Zahl der Corona-Infizierten in Deutschland steigt auf fast 850
In Deutschland ist die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle bis Sonntagmorgen auf 847 gestiegen.

Das Wichtigste in Kürze
- Spahn spricht sich für europäisches Robert-Koch-Institut aus.
Im Vergleich zu Samstagnachmittag stieg die Zahl damit um 52 Fälle, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin am Sonntag mitteilte. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der «Bild am Sonntag», auch in Deutschland müsse mit Toten gerechnet werden. Spahn erwartet demnach weitere Absagen von Grossveranstaltungen - eine flächendeckende Schliessung von Schulen lehnte er aber ab.
Am stärksten betroffen ist nach wie vor Nordrhein-Westfalen mit inzwischen 392 Fällen - hier stieg die Zahl seit Samstagnachmittag um 19. Mehr als 200 davon entfallen auf den Landkreis Heinsberg, dem grössten Infektionsherd in Deutschland.
Viele neue Fälle wurden auch aus Baden-Württemberg gemeldet, wo inzwischen bei 182 Menschen das neuartige Coronavirus festgestellt wurde. In Bayern sind es 148. Die meisten anderen Bundesländer registrierten bisher nur Einzelfälle. Sachsen-Anhalt ist weiter das einzige Land, aus dem noch keine bestätigte Coronavirus-Infektion gemeldet wurde.
Um eine weitere Ausbreitung einzudämmen, sind auch einzelne Schulen in Deutschland geschlossen worden. Spahn sagte der «BamS», die Schliessung könnten nur lokale Behörden anordnen. «Ich würde eine bundesweite Schliessung auch für falsch halten.»
Auf europäischer Ebene forderte Spahn, die europäische Seuchenbehörde ECDC zu stärken, um Epidemien vernünftig begleiten zu können. «Wir brauchen eine Art europäisches Robert-Koch-Institut. Dafür müssen wir im nächsten EU-Haushalt das entsprechende Geld zur Verfügung stellen.»
Als Folge der Corona-Krise rechnet die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mit Lieferengpässen bei Medikamenten. «Wir werden sicherlich im Laufe des Jahres die Folgen der ausgefallenen Lieferungen aus China zu spüren bekommen», sagte Verbandspräsident Friedemann Schmidt der «Bild am Sonntag».
Schmidt forderte Massnahmen auf europäischer Ebene, die die Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen verringern. «Es ist wichtig, diese totale Abhängigkeit bei einzelnen Wirkstoffen zu beenden, auch wenn Medikamente dann teurer werden.» Bei der Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln gab der Verbandspräsident Entwarnung. «In wenigen Tagen ist Händedesinfektionsmittel wieder in den meisten Apotheken verfügbar», sagte er dem Blatt. Für private Haushalte seien 100 Milliliter «völlig ausreichend», fügte er hinzu.
Der Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen, mahnte derweil in der «BamS» zu mehr Gelassenheit, wenn Menschen nicht bei der Hotline 116117 durchkommen. Derzeit gebe es dort zeitweise 12.000 Anrufe pro Stunde. «Da kann es schon mal passieren, dass man in der Warteschleife hängt. Das ist ärgerlich, aber nicht lebensbedrohlich.» Das Virus führe nicht zu einer Erkrankung, an der Menschen binnen Stunden sterben.
Der Chefvirologe der Charité, Christian Drosten warnte derweil vor einer verheerenden Corona-Welle nach dem Sommer. «Ich erwarte dann eine schlagartige Zunahme der Corona-Fälle mit schlimmen Folgen und vielen Toten», sagte Drosten der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstagsausgabe). Drosten forderte, mit Hochdruck mehr Kapazitäten an Intensivbetten zu schaffen. «Es ist nicht mehr angebracht, die Lage zu verharmlosen.»