Forschende sicher: Juli soll weltweit heissester Monat werden
Waldbrände, Temperatur-Rekorde, Trockenheit – noch nie war es auf der Erde so heiss. Forschende rechnen mit dem heissesten Monat seit Beginn der Aufzeichnungen.

Das Wichtigste in Kürze
- Viele Teile der Welt leiden im Moment unter einer Hitzewelle.
- Forschende sind überzeugt, dass dieser Juli der bislang heisseste Monat sein wird.
- Abkühlung ist nicht in Sicht: Auch die nächsten Jahre werden voraussichtlich sehr warm.
Waldbrände in Griechenland, Hitzewelle in Südeuropa, Rekordtemperaturen in China – die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels sind nicht mehr zu übersehen. Nun wurde Forschenden zufolge ein trauriger Rekord gebrochen: Der Juli dürfte mit grösster Wahrscheinlichkeit der heisseste Monat seit Tausenden werden.
Das berichteten die Weltwetterorganisation (WMO) und der europäische Klimawandeldienst Copernicus am Donnerstag nach Auswertung der Daten bis zum 23. Juli.
Selbst sehr kühle Tage vor dem 1. August könnten dies nicht mehr ändern. Die drei Wochen Anfang Juli seien nach ersten Analysen der wärmste bislang gemessene Dreiwochenblock gewesen.
Hitzewellen rund um den Globus waren ausschlaggebend
Copernicus bezieht sich auf eigene Messdaten seit etwa 1940. Längere Berechnungen zeigen jedoch, dass die Erderwärmung durch den menschengemachten Klimawandel seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts langsam voranschreitet. Sie hat sich seit den 1980er Jahren sehr stark beschleunigt.
Das Wetter in Nordeuropa war im Juli gefühlt weniger warm als in anderen Sommern. Doch im globalen Durchschnitt waren Hitzewellen in Nordamerika, Asien und Südeuropa ausschlaggebend. Ebenso habe dazu die hohe Wassertemperatur der Ozeane zu dem besonders warmen Juli beigetragen, berichtete die WMO.

In den ersten 23 Juli-Tagen lag die globale Durchschnittstemperatur nach diesen Angaben bei 16,95 Grad. Bislang war nach den europäischen Berechnungen der Gesamt-Juli 2019 mit 16,63 Grad der heisseste. NOAA nennt den Juli 2021 als heissesten Monat.
Der Unterschied könne damit erklärt werden, dass die NOAA-Berechnungen grosse Teile der Polarregionen nicht einrechneten, teilte Copernicus mit.
Der heisseste einzelne Tag war nach Angaben von WMO und Copernicus der 6. Juli, mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 17,08 Grad, dicht gefolgt vom 5. und 7. Juli. Der vorherige Rekord stammte vom 13. August 2016 mit einem Wert von 16,8 Grad.
Juli liegt 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau
Auch eine aktuelle Analyse des deutschen Klimawissenschaftlers, Karsten Haustein, kommt zum Ergebnis: Es sei «praktisch sicher», dass der Juli der heisseste Monat seit der Industrialisierung werde.
Demnach lag die Durchschnittstemperatur im Juli 2023 nach derzeitigen Berechnungen um 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900). «Es übertrifft alles, was wir bisher gesehen haben», sagte der Wissenschaftler vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig.

Und Klimaexpertin Friederike Otto vom Imperial College in London machte bei der Vorstellung der Ergebnisse klar: Die globale Durchschnittstemperatur allein bringe noch niemanden um – extreme Wetterereignisse wie die aktuelle Hitzewelle im Mittelmeerraum aber schon. Diese hingen ganz klar mit dem «heissesten Juli aller Zeiten» zusammen.
Tödliche Hitzewellen
Die Konsequenz: «Jedes Jahr sterben allein in Europa Tausende von Menschen an den Folgen von extremer Hitze.» Kühler werde es auf der Erde trotz aller möglichen Bemühungen nicht mehr, sagte Otto. Deswegen müssten die Menschen sich anpassen und ihnen ermöglicht werden, mit extremen Bedingungen im Sommer zu leben.

Die WMO geht mit 98-prozentiger Sicherheit davon aus, dass eines der nächsten fünf Jahre das heisseste sein wird. Das bisherige Rekordjahr ist 2016, mit einer globalen Durchschnittstemperatur von rund 1,3 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900).
Die nächsten Jahre werden heiss
Die WMO geht mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die globale Durchschnittstemperatur den Wert von 1,5 Grad überschreiten wird. Und das in mindestens einem Jahr, eventuell auch mehreren. «Dies bedeutet nicht, dass wir das im Pariser Abkommen festgelegte Niveau von 1,5 Grad dauerhaft überschreiten werden», betonte die WMO. «Das bezieht sich auf eine langfristige Erwärmung über viele Jahre hinweg.»