Wie zweiter Golfkrieg: Ölpreise steigen wohl nur kurzfristig an
Nach den Angriffen auf eine Raffinerie steigen die Ölpreise an. Bei Forschern werden Erinnerungen an den zweiten Golfkrieg wach.

Das Wichtigste in Kürze
- Am Wochenende kam es in Saudi-Arabien zu Angriffen auf eine Ölraffinerie.
- In Deutschland dürfte die Ölversorgung trotzdem gesichert bleiben.
- Wie während dem zweiten Golfkrieg dürfte der Preisanstieg nur vorübergehend sein.
Ungeachtet der derzeitigen geopolitischen Lage hält die Mineralölwirtschaft die Ölversorgung in Deutschland «im vollen Umfang» für gesichert.
Engpässe bei Mineralölprodukten, vor allem Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin, «sind nicht zu befürchten. Das teilte der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) gestern Montag mit. Der Ölpreis war wegen der Angriffe vom Wochenende zuvor stark gestiegen.
Angriffe auf Erdölraffinerie
Am Samstag waren zwei Öl-Anlagen des saudischen Staatskonzerns Aramco angegriffen worden. Die Angriffe führten zu einem Einbruch der Ölproduktion in Saudi-Arabien um die Hälfte.
Zu den Attacken bekannten sich die Huthi-Rebellen aus dem Jemen, die USA machten jedoch den Iran verantwortlich. Nach Angaben der im Jemen kämpfenden Militärkoalition kamen bei den Angriffen Waffen aus dem Iran zum Einsatz.

Deutschland bezieht nicht einmal zwei Prozent aus Saudi-Arabien
Deutschland bezog nach Angaben des MWV im vergangenen Jahr allerdings gerade einmal 1,7 Prozent seiner Ölimporte aus Saudi-Arabien. Im ersten Quartal 2019 waren es 0,8 Prozent.
Demnach bezieht die Bundesrepublik Öl aus rund 30 Ländern, vor allem aus Russland. Diese Importe betrugen 2018 rund 85 Millionen Tonnen.
Noch nicht beziffern konnte der Verband mögliche Folgen des Angriffs auf die Spritpreise in Deutschland. Zwar stieg der Ölpreis im Vergleich zu Freitag zuletzt deutlich an. Aktuell seien jedoch noch «keine Preisreaktionen darauf an den Stationen zu beobachten».

Höhere Ölpreise erreichten die Tankstellen ohnehin wegen der Besteuerung von Benzin und Diesel in Deutschland «nicht eins zu eins». Das gab der MWV zu bedenken.
Erinnerungen an zweiten Golfkrieg
Nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft wird der starke Anstieg des Ölpreises nach den mutmasslichen Drohnenangriffen vorübergehend sein. Der «Ölpreisschock» dürfte damit nur kurzfristige konjunkturelle Schwankungen nach sich ziehen.
Zum Vergleich verwiesen die Forscher auf den zweiten Golfkrieg zwischen August 1990 und März 1991: Binnen weniger Wochen verdoppelte sich der Ölpreis damals und sorgte für viel Unruhe. Spätestens ab Januar 1991 sei er allerdings zu seinem Vorkriegsniveau zurückgekehrt.
