
Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer wollen das nicht mehr mitmachen und entfliehen unseren Breitengraden. Stattdessen verbringen sie die warmen Sommermonate in kühleren Gefilden.
«Bei den skandinavischen Ländern und Finnland stellen wir grundsätzlich eine verstärkte Nachfrage fest», sagt Stephan Kurmann. Er ist Sprecher des Touristikunternehmens Dertour, zu dem der auf den Norden spezialisierte Reiseveranstalter Kontiki gehört.
Insbesondere Finnisch-Lappland sei bei der Kundschaft beliebt. «Die Gäste kennen die Region oft durch eine Winterreise und buchen nun Kombinationen aus Rundreisen und Aufenthalt. Zum Beispiel zusammen mit einem Abstecher auf die Lofoten», erklärt Kurmann.
Schweden, das Baltikum oder Schottland stünden ebenfalls hoch im Kurs. Und er stellt klar:
«Die zunehmende Sommerhitze in Südeuropa ist für einige Reisende sicherlich ein Faktor bei der Wahl ihres Urlaubsziels», sagt der Dertour-Sprecher.
Er merkt jedoch an: «Verglichen mit der gesamten Sommernachfrage sind die Zahlen noch auf eher tiefem Niveau.»
Schweizer Auswanderer verzeichnen mehr Feriengäste
Eine verstärkte Nachfrage nach Sommerferien im kühlen Norden bemerkt auch die nach Schweden ausgewanderte Familie Rotzler. Sie wurde in der SRF-Serie «Auf und davon» bekannt. Im schwedischen Hinterland betreiben die Basler die Ferienanlage Skålsjögården.
«Es liegt ein klarer Trend vor», sagen Jonas und Sabrina Rotzler gegenüber Nau.ch.
Man habe zwar erst die Erfahrung von drei Sommern, plus dem, der gerade begonnen hat. «Aber die Gästezahlen nehmen klar zu.»
Die beliebtesten Reisearten seien Wohnmobil-Ferien oder klassische Roadtrips. In beiden Fällen bleiben die Gäste jeweils ein bis vier Nächte, ehe sie zum nächsten Ort fahren.

Es gebe aber jeden Sommer auch Leute, die bis zu zwei Wochen bleiben.
Die Rotzlers spüren auch, dass sich die Art der Gäste verändert: «Es sind nicht mehr nur die ‹typischen Nordlandreisenden›, die zu uns kommen, sondern zunehmend kommen auch ‹neue Gäste›.»
Viele würden den Norden auch mal bereisen wollen, weil Freunde, Familie oder Kollegen von ihren Reisen berichtet hätten.
Die Basler haben auch von mehr Schweizer Freunden gehört, die es im Sommer in kühlere Regionen zieht. «Der Norden wird immer beliebter und man hört oft das Argument der Flucht vor der Hitze.»
Schweizer bleiben länger im Norden
Auch HomeToGo, ein Online-Marktplatz für Ferienwohnungen und Ferienhäuser, beobachtet den «Coolcation»-Trend.
«Unter Schweizer Reisenden, die im Sommer 2025 Urlaub machen, verzeichnet Schweden einen deutlichen Anstieg der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer», heisst es auf Anfrage. Im Jahresvergleich sei diese um 7,7 Prozent auf 9,6 Tage angestiegen.
Ein ähnlicher Trend zeige sich auf den Färöer-Inseln. Besonders ausgeprägt sei die Entwicklung in Estland und Lettland: «Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer stieg hier im Jahresvergleich um 18,3 Prozent beziehungsweise 21,1 Prozent.»
Oslo und Torquay beliebt für Langzeit-Ferien
Manche Feriengäste mieten ein Objekt auch gleich für mehrere Wochen – «übersommern» also im Norden. Bei solchen Langzeit-Reisen (definiert als länger als 14 Tage) gehört Oslo zu den beliebtesten Zielen bei Schweizer Reisenden. Die durchschnittliche Reisedauer beträgt 21,2 Tage.
In Torquay im Vereinigten Königreich werden bei Langzeit-Reisen durchschnittlich gar 24,9 Tage verbracht.
HomeToGo-Sprecher Jonas Upmann erklärt: «Die gestiegene Nachfrage nach Zielen im Norden hat meiner Meinung nach verschiedene Gründe.»

Zum einen seien in den vergangenen Jahren die Temperaturen im Sommer gerade in Südeuropa extrem angestiegen. Deshalb würden viele Reisende lieber von vornherein ein Ziel auswählen, an welchem sie sich erholen können.
Zum anderen biete Nordeuropa einzigartige Naturlandschaften wie Fjorde, Wälder und Gebirgsmassive.
«Diese Regionen sind für Reisende attraktiv, die Naturerlebnisse, Outdoor-Aktivitäten und Abgeschiedenheit suchen, abseits des Massentourismus», hält er fest.