In Deutschland sind erstmals zwei Kinder nach einer Gebärmuttertransplantation geboren worden.
Die Tübinger Medizinerin Sara Brucker
Die Tübinger Medizinerin Sara Brucker - dpa/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Gesunde Babys kamen per Kaiserschnitt in Tübingen zur Welt.
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Die Babys kamen im März und im Mai per Kaiserschnitt im Universitätsklinikum Tübingen zur Welt, wie die Uniklinik am Donnerstag mitteilte. 2016 war dort deutschlandweit zum ersten Mal einer Frau eine Gebärmutter transplantiert worden, diese Frau ist nun Mutter geworden. Weltweit wurden bislang 17 Kinder nach einer Uterustransplantation geboren.

Für Deutschland ist das ein Novum. Die beiden 25 und 26 Jahre alten Frauen, die nun nach einer Uterustransplantation Mütter wurden, kamen ohne Scheide und Gebärmutter, aber mit Eierstöcken auf die Welt. Die Fehlbildung nennt sich Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom. Beiden Frauen wurde die Gebärmutter ihrer jeweiligen Mütter eingepflanzt.

In einem Fall wurde im Oktober 2016 einer damals 23-Jährigen deutschlandweit zum ersten Mal eine Gebärmutter transplantiert. Mitte vergangenen Jahres wurde der jungen Frau eine eigene, zuvor mit den Spermien ihres Manns im Reagenzglas befruchtete Eizelle eingesetzt. Im Mai brachte sie einen gesunden Jungen zur Welt. Details zu dem im März geborenen Baby wurden aus Gründen der Anonymität nicht bekannt.

Die Tübinger Experten sprachen von einem «wunderbaren Ereignis». Es sei gelungen, «zwei Kindern zu helfen, das Licht der Welt zu erblicken, die sonst nie geboren worden wären», sagte Diethelm Wallwiener, ärztlicher Direktor an der Tübinger Universitäts-Frauenklinik.

Nach Angaben von Sara Bruckner, einer der federführenden Ärztinnen, kommen in Deutschland jedes Jahr 60 bis 80 Mädchen mit dieser seltenen genitalen Fehlbildung zur Welt. Sie haben zwar normale Eierstöcke, aber keine Scheide und keine Gebärmutter. Die Scheide kann operativ angelegt werden, in Tübingen wurde zudem bislang in drei Fällen erfolgreich ein Uterus transplantiert.

Schweden ist Vorreiter bei dieser neuen Operationsmethode. In dem skandinavischen Land wurde im Jahr 2014 weltweit zum ersten Mal ein Kind nach der Transplantation einer Gebärmutter geboren. Der Uterus stammte von einer lebenden Spenderin. Seitdem gab es weitere Fälle, längst nicht immer sind die Transplantationen jedoch erfolgreich. Ende 2017 brachte in Brasilien eine Frau erstmals ein Kind zur Welt, nachdem ihr die Gebärmutter einer Verstorbenen eingepflanzt worden war.

Aus ethischer Sicht halten die Experten eine Gebärmuttertransplantation für gerechtfertigt. «Eine Gebärmutter ist kein lebensnotwendiges Organ ? aber notwendig, um einen Kinderwunsch zu erfüllen», betonte Brucker. Für betroffene Frauen könne eine Kinderlosigkeit grosses psychisches Leid bedeuten. Die Transplantation sei hierzulande «die einzige Chance auf ein biologisch eigenes Kind». Allerdings finde sich nicht für jede Frau eine passende Lebendspenderin, schränkte Brucker ein.

Die sogenannte absolute uterine Infertilität aufgrund des angeborenen Fehlens, einer Fehlbildung oder des Verlusts der Gebärmutter zum Beispiel durch eine Krebserkrankung betrifft drei bis fünf Prozent aller Frauen und galt bis vor kurzem als praktisch unheilbar. Die einzigen Möglichkeiten für diese Frauen, Mütter zu werden oder genetisch eigene Kinder zu bekommen, waren die Adoption oder die Leihmutterschaft, die allerdings in Deutschland verboten ist.

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