Ein Richter auf Mallorca schickte fünf Deutsche wegen des Vorwurfs der Gruppenvergewaltigung in U-Haft. Nun wird der Richter ausgetauscht.
Polizisten führen die Verdächtigen zum Termin mit dem Haftrichter auf der Balearischen Insel.
Polizisten führen die Verdächtigen zum Termin mit dem Haftrichter auf der Balearischen Insel. - Clara Margais/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Fall der mutmasslichen Gruppenvergewaltigung auf Mallorca werden die Richter getauscht.
  • Der Richterwechsel verbessert die Chancen der Beschuldigten auf Kaution
  • Der bisherige Richter galt als rigoros, hatte keine Freilassung auf Kaution zugestanden.
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Im Fall der mutmasslichen Gruppenvergewaltigung auf Mallorca hat eine Anwältin nach eigenen Angaben einen Wechsel des zuständigen Ermittlungsrichters erwirkt.

Der Richter, der am Samstag fünf beschuldigte Urlauber aus Deutschland in Untersuchungshaft geschickt hatte, werde auf ihren Antrag hin durch einen anderen ersetzt, sagte die Spanierin der Deutschen Presse-Agentur.

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Polizisten führen die Verdächtigen zum Termin mit dem Haftrichter auf Mallorca.
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Insgesamt wurden sechs Männer wegen einer mutmasslichen Gruppenvergewaltigung verhaftet.
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Fünf von ihnen drohen bis zu zwölf Jahre Knast.

Über den Richter-Tausch hatte zunächst die «Mallorca Zeitung» unter Berufung auf Gerichtskreise der Mittelmeerinsel berichtet. Eine Justiz-Mitteilung lag noch nicht vor.

Die Verdächtigen sind zwischen 21 und 23 Jahre alt. Sie sollen eine noch jüngere, aber volljährige Touristin aus Deutschland in der Nacht auf Donnerstag in einem Hotelzimmer am Ballermann zum Sex gezwungen oder dabei tatenlos zugeschaut haben.

Die Anwältin sagte, sie sei es gewesen, die die Freilassung eines sechsten Angehörigen der Freundesgruppe erreicht habe, der zunächst ebenfalls festgenommen worden war. Wie viele der Verdächtigen sie vertreten wird, stand vorerst nicht fest. Bislang gibt es auch keine offiziellen Angaben dazu, aus welchem Bundesland die Urlauber kommen.

Wechsel des Ermittlungsgerichts

Über den weiteren Verlauf des Untersuchungsverfahrens im Fall der mutmasslichen Gruppenvergewaltigung entscheidet fortan das Ermittlungsgericht Nummer 5 – und nicht das von Richter Antoni Rotger angeführte Gericht Nummer 8. Der Tausch wurde laut «Mallorca Zeitung» mit dem Argument beantragt, Rotger sei zum Zeitpunkt der mutmasslichen Tat nicht der diensthabende Richter gewesen.

Nach übereinstimmender Einschätzung von Medien der Insel verbessern sich die Chancen der Beschuldigten, auf Kaution auf freien Fuss gesetzt zu werden und bis zu einer Entscheidung, ob es zur Anklage und zum Prozess kommt, in die Heimat zurückkehren zu dürfen.

Richter-Tausch wird als Erfolg für Beschuldigte gesehen

Der Richter-Tausch wird auf Mallorca deshalb als Erfolg für die Beschuldigten bewertet, weil der bisher zuständige Rotger als besonders rigoros und unnachgiebig gilt. Er hatte keine Freilassung auf Kaution zugestanden.

Er war es auch, der vor rund einem Jahr im Fall der auf Mallorca der Brandstiftung beschuldigten Hobbykegler aus dem Münsterland acht der Beschuldigten knapp zwei Monate in U-Haft gehalten hatte.

Die «Kegelbrüder» kamen Mitte Juli 2022 frei, als das Anwaltsteam der Gruppe – zu dem auch die Spanierin gehörte – einen Urlaub Rotgers ausnutzte, um eine Freilassung auf Kaution zu beantragen. Diese wurde von einer Vertreterin des Richters genehmigt.

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