Frauen sind in der Wissenschaft weniger präsent als Männer. Das könnte auch daran liegen, wie sie ihre Forschung anpreisen.
Frau in der Forschung
Die Schweiz könnte den Zugang der Schweiz ihrem Forschungsprogramm einschränken müssen. (Symbolbild) - Unsplash
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Das Wichtigste in Kürze

  • Frauen sind in den Biowissenschaften unterrepräsentiert.
  • Forscherinnen erhalten weniger Lohn und werden weniger oft zitiert.
  • 2016 waren in der Schweiz nur 23 Prozent der Forschenden auf Stufe Professur Frauen.
  • Der Erfolg der Frauen könnte dadurch gebremst werden, dass sie sich unterverkaufen.

Ganz oben in der akademischen Forschung sind nicht viele Frauen zu finden. 23 Prozent der Professoren oder leitenden Forschenden in der Schweiz waren 2016 Frauen, wie Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen. In der EU waren es 24 Prozent.

Je nach Wissenschaftsbereich sind Frauen zwar mehr vertreten. So gibt es in den Geisteswissenschaften rund 37 Prozent Frauen in Toppositionen. In der Medizin und den Naturwissenschaften hingegen sind sie in der Schweiz mit 21 und 14 Prozent noch seltener zu finden.

Studien aus den USA zeigen, dass dort der gleiche Frauenmangel herrscht. Forscherinnen besetzen nicht nur weniger oft Spitzenpositionen, sie verdienen im Schnitt auch weniger, bekommen weniger Forschungsstipendien und werden von Fachkollegen weniger häufig zitiert als Forscher.

Artikel weiblicher Autorinnen weniger positiv bewertet

Eine neue Studie geht diesem Phänomen nun teilweise auf den Grund. Ein Forscherteam hat über sechs Millionen biowissenschaftliche Artikel, die zwischen 2002 und 2017 erschienen sind, sowie 100´000 Artikel zu klinischer Forschung analysiert. Sie durchleuchteten die Titel und Kurzusammenfassungen der Artikel auf 25 positiv wertende, englische Adjektive wie «einzigartig», «neu» oder «beispiellos». Dies wurde dann verglichen mit dem Geschlecht der Hauptautorenschaft. Die Resultate sind im Fachmagazin BMJ veröffentlicht worden.

Das Resultat: Sind Frauen die beiden Hauptautorinnen, verwenden sie signifikant weniger positive Begriffe als wenn ein Mann unter den beiden Hauptautoren ist. Bei den klinischen Studien war die Wahrscheinlichkeit 12,3 Prozent kleiner, bei den biowissenschaftlichen Studien hingegen unterschied sie sich nur marginal. Der Grund für diesen grossen Unterschied zwischen klinischen Studien und anderweitigen biowissenschaftlichen Studien wird in der Studie nicht geliefert.

Noch deutlicher ist der Unterschied, wenn die Fachzeitschriften besonders renommiert sind, also einen hohen Impact-Factor haben und also per se einen hohen Neuigkeitswert haben. Hier ist bei klinischen Studien mit Hauptautorinnen die Wahrscheinlichkeit für positive Wörter ganze 21,4 Prozent kleiner, bei Studien der Biowissenschaften ist sie 12,8 Prozent geringer. Und: die Artikel, welche sich positiv verkaufen, wurden auch markant mehr zitiert.

«Unsere Studie bringt den Beweis, dass Männer sich in der Medizin und den Biowissenschaften besser präsentieren können als Frauen und dass dieser Unterschied ihnen durch Zitierungen mehr Aufmerksamkeit beschert», schliessen die Forschenden.

Ursache unklar

Sollen Frauen ihre Forschung also besser anpreisen? Die Professorinnen Reshma Jagsi und Julie K. Silver sehen darin nicht die Lösung, wie sie in einem Artikel zur Studie schreiben. Denn, dass die Artikel von Frauen weniger prahlerisch daherkommen, könnte zum Beispiel auch an der Bearbeitung durch Fachleute bei den Fachmagazinen selber liegen. Ob also Forscherinnen ihre Forschung wirklich schlecht verkaufen, oder ob weibliche Forschung von den Verlegern schlechter verkauft wird, sei unklar.

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Dieser Beitrag wurde verfasst von Katrin Schregenberger

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