Ukrainische Menschenrechtler wollen ihren Nobelpreis mit denen aus Russland und Belarus teilen – ungeachtet aller Kritik aus dem Heimatland.
Nobelpreis-Medaille
Nobelpreis-Medaille - POOL/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Friedensnobelpreis dieses Jahr geht an Kämpfer aus Belarus, Russland und der Ukraine.
  • Die ukrainischen Preisträger möchten die Auszeichnung teilen.
  • Diese Entscheidung stösst wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf Kritik.

Die ukrainischen Friedensnobelpreisträger begrüssen es, sich die Auszeichnung mit Menschenrechtlern aus Russland und Belarus zu teilen. Die Kritik aus ihrem Heimatland berücksichtigen sie dabei nicht. «Wir sind wirklich geehrt, mit ihnen zusammen diesen Preis zu bekommen.» Dies sagte die Geschäftsführerin der ukrainischen Bürgerrechtsorganisation Center for Civil Liberties, Oleksandra Romanzowa.

Mit Blick auf die ebenfalls mit dem Nobelpreis ausgezeichnete russische Menschenrechtsorganisation Memorial und den belarussischen Anwalt Ales Bjaljazki sagte Romanzowa: «Das sind genau die Leute, die alles dafür tun, Kriege zu verhindern.»

Preisträger würden russischen Staat nicht repräsentieren

Die Entscheidung, Menschenrechtler der drei Ex-Sowjetstaaten gemeinsam mit dem Nobelpreis auszuzeichnen, hat in der Ukraine Diskussionen ausgelöst. Scharfe Kritik kam etwa vom ukrainischen Präsidentenberater Mychajlo Podoljak: «Das Nobelpreiskomitee hat eine interessante Auffassung des Wortes ‹Friedens›. Vertreter zweier Länder sollen den Friedensnobelpreis zusammen erhalten, die ein drittes überfallen haben», schrieb er am Freitag auf Twitter.

Die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, verteidigte die Entscheidung am Samstag: «Wir wollen eine Einheit zeigen zwischen Zivilgesellschaften, die getrennt sind durch die politischen Regimes, unter denen sie arbeiten.» Keiner der Preisträger repräsentiere den russischen oder belarussischen Staat.

Die ebenfalls zugeschaltete russische Vertreterin von Memorial, die Anwältin Tatjana Gluschkowa, zeigte sich noch immer überwältigt: «Wir haben das überhaupt nicht erwartet, wir waren alle geschockt.» Ihre unter dem Druck der russischen Behörden offiziell aufgelöste Organisation sei derzeit dabei, das seit Jahrzehnten geführte Archiv zu retten.

Belarus beteiligt sich an Ukraine-Krieg

Der belarussische Menschenrechtler Ales Bjaljazki konnte nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Er ist im autoritär geführten Belarus bereits seit mehr als einem Jahr inhaftiert. Nicht einmal das Nobelkomitee wisse bislang, ob Bjaljazki von seinem Nobelpreis überhaupt schon erfahren habe, sagte Reiss-Andersen.

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Alexander Lukaschenko, Machthaber von Belarus. - Sputnik/AFP

Belarus wird seit fast drei Jahrzehnten von dem als «letzter Diktator Europas» kritisierten Machthaber Alexander Lukaschenko regiert. Unter seiner Führung beteiligt sich Belarus auch an dem Ende Februar von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine. Unter anderem stellt es Militärflugplätze bereit.

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