Bosheit stinkt – Genfer Forscher sind Moralurteilen auf der Spur

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Genève,

Forscher der Uni Genf haben unsere moralische Wahrnehmung untersucht. Dabei haben sie eine Verknüpfung mit dem Geruchssinn festgestellt.

Uni genf
Ein Team der Universität Genf (UNIGE) hat in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg und dem Institut für Strukturbiologie in Grenoble (F) die Untersuchung durchgeführt. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Menschen urteilen je nach Geruch und Schmerzen anders.
  • Ein Forschungsteam der Uni Genf hat nun unsere Moral untersucht.
  • Fazit ist: Moralische Urteile sind mit dem Gefühl der Abscheu verbunden.

Menschen mit ungesunden Gewohnheiten werden moralisch verurteilt. Aus Ekel oder Schmerz? Ein Forscherteam der Uni Genf hat Probanden mit Magnetresonanz analysiert. Dabei kamen sie zum Schluss, dass ungesunde Gewohnheiten vom Hirn ähnlich wahrgenommen werden wie Gestank.

Olfaktorischer Ekel und Schmerz sind Grundemotionen, die uns das Überleben sichern: Wenn etwas schlecht riecht könnte es verdorben sein und es zu essen könnte krank machen.

Ähnlich sieht es beim Schmerz aus: Er verhindert beispielsweise, dass wir auf einer heissen Herdplatte sitzen bleiben. Psychologen glauben, dass diese beiden Überlebensreflexe auch bei der Reaktion auf schlechte Verhaltensweisen anderer mitspielen.

Geruch beeinflusst unsere Meinung

«Diese Verbindungen wurden über Assoziationen zwischen Situationen und Empfindungen nachgewiesen.» So sagt Professor Corrado Corradi-Dell'Acqua, Forscher in der Abteilung für Psychologie der Uni Genf und Leiter der Studie.

geruch duft moral
Die menschliche Erinnerung ist eng mit Düften verbunden. - Gemeinde Uzwil

«Wenn ich zum Beispiel etwas trinke, während ich einen Artikel über Korruption lese, der mein moralisches Urteilsvermögen anspricht, könnte ich feststellen, dass mein Getränk schlecht riecht und widerlich schmeckt.» Umgekehrt gelte: Gerüche können ein unangemessenes moralisches Urteilsvermögen hervorrufen. Wenn jemand schlecht riecht, neigen andere Menschen dazu, ihn für ungesund zu halten.

Probanden mit Trolley-Problem konfrontiert

Die Auslegeordnung von Corradi-Dell'Acquas Team war folgende: Probanden wurden schlechten Gerüchen und Schmerzen durch Hitze ausgesetzt. Dabei wurde das Mass so reguliert, dass die entsprechenden Empfindungen gleich intensiv wahrgenommen wurden.

Danach wurden die Freiwilligen mit dem sogenannten Trolley-Problem konfrontiert: Angenommen, fünf Menschen können vor einem herannahenden Tram gerettet werden. Dazu müssten sie jedoch einen sechsten von einer Brücke werfen, wodurch sein Körper eine Weiche umstellt. Die sechste Person kommt dabei aber ums Leben.

Geruch menschen
Je nach Geruch reagieren wir unterschiedlich auf andere Menschen. - Pixabay

Intuitiv würden die meisten Menschen den einen opfern zur Rettung der anderen fünf. Aber ist das auch ethisch? Die Reaktionen der Testpersonen auf dieses unbequeme Problem wurden mittels Hirn-Magnetresonanztomografie gemessen.

Unerwartete Entdeckung gemacht

Die Probanden nahmen als Reaktion auf die unangenehme Vorstellung Gerüche als übel wahr, entwickelten aber kein erhöhtes Schmerzempfinden durch Hitze. Letzteres wurde aufgrund der elektrischen Leitfähigkeit der Haut beurteilt. Fazit also: Moralische Urteile sind mit dem Gefühl der Abscheu verbunden.

Die Forscher benötigten zur Unterscheidung von Ekel und Schmerz ein besonderes Verfahren. Die beiden Empfindungen sind im Hirn nämlich in einer ähnlichen Region lokalisiert. Dabei entdeckten sie – als unerwartetes Zusatzresultat – einen Biomarker im Hirn für olfaktorischen Ekel.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

ETH Zürich
1 Interaktionen
Zürich
Coronavirus
32 Interaktionen
Laut US-Studie

MEHR IN NEWS

a
3 Interaktionen
Im Wallis
a
6 Interaktionen
Kita-Show eskaliert
a
26 Interaktionen
Ermittlungen
a
49 Interaktionen
26 bis 29 Grad

MEHR AUS GENèVE

Transfers
153 Interaktionen
Transfer-Karussell
Gaza Humanitarian Foundation
Verpflichtungen
sgs
In den USA
RTS-Hochhaus
3 Interaktionen
Ankündigung