Wegen Demo: Serben-Sender stellt Studentin mit Nacktfotos bloss
Nach einer Demo gegen den serbischen Präsidenten ist eine junge Frau verhaftet und im Fernsehen blossgestellt worden. Der Moderator zeigte Nacktfotos von ihr.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit November 2024 gibt es Proteste gegen Serbiens Präsidenten Aleksander Vucic.
- Nach einer friedlichen Demonstration wurde die Studentin Nikolina Sindelic verhaftet.
- Sie wurde polizeilich misshandelt und im Fernsehen mit Nacktfotos blossgestellt.
Der Zwist zwischen dem serbischen Präsidenten Aleksander Vucic und regierungskritischen Gruppierungen in Belgrad (SRB) eskaliert weiterhin.
Mitte August kam es erneut zu massiven Ausschreitungen und Festnahmen. Über 1000 regierungskritische Personen wurden seit vergangenem November in Polizeigewahrsam genommen.
Auch die friedlich demonstrierende Studentin Nikolina Sindelic wurde von zivil gekleideten Polizisten abgeführt.
In einem Interview mit SRF berichtet sie über grausame verbale und körperliche Misshandlungen, die ihr danach widerfahren sind. Der Täter ist ein stadtbekannter Polizeichef.
«Werde dich vergewaltigen»
Sie sei in einer Garage festgehalten worden, sagt die Studentin gegenüber dem Sender. Immer und immer wieder habe der Polizeichef sie geschlagen, ihr Kopf sei dabei mehrfach gegen die Wand geknallt.
«Er nannte mich eine Hure», schildert Nikolina. Der Polizist habe wörtlich gesagt, dass er sie vor allen im Raum vergewaltigen werde.
«Ich werde dir eine Fackel in den Hintern stecken, bis sie aus deinem Mund wieder rauskommt», habe er gedroht.
Doch die serbische Polizei will von den brutalen Vorfällen nichts wissen. Sie bestreitet die Vorwürfe vehement.
Staatstreuer Sender veröffentlicht Nacktfotos
Als Nikolina die Misshandlungen publik macht, reagiert ein regierungstreuer Sender.
In einer Sendung werden alte Ferienfotos von ihr gezeigt. Ein Moderator behauptet, die Studentin würde Nacktfotos auf der Plattform OnlyFans, einem Content-Sharing-Dienst für pornografische Creator, verkaufen.
Besonders schockierend: Auf den öffentlich gezeigten Nacktfotos war Nikolina sogar noch minderjährig.
Man habe sie öffentlich beschimpft, sagt die Studentin. Es sei alles auf Social Media und im nationalen Fernsehen gezeigt worden.
Regierung verliert an Macht
Auslöser für die Proteste gegen die Regierung ist der Einsturz eines Bahnhofsvordachs in Novi Sad im November 2024. 15 Menschen starben.
Viele Serben machen die Misswirtschaft für das Unglück verantwortlich. Seither richtet sich ihre Wut gegen die Korruption und das System des autoritär regierenden Präsidenten Aleksander Vucic.
Dieser droht als Reaktion mit repressiven Massnahmen.
Aleksander Vucic ist in einer denkbar schlechten Position. Die Macht wird er jedoch nicht so einfach abgeben wollen.
Zuletzt kehrte sogar der 24-malige Grand-Slam-Sieger Djokovic seiner Heimat den Rücken. Djokovic hatte sich bereits seit Beginn der Proteste mit den Regierungskritikern solidarisiert.
Nach den erneuten Ausschreitungen im August reagierte Vucic zuerst mit Härte. Die Protestierenden würden jetzt die volle Entschlossenheit von Serbien spüren, liess er verlauten.
Fünf Tage später schien sich der Präsident dann doch für einen anderen Ansatz entschieden zu haben. Es sei wichtig, dass man den Dialog in «unserem» Serbien erneuere, sagte er in einer Mitteilung.
Mittlerweile hat der Präsident gar eigene Demonstrationen für das Regierungslager organisiert. Dort zeigt er sich auch gerne selbst.
Für die Regierungskritiker ist das jedoch kein Anlass zur Sorge. Sie protestieren weiterhin für Neuwahlen.
