Klare Worte an die russische Regierung: Die Strategie des Kremls im Ukraine-Krieg sei «unverständlich», sagt der erfahrene General Georgi Schpak.
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Ukraine: Russische Soldaten im Ukraine-Krieg in Mariupol. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Moskau erntet für seine Kriegsstrategie immer mehr Kritik – auch aus dem eigenen Lager.
  • Nun äussert sogar ein Offizier in einem Interview offen seinen Unmut.
  • Man müsse jetzt dringend die Waffenlieferungen aus dem Westen stoppen, fordert er.
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Die Strategie des Kremls im Ukraine-Krieg stösst in Russland zunehmend auf Kritik. So halten beispielsweise viele den Rückzug aus Kiew für keine gute Idee. Ein hoch angesehener General des Landes hat sich nun in einem Interview offen zur Taktik der Regierung geäussert.

Dabei nimmt Georgi Schpak im Gespräch mit der Zeitung «Komsomolskaja Prawda» kein Blatt vor den Mund. Ohne Wladimir Putin direkt zu nennen, richtet der 78-jährige Kriegsveteran doch ziemlich kritische Worte an den Präsidenten.

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Russlands Präsident Wladimir Putin will das Donbass mit der Stadt Lyssytschansk erobern. - Keystone

«Die Regierung hat nicht mit so starkem Widerstand gerechnet», sagt er. Unterschätzt habe Moskau demnach vor allem die antirussische Propaganda in der Ukraine. «Gesänge und Fahnen» seien nicht zu erwarten gewesen, so Schpak.

Auch strategisch hat Russland laut Schpak im Ukraine-Krieg Fehler gemacht. Insbesondere der Rückzug aus Kiew und Charkiw in den Donbass gefällt dem General nicht. Er sagt: «Auch für mich als Profi ist diese Strategie unverständlich.»

Und weiter: «Vielleicht intervenierten hier gewisse Politiker, die einen ‹Verhandlungsprozess› wünschten.»

Schpak: Generalmobilmachung im Ukraine-Krieg nicht nötig

Zudem stelle sich auch die eigene Propaganda immer mehr als Eigentor heraus, sagt Schpak. Laut dem russischen Militär habe man die ukrainische Luftwaffe schon zweimal neutralisiert – dennoch fliegt sie weiterhin. Allerdings gelte Ähnliches für die ukrainischen Informationen, betont der Offizier: «Übertreibung gibt es auf beiden Seiten.»

Für den weiteren Kriegsverlauf bereiten Schpak in erster Linie die Waffenlieferungen aus dem Westen Sorgen. Es braucht gemäss dem General dringend militärische Schläge gegen Routen und Entladeorte: «Es ist unbedingt notwendig, die Lieferungen von westlicher Militärausrüstung an die Ukraine zu stoppen.»

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Russische Soldaten in Mariupol. (Archivbild)
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Ukrainische Soldaten in Rudnyzke begutachten eine Panzerfaust. (Archivbild)
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Laut Putin werden bis Ende Jahr 1600 Panzer produziert. Das ist laut dem ISW unmöglich. Im Bild: Panzer im Ukraine-Krieg. (Archivbild)

Auch eine sogenannte Generalmobilmachung würde laut Schpak nicht helfen, wenn die Nato-Kampfmittel weiterhin ungehindert in die Ukraine gelangen können. Aktuell sind rund 100'000 Soldaten im Krieg im Einsatz, zur Verfügung stehen Russland etwa eine Million.

Das Fazit des erfahrenen Offiziers: «Wenn die Operation in der Ukraine korrekt durchgeführt wird, ist eine Generalmobilmachung nicht notwendig.»

Russland hat sich zuletzt aus Städten wie Kiew und Charkiw zurückgezogen. Im Fokus des Kremls steht nun vor allem der Donbass, wo die Armee auch Erfolge verbuchen kann. So steht man Berichten zufolge vor der Eroberung von Sjewjerodonezk. Mariupol ist derweil bereits unter russischer Kontrolle.

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