Ex-Milliardär Benko angeklagt – Lange Haftstrafe droht
Gegen René Benko wurde Anklage erhoben. Der Ex-Millardär soll im Zuge seiner Privatinsolvenz Vermögenswerte zum Nachteil der Gläubiger beiseitegeschafft haben.

Gegen den ehemaligen Immobilieninvestor René Benko wurde von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien eine formelle Anklage erhoben. Die Vorwürfe betreffen mutmasslich unrechtmässige Vermögensverschiebungen zu Lasten seiner Gläubiger während seiner privaten Insolvenz.
Im Mittelpunkt der Anklage steht das Delikt der betrügerischen Krida, ein schwerwiegender Straftatbestand im österreichischen Insolvenzrecht. Benko soll laut «Kleine Zeitung» insgesamt 660'000 Euro an Vermögenswerten unrechtmässig an seine Familie weitergeleitet oder zurückgehalten haben.

Die Anklage ist Teil eines grösseren Ermittlungsverfahrens rund um die gescheiterte Signa-Gruppe, bei dem auch weitere Beschuldigte im Fokus stehen. Die österreichischen Behörden gehen aktuell von einem Gesamtschaden im dreistelligen Millionenbereich aus.
Vom Aufstieg und Fall der Signa-Gruppe
René Benko hatte sich in den vergangenen Jahren als einflussreicher Immobilienunternehmer einen Namen gemacht. Sein Firmengeflecht expandierte in der Phase niedriger Zinsen stark.
Es investierte laut der «Bild» in die Galeria-Warenhausgruppe, das KaDeWe in Berlin und grosse Bauprojekte wie den Elbtower in Hamburg. Doch mit steigenden Zinsen, explodierenden Baukosten und hausinternen Finanzproblemen geriet die Signa-Gruppe zunehmend ins Wanken.

Im Zuge dieser Entwicklungen meldete das Firmenkonstrukt Insolvenz an, was zu einer Kettenreaktion an juristischen Auseinandersetzungen führte. Die Justiz geht inzwischen zahlreichen Verdachtsmomenten und möglichen Straftaten nach.
Noch gilt die Unschuldsvermutung
Seit Januar befindet sich Benko in Untersuchungshaft in Wien, wie die «FAZ» berichtet. Trotz mehrerer Anträge blieb eine Freilassung bisher aus.
Die gegen ihn laufenden Ermittlungen wurden in den letzten Monaten noch ausgeweitet. Anwaltliche Stellungnahmen zu den neueren Vorwürfen stehen bislang noch aus.
Die erhobene Anklage ist derzeit noch nicht rechtskräftig, Benkos Verteidiger hat das Recht, innerhalb von zwei Wochen Einspruch einzulegen. Es gilt weiterhin die Unschuldsvermutung, bis ein Gericht ein rechtskräftiges Urteil gesprochen hat.
Benko droht eine mehrjährige Haftstrafe
Zu den zwölf Ermittlungssträngen gegen Benko können in nächster Zeit noch weitere Verfahren hinzukommen, die gerichtliche Aufarbeitung wird entsprechend komplex. Sollte sich der Vorwurf der betrügerischen Krida bestätigen, droht Benko der «Bild» zufolge eine zehnjährige Haftstrafe.
Der Fall wird in Österreich und darüber hinaus aufmerksam beobachtet. Schliesslich setzt er neue Massstäbe im Umgang mit Grossinsolvenzen und möglichem Finanzbetrug.
Mit der breiten Palette an Vorwürfen steht nicht nur Benko persönlich, sondern auch die gesamte Immobilienbranche unter erhöhter Beobachtung.