Forschende des Wasserforschungsinstituts Eawag haben festgestellt, dass Massnahmen gegen den Klimawandel dessen Auswirkungen auf aquatische Ökosysteme verschärfen können. Davon berichten sie im Fachmagazin «Ecological Solutions and Evidence».
Wald in Berlin
Wald in Berlin - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Es sei unbestritten, dass dringend etwas getan werden müsse, um den Klimawandel zu stoppen und seine direkten Auswirkungen auf alle Ökosysteme zu verringern, wird Studienerstautorin Morgane Brosse in einer Mitteilung der Eawag vom Donnerstag zitiert: «Aber wir müssen die Folgen der Massnahmen sorgfältig abwägen, damit wir mit unserem Handeln die Situation nicht noch verschlechtern».

Der Klimawandel wirke sich tiefgreifend auf aquatische Ökosysteme und ihre Artenvielfalt aus. Die Wassertemperaturen steigen, das Abflussregime verändert sich, die Verfügbarkeit von Trinkwasser wird gefährdet und die Wasserqualität verschlechtert sich. Alpine und voralpine Regionen sind besonders betroffen von den direkten Folgen des Klimawandels.

Neben diesen direkten Auswirkungen gibt es auch indirekte, die den Forschenden zufolge jedoch weniger gut untersucht sind. Mit indirekten Auswirkungen bezeichnen sie die ergriffenen Massnahmen des Menschen auf den Klimawandel. In der Studie konnten sie nun darlegen, dass diese indirekten Effekte die direkten Effekte des Klimawandels nicht nur verstärken, sondern kurzfristig sogar übertreffen können.

Als Beispiel nennen die Autorinnen und Autoren den Ausbau der Wasserkraft. Was fürs Klima gut ist, kann das Ökosystem stören: «Fliesst stromabwärts von Kraftwerken weniger Wasser, wird der Fluss wärmer und es besteht die Gefahr, dass sein Bett stellenweise austrocknet. Zudem bilden Staudämme oder Flusskraftwerke oft unüberwindbare Barrieren für Wasserorganismen», wird Brosse weiter zitiert. Dies begünstige beispielsweise Krankheiten oder vermindere die genetische Vielfalt - beides bereits Folgen des direkten Klimawandels, die so noch verstärkt würden.

Die Forschenden schlagen deshalb unter anderem vor, die Nutzung der Stauseen zu optimieren. Das heisst, nicht nur Strom zu produzieren, sondern die Becken auch als Wasserspeicher zu nutzen, auf die in Dürrezeiten zurückgegriffen werden kann.

Als zweites Beispiel wird in der Studie die Anpassung der Landwirtschaft auf den Klimawandel aufgeführt. Demnach werde ein zunehmend trockenes und weniger vorhersehbares Klima dazu führen, dass sich Landwirte weniger auf Regen verlassen können und auf Bewässerungssysteme umsteigen müssen. Etwa, indem Wasser aus Süsswasserlebensräumen umgeleitet und entnommen wird. Deshalb sei es wichtig, bei der Umstellung auf neue Nutzpflanzen deren Wasserbedarf zu berücksichtigen und den Anbau von trockenheitsresistenteren Kulturen zu erwägen.

Wichtig sei auch, den Fussabdruck von Nutzpflanzen hinsichtlich Düngemittel und Pestizide zu berücksichtigen, um die Wasserqualität nicht weiter zu belasten.

Wie die Forschenden betonen, bieten die Reaktionen auf den Klimawandel bei richtiger Umsetzung ein «enormes Potenzial für schnelle und umsetzbare Massnahmen zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels auf aquatische Ökosysteme.» Wichtig sei, dass Politiker und Entscheidungsträgerinnen die potentiell negativen Folgen der Massnahmen in der Planung berücksichtigen würden.

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