Zum 44. Mal kamen viele Nationen zur grossen Antarktis-Konferenz zusammen – diesmal unter Vorsitz Deutschlands. Mit dem Ergebnis sind Umweltorganisationen aber alles andere als zufrieden.
Kaiserpinguin
Der Kaiserpinguin in der Antarktis. Ihr Lebensraum ist in Gefahr. - Liu Shiping/XinHua/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Umweltorganisationen haben sich enttäuscht über die Ergebnisse einer am Donnerstag in Berlin beendeten internationalen Antarktis-Tagung gezeigt.

«Dass sich die Staaten nicht auf Massnahmen zum Schutz der Antarktis und ihrer Tierwelt einigen konnten, steht in krassem Widerspruch zur Realität der Klimakrise», kritisierte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), laut einer Mitteilung der Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) nach dem mehrtägigen Treffen.

An der jährlich stattfindenden Konsultativtagung zum Antarktis-Vertrag (ATCM), die dieses Mal von Deutschland ausgerichtet worden war und am 23. Mai begonnen hatte, nahmen mehr als 400 Delegierte aus über 50 Ländern persönlich oder virtuell teil.

Keine Einigung erzielt

Die Organisationen äusserten «tiefe Besorgnis und Enttäuschung» etwa darüber, dass keine Einigung auf dringend notwendige Massnahmen gegen die wachsende Bedrohung des antarktischen Lebensraums erzielt worden sei. So sei ein von Grossbritannien stammender Vorschlag, den Kaiserpinguin als besonders geschützte Art auszuweisen, nicht angenommen worden. Obwohl viele Regierungen den Aktionsplan zum Schutz des Kaiserpinguins, der vom Aussterben bis 2100 bedroht sei, unterstützt hätten, habe China argumentiert, das Ausmass dieser Bedrohung bedürfe weiterer wissenschaftlicher Forschung.

ASOC-Geschäftsführerin Claire Christian zeigte sich unzufrieden. «Die Staaten, die dem Antarktisvertrag und dem Protokoll beigetreten sind, haben die Verpflichtung, die antarktische Tierwelt zu schützen», betonte sie. Die ASOC, ein Verbund von Umweltschutzorganisationen aus der ganzen Welt, nahm als Beobachter an der Tagung teil.

Die ATCM ist das Steuerungsgremium des Antarktis-Vertrages. Dieses System ist der internationale Rahmen, durch den Regeln und Normen für die Region festgelegt werden. Es hat deren friedliche und verantwortungsvolle Nutzung zum Ursprung. 1959 hatten sich 12 Staaten auf den Vertrag geeinigt, heute zählt er über 50 Vertragsstaaten. Ziel der Treffen ist, Massnahmen zum Schutz zu beschliessen und diese den Regierungen zur Umsetzung zu empfehlen. Die Beschlüsse werden auf der ATCM nach dem Einstimmigkeitsprinzip gefasst.

Dem ASOC-Bericht zufolge wurde in diesem Jahr auf der Tagung auch die Verabschiedung eines umfassenden Plans zur Berücksichtigung des Klimawandels blockiert. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen allerdings klar die besondere Bedrohung für die Antarktis im Rahmen der Klimakrise. So warnte etwa der Weltklimarat in seinem jüngsten Bericht deutlich vor den Risiken für die Region und auch den ganzen Planeten, wenn keine wirksamen Massnahmen ergriffen würden.

Kaum verbindliche Massnahmen

Gewisse Fortschritte, so die Experten, seien auf der Tagung aber im Bereich Tourismus in der Antarktis erreicht worden. So sei eine Entschliessung verabschiedet worden, die sich gegen bestimmte Formen dauerhafter touristischer Infrastruktur ausspricht, hiess es. Für den Sektor gibt es ASOC zufolge bislang kaum verbindliche Massnahmen, obgleich die Zahl der Touristen in der Antarktis jedes Jahr steige und die Auswirkungen sich immer stärker zeigten.

Kürzlich hatten DUH, ASOC und andere Organisationen bei einer Kundgebung am Brandenburger Tor auf wachsende Bedrohungen für die Antarktis aufmerksam gemacht – etwa mit einer schmelzenden Pinguin-Figur. Aus ihrer Sicht stellt das zunehmende Abschmelzen der Eisschilde eine grosse Bedrohung für Natur und Mensch dar. Die Organisationen wollen etwa auch ein Netz aus Meeresschutzgebieten.

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