Lange hätte es kaum jemand für möglich gehalten: Ende 2020 steht nun ein Impfstoff gegen das Coronavirus zur Verfügung. Für «Science» der Durchbruch des Jahres.
Coronavirus
Eine Impfung. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die rasante Corona-Impfstoff-Entwicklung ist für «Science» der Durchbruch des Jahres.
  • Niemals zuvor hätten so viele Konkurrenten so offen und regelmässig zusammengearbeitet.
  • Endlich sei eine Antwort auf die Frage möglich, wann das alles ein Ende habe.

Die rasante Entwicklung effektiver Impfstoffe gegen Covid-19 ist für die Macher des renommierten «Science»-Magazins der wichtigste Forschungsdurchbruch des Jahres. Niemals zuvor hätten so viele Konkurrenten so offen und regelmässig zusammengearbeitet. Ebenso einzigartig sei die gemeinsame Anstrengung von Regierungen, Industrie, Wissenschaft und Non-Profit-Organisationen. Dies heisst es zur Begründung des «Breakthrough of the Year».

Erst in den letzten Wochen vor Redaktionsschluss sei laut «Science»-Chefredakteur H. Holden Thorp klar geworden, dass sich die Hoffnung auf wirksame Impfstoffe erfüllen würde: «Die Errungenschaft der Covid-19-Impfstoffe ist ein Zeugnis der Arbeit vieler engagierter Wissenschaftler heute und in der Vergangenheit.»

«Science»-Korrespondent Jon Cohen ergänzt: «Was für eine erfreuliche Art, 2020 zu beenden.» Endlich sei eine Antwort auf die Frage möglich, wann das alles ein Ende habe. Es handele sich wirklich um einen Durchbruch für alle, fasst Thorp zusammen.

Impfstoff gegen Covid-19
Notärztin Gonzalez-Marques erhält eine Corona-Impfung mit dem Präparat von Pfizer-Biontech im Brigham and Women's Hospital in Boston. - DPA

Die Autoren heben nicht nur die schnelle Entwicklung der Vakzine hervor. Auch die parallele Erforschung und Testung gleich mehrerer Impfstoffkandidaten in grossangelegten Wirksamkeitsstudien werden gelobt. Allerdings habe die Geschwindigkeit auch Fehler produziert und ein Licht auf Risse zwischen Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern geworfen.

«Bande zwischen Wissenschaft und Rest der Gesellschaft wiederbeleben»

«Es gab frühe Aussagen über Masken und die Übertragung durch die Luft, die revidiert werden mussten», soThorp. Es habe Experten im Fernsehen gegeben, welche die Wirksamkeit des Impfstoffs aufgrund von Tierversuchen in Frage stellten. Diese stellten sich jedoch als unwichtig heraus.

Maske Alain Berset
Bundesrat Alain Berset zieht am Ende einer Pressekonferenz eine Maske an. - Keystone

Nachrichtenberichte über Reinfektionen und Tests hätten für Verwirrung gesorgt. Gleichzeitig erhielten Vorabdrucke von Studien Aufmerksamkeit, welche dann wegen Schwächen zurückgezogen werden mussten. «Es gab ungleiche Kämpfe mit Politikern», kritisiert der Chefredakteur weiter. Diese hätten versucht, die Pandemie und die Wissenschaftler auszunutzen. «Und in vielem davon wurde die Wissenschaft ausgespielt»

Es sei nicht gelungen, einen Teil der Öffentlichkeit dazu zu bringen, den Empfehlungen des öffentlichen Gesundheitswesens zu vertrauen. Dies könne noch zu schwierigen Tagen führen, selbst wenn die lebensrettenden Impfstoffe auf den Markt gebracht würden, befürchtet er.

Coronavirus BAG
Die aktuell in der Schweiz geltenden Regeln und Empfehlungen. - BAG

Entsprechend plädiert der deutsche Wissenschaftskorrespondent Kai Kupferschmidt: «Das Fazit dieses Jahres kann nicht nur mehr Forschung über unbekannte, in der Natur lauernde Krankheitserreger sein. Sondern es muss ein Bemühen sein, die Bande zwischen Wissenschaft und dem Rest der Gesellschaft wiederzubeleben und zu stärken.»

«Science» listet neun weitere bahnbrechende Forschungsarbeiten auf

Im Magazin wird nicht nur die Entwicklung der Pandemie nachgezeichnet, sondern auch eine Zeitleiste mit Meilensteinen der Covid-19-Forschung aufgeführt. Ebenso ehrt das Journal elf Forscherinnen und Forscher, die 2020 an Covid-19 starben.

Zu den weiteren bahnbrechenden Forschungsarbeiten des Jahres gehören die Entdeckung der bis dato ältesten Höhlenmalereien auf der indonesischen Insel Sulawesi. Auch zwei Studien zu den erstaunlichen kognitiven Fähigkeiten von Vögeln gehören dazu. Die ersten mit der Gen-Schere (CRISPR) geheilten Krankheiten gehören ebenfalls zu den bahnbrechenden Forschungsarbeiten. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Vorhersage der Faltung von Eiweissen gehört dazu.

felsmalerei
Durchbruch Entwicklung: Felsmalerei in der Höhle Bulu Sipong 4 auf Sulawesi. - GRIFFITH UNIVERSITY/AFP

Ebenso bemerkenswert seien die Verbesserungen bei den Vorhersagen zur globalen Erderwärmung. Zudem nennen die Autoren die zunehmende Präsenz schwarzer Stimmen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft als wegweisende Entwicklung in der Forschungswelt.

Ein anderer Durchbruch ist für die Autoren der erste beobachtbare Zusammenhang zwischen Magnetaren und Fast Radio Bursts. Der Ursprung jener extrem kurzen Ausbrüche von Radiostrahlung stellt Astronomen immer noch vor Rätsel. Dessen Lösung könnte nun ein Schritt näher gerückt sein.

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