Mitte Mai degradierte Wladimir Putin den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Dieser Fall zeigt die Machtkämpfe in der russischen Elite auf.
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Wladimir Putin bei einem Meeting mit den führenden Vertretern der Rüstungsindustrie. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Sergej Schoigu wurde Mitte Mai nach zwölf Jahren im Amt als Verteidigungsminister degradiert.
  • Zuvor spielten sich Machtkämpfe in Russlands Elite ab.
  • Präsident Wladimir Putin muss in diesen Situationen oft als Schiedsrichter eingreifen.
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Zwölf Jahre war Sergej Schoigu als Verteidigungsminister Russlands tätig. Mitte Mai kam mit seiner Degradierung der Paukenschlag. Sein ehemaliger Stellvertreter Timur Iwanow sitzt seit April sogar in Untersuchungshaft.

Der Entscheid zeigt Machtkämpfe, die sich in der russischen Elite seit Jahren abspielen, sehr gut auf. Wie Russland-Experte Andrej Perzew zu SRF sagte, habe ein heftiger Angriff auf Schoigu stattgefunden.

Lage in der Ukraine ebnete Weg für Schoigus Degradierung

In der Ukraine sei es zu diesem Zeitpunkt für die russische Armee nicht optimal gelaufen. Zudem habe sich die Versorgung mit Ausrüstung und Waffen immer wieder verzögert. Diese Ausgangslage hätten die Gegner von Schoigu ausgenutzt.

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Sergej Schoigu wurde Mitte Mai dem Amt des russischen Verteidigungsministers entzogen.
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Zuvor lief es für Russland im Krieg in der Ukraine nicht optimal, was den Weg für Schoigus Widersacher ebnete.
Ukraine Krieg Putin Solotow
Unter anderem wollte Wiktor Solotow, dass Schoigu seinen Posten räumen muss.
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Der Chef der Nationalgarde hoffte dadurch auf mehr Einfluss.
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Wladimir Putin machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung und ernannte Andrej Beloussow zum neuen Verteidigungsminister.

Zuerst hätten Leute aus dem Umfeld von Wiktor Solotow, dem Chef der Nationalgarde, Schoigu öffentlich kritisiert. Der damalige Verteidigungsminister habe daraufhin versucht, die Schuld für die Versorgungsengpässe auf den staatlichen Rüstungskonzern Rostec abzuschieben.

Und somit habe er sich auch den Leiter des Unternehmens, Sergei Tschemesow, zum Feind gemacht. Wladimir Putin nahm also in dieser Situation, wie auch in vielen davor, die Rolle des Schiedsrichters ein.

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In dem Fall degradierte er Sergej Schoigu und machte ihn zum Vorsitzenden des Sicherheitsrats. Gemäss Perzew sei dies eine Entscheidung, die auch mit Selbstschutz zu tun habe. Denn Wladimir Putin verhindere damit, dass der Einfluss von Schoigus Widersachern steigt.

Wladimir Putin muss Machtkämpfe unter Kontrolle behalten

Solotow habe gewollt, dass einer seiner Verbündeten den Posten des Verteidigungsministers übernimmt. So hätte der Chef der Nationalgarde seinen Einfluss vergrössern können. Stattdessen hat Putin dem Ökonomen Andrej Beloussow das Amt übergeben. Dieser soll nun im Verteidigungsministerium aufräumen.

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Andrej Beloussow wurde von Wladimir Putin zum neuen Verteidigungsminister von Russland ernannt. - Sakchai Lalit/AP/dpa

Wladimir Putin wisse, dass es in diesen Machtkämpfen auch ihn treffen könnte, meint Perzew. Er müsse also darauf achten, dass die Konflikte in der russischen Elite nicht aus dem Ruder laufen.

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