Zentralrat der Juden enttäuscht über Entwicklung bei documenta
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat sich angesichts des Antisemitismus-Skandals bei der documenta in Kassel nachhaltig enttäuscht gezeigt. «Wir haben bereits im Frühjahr im Hinblick auf das Künstlerkollektiv »Ruangrupa«, das die documenta kuratiert, die Sorge geäussert, dass es zu Israel-bezogenem Antisemitismus kommen könnte. Und ich bin immer noch enttäuscht, dass wir daraufhin nicht die Unterstützung bekommen haben, mit der wir gerechnet hatten», sagte Schuster dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag).

Das Wichtigste in Kürze
- Er habe Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bereits im Februar sehr deutlich auf die Sorge des Zentralrats der Juden hingewiesen.
Roth habe bei einem erneuten Gespräch im Mai gesagt, ihr sei zugesichert worden, dass es dazu nicht kommen werde. Dennoch seien eindeutig antisemitische Bilder aufgetaucht. «Das hat meine kühnsten Albträume übertroffen», sagte Schuster. Vielleicht sei Roth «zu blauäugig» gewesen und «hintergangen worden».
Was ihn am meisten erschrecke und erschüttere, sei, dass Bilder nun wieder ausgestellt würden mit der Begründung, sie seien juristisch nicht angreifbar, sagte der Zentralratspräsident. «Denn es hat doch kein Mensch gesagt, dass dieser Antisemitismus strafrechtlich relevant ist. Aber Antisemitismus beginnt eben deutlich unter dieser Grenze.»
Bereits seit Jahresbeginn kursieren Antisemitismus-Vorwürfe gegen die documenta. Kurz nach der Eröffnung der Ausstellung war ein Banner mit judenfeindlichen Motiven entdeckt und abgebaut worden. Zuletzt sorgten als antisemitisch kritisierte Darstellungen in einer Broschüre für eine Welle der Kritik.