Ein in der Schweiz entwickelter Brustgurt mit Sensoren kann Demenz und Alzheimer frühzeitig erkennen. Die permanente Selbstvermessung mit unzähligen Sensoren ist heute aus medizinischen und sportlichen Gründen selbstverständlich geworden.
Demenz
In Wiedlisbach ziehen die ersten Bewohner mit Demenz in das «Juradorf» der Alters- und Pflegeeinrichtung Dahlia. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Demenz oder Alzheimer kündigen sich nicht nur bei der Gehirnleistung, sondern auch mit anderen körperlichen Veränderungen an.

So haben mehrere Studien gezeigt, dass sich die Körpertemperatur - und vor allem deren Schwankungen während des Tages - bei einer Demenzerkrankung verändert.

Will man diese Veränderung erkennen, muss man allerdings fortwährend messen. Am einfachsten geht dies mit einem Brustgurt, den die Forscher der Empa St. Gallen entwickelt haben. Er misst fortwährend Temperatur und Gangmuster und zeichnet diese Daten auf. Der Gurt basiert auf flexiblen Sensoren mit elektrisch leitfähigen oder lichtleitenden Fasern.

Die automatische Erfassung von Körperdaten hat eine lange Geschichte. 1983 stellte Polar seinen ersten Pulsgurt vor. Er mass damals vor allem bei Ausdauersportlerinnen und -sportlern den Herzrhythmus und zeigt die Daten auf einem Display am Arm an.

Heute lässt sich der Puls viel einfacher direkt am Handgelenk mittels smarter Uhr oder im Ohr durch Ohrhörer messen. Dabei wird Licht in das Gewebe geschickt und die Reflexion gemessen. Durch die schwankende Blutmenge mit dem Puls, ändert sich die Menge des reflektierten Lichts. Sogar der Blutdruck lässt sich mit solchen optischen Messystemen ermitteln.

Pulsmessung gehört inzwischen bei jeder smarten Armbanduhr zum Standardrepertoire. Je nach Budget erhält man bereits für 40 Franken ein Uhrenarmband, das nebenbei auch noch weckt oder Schritte zählt. Investiert man bis 1000 Franken für eine Messzentrale am Handgelenk, werden auch Blutdruck, Sauerstoffsättigung und GPS-Positionsdaten erfasst. Sogar telefonieren ist mit solchen Uhren möglich.

Wer bereit ist, die Messdaten seines Körpers dem Uhrenhersteller zu überlassen, erhält zusätzliche Auswertungen. Populär sind dabei vor allem Systeme, welche die Herzfrequenzvariabilität messen und so ein Vorhofflimmern des Herzens erkennen.

Mittels Kombination von Bewegungs- und Biosensoren kontrollieren smarte Armbänder sogar den Schlaf. Sie zeigen am Morgen, wann man seine Tiefschlafphase hatte und wie oft man sich im Bett gedreht hat.

Bereits angekündigt sind Uhren, die Blutzucker und Laktatspiegel ohne Pieksen messen können. Allerdings benötigen sie dazu noch spezielle Messmanschetten, die wöchentlich ausgetauscht werden müssen.

Für die gesammelten Körperdaten gibt es immer wieder neue Anwendungen. Beliebt ist unter Frauen beispielsweise das Zyklus-Tracking, mit dem sich Schwangerschaften besser planen lassen.

Smarte Uhren messen, registrieren und kontrollieren nicht nur Körperdaten sondern betätigen sich auch gleich als Berater. Wenn man zu lange stillsitzt, zu wenig geschlafen hat oder sich anderweitig stresst, vibriert es am Handgelenk. Der Träger oder die Trägerin wird dann aufgefordert, sich mehr zu bewegen, endlich zu Bett zu gehen oder einfach mal wieder tief durchzuatmen.

Schweizer Forscherinnen und Forscher sind bei der Entwicklung in mehreren Bereichen führend: So entwickelt Nanoleq messende Shirts, Aktiia verkauft ein präzises Blutdruck-Armband, und Ava gilt als Pionierin für Fruchtbarkeits-Tracker.

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