Seit Monaten herrscht in der Ukraine Krieg. Gleichzeitig wächst die Sorge um einen russischen Atomschlag. Dieser könnte auch die Schweiz betreffen.
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Ein russischer Waffentest. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schon zu Kriegsbeginn hat Putin seine Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt.
  • Erst kürzlich hat der Kreml aber einen Atomangriff mit rund 100 Soldaten simuliert.
  • Ein ETH-Experte erklärt, welche Länder ein Atomschlag gegen die Ukraine treffen würde.
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Das nukleare Säbelrasseln nimmt kein Ende: Während der Kreml Gerüchte über eine russische Atombedrohung zurückweist, gibt es Berichte über Nuklearwaffen-Übungen in Kaliningrad.

Wie gross ist die Bedrohung durch russische Atombomben wirklich – und welche Länder wären von einem Angriff betroffen? Stephen Herzog, Experte für nukleare Rüstungskontrolle an der ETH, ordnet bei Nau.ch ein.

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Russland besitzt zahlreiche Nuklearwaffen – abgebildet ist eine ballistische Interkontinentalrakete bei einem russischen Test im April 2022.
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Dass Putin diese im Ukraine-Krieg einsetzt, hält Experte Stephen Herzog jedoch für unwahrscheinlich.
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Sollte es doch zum Atomschlag kommen, würde Russland wohl auf taktische Waffen setzen. Der Einsatz einer strategischen Atombombe hätte Auswirkungen wie der Angriff auf Hiroshima 1945.
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Dabei würden grosse Gebiete zerstört und unbewohnbar – wie hier in Hiroshima in den 1940er Jahren.

Das Risiko, dass Putin Atomwaffen einsetzt, hält der Forscher für gering. Und das aus zwei Gründen: «Erstens ist Russland in der Lage, Ziele in der Ukraine mit konventionellen militärischen Mitteln zu zerstören. Zweitens würde eine nukleare Eskalation das seit 1945 bestehende Atomwaffen-Tabu brechen.» Das wiederum würde ein Eingreifen der Nato und damit schwerwiegende Folgen für Russland bedeuten.

Mit den Drohungen wolle der Kreml möglicherweise von seinen Misserfolgen im Ukraine-Krieg ablenken. Zudem versucht Russland wohl, die Nato-Staaten glauben zu lassen, eine Einmischung wäre gefährlicher, als sie eigentlich ist.

Auch Schweiz im Ukraine-Krieg nicht sicher

Sollte es im Ukraine-Krieg dennoch zu einem Atomschlag kommen, wären je nach Szenario unterschiedliche Länder betroffen. «Der Einsatz einer einzigen taktischen Nuklearwaffe hätte wohl keine Auswirkungen über die Ukraine hinaus», erklärt Herzog.

Es sei allerdings möglich, dass der Wind die Strahlung in die Nachbarländer tragen könnte. Betroffen wären also Polen, Rumänien, Moldau, Ungarn, die Slowakei und eben auch Belarus und Russland selbst. «Ein weiterer Grund, warum ich es für unwahrscheinlich halte, dass der Kreml diese Waffen einsetzt.»

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Das russische Staatsfernsehen simulierte im Ukraine-Krieg mit dieser Grafik einen Atomschlag auf Europa. - Screenshot Twitter

Ein anderes Szenario würde einen totalen Atomkrieg in Europa bedeuten: Putin könnte alle grösseren Städte in europäischen Nato-Ländern in 20 Minuten erreichen, in den USA in 30. Heisst: «Selbst ein neutrales Land wie die Schweiz wäre nicht sicher, falls Russland sich entschliesst, seine Atomwaffen einzusetzen.»

Halten Sie einen Atomschlag gegen die Ukraine für realistisch?

Neben den taktischen existieren auch strategische Nuklearwaffen: Sie sind dafür gebaut, ganze Städte oder grosse militärische Ziele zu vernichten. Sollte Putin im Ukraine-Krieg eine solche Bombe einsetzen, wäre das mit dem US-Angriff auf Hiroshima 1945 vergleichbar. Damals starben Schätzungen zufolge bis zu 200'000 Menschen.

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