Die Venusfliegenfalle ist bekannt dafür, blitzschnell zuzuschnappen, auch wenn ein Insekt nur kurz landet. Anscheinend geht dies auch bei langsamer Beute.
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Eine Venusfliegenfalle beim Verspeisen eines Insektes. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut einer Studie der Universität Zürich mögen Venusfliegenfallen auch langsame Beute.
  • Die Forscher haben versucht, den Schnappmechanismus der Blume anzureizen.
  • Nur zwei richtige Bewegungen genügen, um die Blume zuschnappen zu lassen.

Entgegen der gängigen Ansicht schnappt die fleischfressende Venusfliegenfalle auch dann zu, wenn langsame Tierchen über ihre Blätter kriechen. Bisher ging man davon aus, dass dies nur geschieht, wenn Beutetiere die Pflanze zweimal hintereinander kurz berühren.

Der neu entdeckte Mechanismus diene möglicherweise dazu, dass der Pflanze Beutetiere wie Larven oder Schnecken nicht durch die Lappen gehen. Dies teilte die Universität Zürich (UZH) am Freitag mit.

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Gebäude der Universität Zürich. - Keystone

Mit reinem raffinierten Fangsystemen macht die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) Jagd auf ihre Beute. Ihre grünrötlichen Blätter sind im offenen Zustand gekrümmt und stehen unter Spannung - ähnlich wie eine gespannte Feder. Die empfindlichen Sinneshaare auf den Blatthälften reagieren auf feinste Berührungen, indem sie elektrische Impulse aussenden. Diese verbreiten sich blitzschnell in den Blättern und lassen die Falle unter Umständen zuschnappen.

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Ein Käfer in einer gefährlichen Lage, zwischen den Blättern einer Venusfliegenfalle. - Keystone

Wissenschaftler der Universität und der ETH Zürich untersuchten, welche Reize an den Härchen den Schnappmechanismus genau einleiten. Dazu nutzten sie winzige Roboter und empfindliche Kraftsensoren, wie sie im Fachmagazin «PLOS Biology» berichten. Auch entwickelten sie ein Computermodell, das Vorhersagen über das Zuschnappen der Falle treffen kann.

Langsame Bewegung löst bei Venusfliegenfalle zwei Impulse aus

Die Ergebnisse haben die bisherige Theorie einerseits bestätigt: Bei Blattberührungen, die etwa dem Krabbeln einer Fliege entsprechen, sind zwei Berührungen notwendig, um die Falle auszulösen. Andererseits stiessen die Wissenschaftler zusätzlich auf einen neuen Mechanismus.

«Interessanterweise zeigte das Modell, dass bei langsamer Auslenkgeschwindigkeit pro Berührung zwei elektrische Impulse ausgesendet werden. Folglich müsste die Falle zuschnappen.» So Ueli Grossniklaus, Direktor des Instituts für Pflanzen- und Mikrobiologie der UZH, in der Mitteilung.

Ueli Grossniklaus
Ueli Grossniklaus, Direktor des Instituts für Pflanzen- und Mikrobiologie an der Universität Zürich (UZH). - Keystone

Die Vorhersage des Modells konnten die Wissenschaftler auch experimentell bestätigen. Demnach gelingt es den fleischfressenden Pflanzen nicht nur krabbelnde Insekten und Spinnen einzuverleiben, sondern auch sich langsam bewegende Tierchen.

Die rabiate Venusfliegenfalle, die Beute mit ihrem Duft anlockt, ist nur in einem kleinen Areal im Osten der USA heimisch. Ihr Schnappmechanismus gehört zu den schnellsten Bewegungsabläufen im Pflanzenreich.

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