Forscher orten gesellschaftliche Defizite beim Lesen von Karten
Kartennutzung im Alltag ist weit verbreitet, doch die Fähigkeit zur korrekten Interpretation fehlt oft.

Ob im Auto oder auf der Smartwatch: Karten sind im Alltag omnipräsent. Die Kompetenz, solche Orientierungshelfer adäquat zu deuten, fehlt aber laut Forschenden oft. Das ist eins der Themen beim Symposium «Die Macht der Karten» vom Institut für Geografie und Regionalforschung der Uni Wien am Montagabend.
Insbesondere in der Schulbildung fehle «explizit die Fähigkeit, mit Symbolen und abstrakten Dingen umzugehen», erklärte Karel Kriz, Kartograf an der Uni Wien und Vortragender beim Symposium, im Gespräch mit APA. Ob es sich dabei um analoge Karten oder digitale Medien handelt, spielt laut dem Forscher keine Rolle. Im Vordergrund stehe immer, wie Menschen die Informationen interpretieren, die ihnen kommuniziert wurden – auch in Hinblick auf Machtinteressen.
Machthaber bestimmen den Inhalt von Karten
Eine objektive Karte gibt es jedenfalls nicht, nach Kriz Meinung. Vielmehr hätten seit jeher Machthaber das bestimmt, was auf den Karten steht: «Wer die Karte besessen hat, hat auch die Macht gehabt.»
Inzwischen betrifft das nicht mehr nur militärische oder politische Kontexte wie Grenzziehungen. Marktwirtschaftlich orientierte Unternehmen wie Google beispielsweise könnten über «Wahrnehmungskomponenten» – wie visuelle Hervorhebungen – Nutzer ihrer Karten-Apps dazu animieren, bestimmte Routen zu gehen.
Karten als subjektive Abstraktion
Zwar entstünden Karten unter wissenschaftlichen Regeln – aber immer als subjektive Abstraktionen von Kartograf und Auftraggeber. So appellierte der Forscher an Kartenproduzenten und Medien, sich bei der Wahl von kartografischen Informationen «dieser Macht bewusst» zu sein.