Einer Analyse zufolge sind die ältesten Pesttoten auf dem Gebiet des heutigen Österreichs 4000 Jahre alt. Bisher waren die ältesten Funde aus dem Mittelalter.
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In den Überresten von zwei im Jahr 2018 im Zuge von Strassenbauarbeiten gefundenen jungen Männern gelang Archäologen der Nachweis des Pest-Erregers (Yersinia pestis). Mit einem Alter von rund 4000 Jahren sind sie die mit Abstand ältesten Pesttoten auf dem Gebiet des heutigen Österreichs. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Forschungsergebnisse zeigen, dass es Pesttote in Österreich auch vor 4000 Jahren gab.
  • Bisher kamen die frühsten Nachweise aus dem Mittelalter.
  • Die Männer seien bei ihrem Tod zwischen 22 und 30 Jahre alt gewesen.
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Schon vor rund 4000 Jahren hat es einer Analyse zufolge Pesttote im heutigen Österreich gegeben. Die beiden betroffenen jungen Männer seien in einem Gräberfeld in Drasenhofen nahe der tschechischen Grenze gefunden worden, teilte das Forscherteam unter Leitung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Mittwoch mit. Bisher galten in Österreich Funde aus dem Mittelalter als älteste Pesttote.

Die Männer seien bei ihrem Tod zwischen 22 und 30 Jahre alt gewesen, hiess es. Sie seien nicht weit voneinander in dem insgesamt 22 Gräber umfassenden Reihengräberfeld bestattet worden. Der Fund reiht sich ein in archäologische Erkenntnisse auch in Deutschland und Grossbritannien.

Die posthume Pest-Diagnose war ein Nebenaspekt einer Forschungsarbeit zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig zu genetischen Verwandtschaftsbeziehungen unter den Toten.

Proben aus dem Inneren der Zahnkronen genommen

Überraschenderweise erbrachten diese auch den Nachweis des Pesterregers Yersinia pestis. Proben wurden laut ÖAW gezielt aus dem Inneren der Zahnkronen genommen, da hier Blutgefässe verlaufen, weshalb es möglich ist, Krankheitserreger zu detektieren, die sich zum Zeitpunkt des Todes des Individuums im Blut befanden.

«Anders als später im Mittelalter wurde die Pest eventuell nicht über Flöhe übertragen, da den frühen Pestbakterien wichtige genetische Eigenschaften dafür fehlen», sagte die Archäologin Katharina Rebay-Salisbury. Es könnte sich um andere Infektionswege wie zum Beispiel Tröpfcheninfektionen oder den Konsum von infiziertem Fleisch gehandelt haben.

Bei der Pest handelt es sich um eine sogenannte Zoonose, also eine Krankheit, die von Tieren auf Menschen übertragen werden kann.

Heutzutage seien vor allem Nagetiere davon betroffen, aber es sei durchaus möglich, dass in der Vergangenheit auch andere Spezies als Wirtstiere eine Rolle gespielt hätten, teilte die ÖAW weiter mit.

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