Noch fliesst das russische Gas. Aber wie lange noch? Habeck befürchtet eine Blockade. Uniper gerät derweilen wegen gedrosselter Lieferungen in Bedrängnis.
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Die Pipeline Nord Stream 1 ist für Deutschland die Hauptversorgungsleitung mit russischem Gas - im Bild die Gasempfangsstation in Lubmin/Mecklenburg-Vorpommern. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/DPA/STEFAN SAUER

Das Wichtigste in Kürze

  • Robert Habeck befürchtet eine Blockade von Nord Stream 1 durch Russland.
  • Währenddessen gerät der Energieversorger Uniper wegen fehlenden Lieferungen unter Druck.
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Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eine Blockade russischer Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1.

Ab dem 11. Juli drohe «eine Blockade von Nord Stream 1 insgesamt», sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag bei einem «Nachhaltigkeitsgipfel» der «Süddeutschen Zeitung». Im Winter könne es deswegen wirklich problematisch werden. Die Versorgung mit Gas über den Sommer hinweg sei hingegen gewährleistet.

Mitte Juni hatte Russland unter Verweis auf technische Probleme die Lieferungen durch Nord Stream bereits stark gedrosselt. Als Reaktion darauf hatte die Bundesregierung die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. «Gas ist von nun an ein knappes Gut in Deutschland», hatte Habeck gesagt.

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Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1. Foto: Stefan Sauer/dpa - sda - Keystone/dpa/Stefan Sauer

Es wird befürchtet, dass während der alljährlichen Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 «superüberraschend» ein Mangel entdeckt wird. «Und dann sagt man: Ja, das können wir halt nicht wieder anmachen», so Habeck.

Noch fliesst das Gas

Die Speicher müssten zum Winter hin voll sein, so Habeck weiter. Zwei schwimmende Terminals zum Import von Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland müssten angeschlossen sein. Die aktuellen Füllstände der Speicher in Deutschland liegen laut Bundesnetzagentur bei rund 61 Prozent.

Nach der russischen Drosselung werde pro Tag 0,3 bis 0,5 Prozent Gas eingespeichert, sagte Habeck. Das sei ungefähr die Hälfte dessen, was vor dem «Cut» von Nord Stream 1 passiert sei. Es seien aber noch erhebliche Mengen.

Energieversorger Uniper unter Druck

Bereits die Drosselung der russischen Gaslieferungen bringt derweil den Energieversorger Uniper in Bedrängnis. Die Bundesregierung befindet sich nach Darstellung des Wirtschaftsministeriums mit dem Unternehmen in Gesprächen über Stabilisierungsmassnahmen.

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Uniper betreibt Kraftwerke in vielen europäischen Ländern. (Archivbild) - dpa-infocom GmbH

Uniper hatte seine Ergebnisprognosen für das laufende Jahr wegen der eingeschränkten Gaslieferungen aus Russland kassiert. Bereits im ersten Quartal waren wegen des Russland-Engagements Milliardenverluste bei den Düsseldorfern aufgelaufen. Für Stabilisierungsmassnahmen laut Uniper eine Reihe von Instrumenten infrage. Beispielsweise Garantie- und Sicherheitsleistungen, Erhöhung der aktuellen Kreditfazilität oder die Beteiligungen in Form von Eigenkapital.

Seit Mitte Juni erhält Uniper nach eigenen Angaben nur noch 40 Prozent der vertraglich zugesicherten Gasmengen von Gazprom. Das Unternehmen muss teuer Ersatzmengen beschaffen.

Die im MDax notierte Aktie von Uniper brach am Donnerstag ein. Im frühen Handel verlor sie knapp 23 Prozent, konnte die Verluste aber wieder reduzieren. Das Papier hat seit Jahresbeginn fast 70 Prozent verloren – es ist auf dem tiefsten Stand seit 2017.

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