Deshalb haben manche Familien nur Mädchen
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Genmutation erhöht die Chance, ein Mädchen zu erhöhen.
- 0,5 Prozent der Menschen weisen die Veränderung auf.
- Die Forscher fanden deshalb erstmals Beweise für das evolutionsbiologische Fisher-Prinzip.
Mädchen oder Junge? Darüber rätselt werdende Eltern zu Beginn der Schwangerschaft. Als 50:50 wird die Wahrscheinlichkeit angesehen. Doch bei gewissen Menschen ist die Chance, ein Mädchen zu bekommen, wegen einer Genmutation grösser. Dies wiesen Forscher der University of Michigan nach, wie «Focus» berichtet.
Bislang seien keine Beweise für eine genetische Veränderung gefunden worden, die das menschliche Geschlechterverhältnis von 50:50 verändere. Dies sagen Jianzhi Zhang und Siliang Song. Sie vermuten, dass es an den bisherigen Forschungsmethoden lag, die zu ungenau seien. Die meisten Menschen hätten wenige Nachkommen, weshalb es schwer sei, ihr individuelles Geschlechterverhältnis richtig abzuschätzen.
Zhang und Song untersuchten deswegen die genetischen Informationen und Familienverhältnisse von 500'000 Menschen – und wurden fündig. Eine Punktmutation erhöht die Chance, ein Mädchen zu bekommen um 10 Prozentpunkt. Träger dieses Gens haben also eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit, weiblichen Nachwuchs zu bekommen. Von den 500'000 Menschen wiesen aber bloss rund 2500 diese Mutation auf.
Die beiden Forscher fanden zwei weitere Gene, die das Geschlechterverhältnis beeinflussen könnten. Ihre genaue Wirkung ist aber noch unklar. Sie korrelieren mit dem unausgeglichenen Verhältnis, was einen Einfluss nahelege. Zudem könnte es noch weitere Genvarianten mit Einfluss geben.
Gibt es weniger Mädchen, kommen mehr Mädchen zur Welt
Bereits vor fast 100 Jahren stellte Ronald Fisher das Fisher-Prinzip auf. Dieses besagt, dass sich solche Genvarianten vorübergehend durchsetzen, die das weniger vorhandene Geschlecht bevorzugen. Gibt es also in einer Evolutionsphase weniger Mädchen, setzen sich Genvarianten durch, die dazu führen, dass mehr Mädchen geboren werden.
Hast du Kinder?
Zhang und Song haben nun erstmals Beweise dafür gefunden. Sie betonen, dass solche Genvarianten aber nicht vererbt werden. Es komme also nicht zu einem langfristigen Verschiebungseffekt. Das Geschlechterverhältnis wird also immer wieder ausgeglichen.